laut.de-Kritik
Musik zum Fäusteschwingen.
Review von Manuel Berger"Now to battle, run to glory / The warrior's way at least lets you die with some pride." Es ist wieder Zeit für ein wenig Manowarismus aus Schweden. Aber, das muss man Grand Magus lassen, ihre Musik kann man im Gegensatz zu der der Kings of Metal auch heute noch schamlos hören, ohne sich erst fünf Bier reinzustellen. Okay, nur wenn man nicht auf die Texte achtet, natürlich.
'Musik zum Fäusteschwingen' trifft es bei "Wolf God" zusammengefasst wohl am besten. Ob im Schlafzimmer, auf dem Festivalacker oder mit Boombox um die Ritterrüstung beim Karneval – völlig egal. JB Christofferssons epische Hooklines versetzen einen überall in ruhmreiche Stimmung. Da Grand Magus ihre Wurzeln im Doom immer noch nicht vollständig gekappt haben und mit Ausnahme des "Game Of Thrones"-Intros "Gold And Glory" auf Firlefanz verzichten, tönen die Songs musikalisch trotzdem angenehm unprätentiös und kitschfrei. Sicher auch ein Verdienst des geänderten Aufnahmeprozesses: Das Trio spielte "Wolf God" live ein.
Die Schattenseite dieses im Kern schnörkellosen Songwritings: Die Riffs bleiben konturlos und dienen oft einzig als Mittel zum Zweck JBs Schlachtgesänge zu pushen. "He Sent Them All To Hel" zum Beispiel ist ein Filler wie er im Buche steht. Dröges Palm-Muting wohin das Ohr hört, durchsetzt von müden Power-Chord-Verschiebungen. Judas Priest klängen wohl selbst mit Kathether im Pflegeheim noch frischer als das hier. Und als wäre die Nummer noch nicht unspannend genug, beenden Grand Magus das Trauerspiel mit einem Fade-Out. So klingt also eine Niederlage.
Andernorts geht die Simplizität dafür voll auf. Im leicht an Candlemass erinnernden "Glory To The Brave" übernehmen Schlagzeug und Bass die Hauptarbeit in der Strophe. Das akzentuiert die dazwischen aufragenden Gitarrenwände. Mit recht einfachen Mitteln schaffen Grand Magus so ein breitwandiges Hörerlebnis. Am Ende treiben sie das mit dröhnenden a-cappella-Gangshouts auf die Spitze. Ähnlich pointiert spielt die Band in "Brother Of The Storm", wo JB seine Liebe zu Dio beweist und das melodische Hauptriff Wiedererkennungswert besitzt.
Für Highlights sorgen auch immer wieder die Gitarrenleads. Es wirkt fast, als wollten Grand Magus damit die mangelnde Kreativität im Riff-Department wettmachen. Hier weichen sie bisweilen von der 0815-Heavy Metal-Formel ab. Vor allem in "A Hall Clad In Gold" und "Brother Of The Storm" glänzt JB mit eigenwilligen, für sich selbst stehenden Soli. Klassischer NWOBHM-Melodienkunst frönt er dafür in "To Live And Die In Solitude" und "Dawn Of Fire".
"Fall to your knees and bow to the Wolf God!" Na gut, dann eben doch. Noch sind Grand Magus insgesamt zu überzeugend, um ihre neue Platte nicht wenigstens ein bisschen zu feiern. Kitchen Warrior-Zynismus hin oder her. Solange gute Arrangements platte Momente kaschieren, die Hooks einschlagen und sie melodisch nicht ausschließlich auf Nummer sicher gehen, verzeiht man den Schweden ein paar Ideenlosigkeiten.
1 Kommentar
Auch diese Musikanten sind meinen Ohren ein Wohlgefallen! Möge diese Kapelle die tapferen Krieger der Musikfestivals 2019 mit ihren Liedern und Arien erquicken und ihnen Mut zusprechen für die Schlachten die da noch kommen werden!