laut.de-Kritik
Alternative Rock gegen die Resignation.
Review von Dominik LippeNach drei EPs und der immens erfolgreichen Single "Blood//Water" wagt sich Grandson an sein Debütalbum, das er "unter Tränen geschrieben und vor Wut und Angst zitternd aufgenommen" habe. Der Sänger kämpft an zwei Fronten zugleich: Während er sich mit seinem XX Resistance Fund für ein gutes Dutzend politischer Fragen einsetzt, hadert er im Inneren mit Ängsten und Selbstzweifeln. "Death Of An Optimist" schlägt die Brücke vom engagierten Alternative-Musiker Grandson zur zweiten Identität X, die als spöttischer Antagonist seine Sicht der Dinge darlegt.
Mit leiser Wehmut ("Death Of An Optimist - Intro") und einer Portion Rotzigkeit ("In Over My Head") würzt Grandson seinen handgemachten Album-Einstieg. Spannender fällt das atmosphärische "Identity" aus, das sich als erste Single den Seelenqualen des Sängers widmet: "The past keeps haunting the future, I imagine. All I ever wanted was a little peace and quiet." Der Refrain zur Identitätssuche bewegt sich in adäquater Weise ganz in der Tradition Linkin Parks: "I'm so sick, but I can't find a remedy. I'm still tryna find my identity.
"Identity" stellt die eigenen Unzulänglichkeiten zudem den gesellschaftlichen Schwierigkeiten gegenüber. "Mass epidemic, no mask in a mass, call the medic", nimmt in der zunehmend trappigen zweiten Strophe Bezug auf aktuelle Ereignisse. Wer sich an Protestbewegungen beteiligt, lebt jedoch gefährlich: "One false move, you're a Kennedy. If you fight it, you're the enemy." Dennoch bleibt das Engagement als Akt der Nächstenliebe alternativlos, wie er in der tanzbaren Single "Dirty" betont: "Do you have enough love in your heart to go and get your hands dirty?"
Doch mit "The Ballad Of G And X - Interlude" kippt die Stimmung. Grandson sinkt hernieder, um seinen sehnsüchtigen Blick gen Himmel zu richten: "I watch these birds fly and I cry. Why can't I? Why can't I?" Sein Alter Ego X übernimmt, um in "We Did It!!" sein zynisches Weltbild auszubreiten. Auch musikalisch nimmt die Feinfühligkeit ab. In "WWIII" hämmert der Wahl-Kalifornier dem Rezipienten einen strapaziösen Refrain vor den Kopf. Dazu nehmen die Trap-Anleihen und Rap-Anteile der musikalischen Kriegserklärung zu. "Try to wash my hands, never gonna get them clean."
Dass eine gepflegte Introspektion nicht nur leidvolle Erkenntnisse zu Tage fördern kann, sondern auch mit toxischen Eigenarten konfrontiert, zeigt "Riptide". "I have done bad things, did them to good people. Got no self-control, it's the root of my evil", kämpft er mit seinen schlechten Marotten, die sich nur schwerlich austreiben lassen: "These bad habits, they die slowly." Um sich aus der titelgebenden Strömung zu befreien, benötigt er schon eine helfende Hand: "Save me from myself." Mike Shinoda leistet als Song-Produzent derweil zumindest musikalische Unterstützung.
Das gilt auch für Travis Barker von Blink 182, der durch seine Beteiligung an "Drop Dead" der abgründigen Hälfte des Albums zumindest einen Hauch jugendlicher Leichtigkeit verleiht. Im ebenso pathetischen wie bittersüßen Finale "Welcome To Paradise - Outro" fällt der Schmerz von Grandson ab. Doch unter der Oberfläche brodelt es nicht nur musikalisch. Potenzielles Unheil bleibt unter der dünnen Schicht der sich stetig wiederholenden Selbstvergewisserung ("Welcome to paradise!") präsent und kann sich jederzeit Bahn brechen.
Die Existenz von "Death Of An Optimist" beweist bereits, dass Grandson Probleme produktiv angeht und damit in Wahrheit einer optimistischen Sicht anhängt: "Wenn du nicht die Kraft in dir hast, schau auf die Person neben dir, um die Motivation zu finden, dich zu engagieren." Das erinnert an den Kabarettisten Hagen Rether, der aus der Arbeit von Frauenrechtlerinnen im Nahen Osten und in Schulen aufklärende Holocaustüberlebende einen Zwang zum Optimismus ableitet: "Wenn die den Glauben an diese Gesellschaft noch nicht verloren haben, wer bin ich, dass ich resigniere?"
5 Kommentare
selten so einen lahmen Schnarchrock gehört.
Wenn schon Alternative Revival, dann so:
https://youtu.be/zODNnOc4odQ
Das hat wenigstens Saft...
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
Die Mischung aus Rock und elektronischer Musik muss man mögen aber es handelt sich hier defintiv eines der spannenderen Beispiele moderner Rockmusik. Die unterschiedlichen Einflüsse verbinden sich zu einem eigenständigen und runden Sound der zu keinem Zeitpunkt Originalität vermissen lässt. Den Spagat zwischen Diversität und rotem Faden schafft das Album wunderbar und die Produktion ist, wie bereits bei den EPs, ein Traum.
Skip it like Beckham. Das ist nicht A. Rock, das ist Trap Pop und gehört in jedes Formatradioklo.
Langweilige Platte ... gesanglich auch überschaubar ..