laut.de-Kritik

Ein sorgloser Griff in den Schritt.

Review von

Green Day sind der Peter Pan unter den Pop-Punk-Bands. Seit 33 Jahren steht das Trio nun schon für eingängigen Gitarrenspaß, gilt als Wegbereiter des ganzen Genres und doch will sich einfach keine altersbedingte Ernsthaftigkeit bei den Kaliforniern einstellen.

Dass Green Day nie erwachsen werden wollen, unterstreicht das beduselte Einhorn mit Regenbogen-Rotz, das den Titel ihres 13. Studioalbums "Father Of All Motherfuckers" mit infantiler Gleichgültigkeit zensiert. Billie Joe Armstrongs Kinder finden es zum Schießen, und dass Green Day dazu noch das Cover ihres Welterfolgs "American Idiot" von 2004 andeuten, verrät den völlig entpolitisierten Spaß-Ansatz des Albums gleich zu Beginn.

Die Lage der Nation könnte Green Day auf "Father Of All Motherfuckers" nicht egaler sein und dementsprechend poppig und losgelöst fällt auch der Sound der Platte aus. Natürlich gehörten Green Day schon seit ihren Anfängen zu den beschwingtesten Vertretern des Punk, für "Father Of All Motherfuckers" geht die Band aber noch ein paar Dekaden weiter zurück und bedient sich am noch sorgloseren Glam-Rock.

Was klingt wie T. Rex für Skateboarder, erinnert schon im Opener "Father Of All..." stark an den borstigen Sound von The Hives und weckt keine Assoziationen mehr zu College-Partys und Red Cups. Armstrong klettert mit seiner Stimme so hoch, dass sich der klassische Green-Day-Sound von dort oben nur noch schwer erkennen lässt. Diesen Ausflug in die Siebziger garnieren Green Day mit simplen Garage-Riffs à la Sonics, jede Menge "Ooooh" und "" und animierenden Claps.

Dieser musikalische Griff in den Schritt setzt sich in "Fire, Ready, Aim" nahtlos fort, wo sich das Trio noch schamloser bei The Hives bedient. Armstrong imitiert sogar den leicht leiernden Gesang von Pelle Almqvist ganz passabel. Klar, diese neue Richtung klingt derivativ und kommt vielleicht ein paar Jahre zu spät, sorgt in der massentauglichen Rockparty-Playlist allemal für gute Stimmung.

Spätestens ab dem ebenfalls äußerst tanzbaren "Meet Me On The Roof" möchte man den ewig gleichen Mitklatsch-Rhythmus aber ins Exil schicken. Green Day produzieren hier zwar einen ausgelassenen Hüftschwinger, der im Kontext des Albums aber mit der Gutelaune-Redundanz zu kämpfen hat. Immerhin kann man bequem durch die knackigen 26 Minuten Laufzeit wackeln, ohne sich großartig umstellen zu müssen.

Das Tempo nehmen Green Day schließlich mit dem balladesken "Junkies On A High" raus, in das sich ein Chipmunk-Tune zwischen den schleppenden Beat geschlichen hat. Die Band kann sich selbst in den ruhigen Momenten nicht zusammenreißen und kichert verkniffen in unpassende Situationen hinein. Das mittlerweile gesetzte "Oh Yeah!" muss natürlich auch als Stimmungsmacher mit.

Der letzte Teil gestaltet sich dann wieder als anheizende Stadionhymnen-Sektion, in der Green Day die alten Rock-Tugenden wieder aufleben lassen. "Take The Money And Crawl" und "Graffitia" scheinen tatsächlich aus einer Zeit weit jenseits der Neunziger zu kommen, als Rock noch für große Posen und nicht für seelische Selbst-Therapie stand.

"Father Of All Motherfuckers" kommt also wenig bedeutungsschwanger daher, punktet aber mit dem Party-Faktor. "I Was A Teenage Teenager" heißt ein Song auf der Platte. Heute sind Armstrong, Mike Dirnt und Tré Cool Teenage Middle Aged Men, die hier ihre jugendlichen Schatten jagen. Das sieht manchmal ungelenk aus, liefert mitunter aber ganz unterhaltsame Momente.

Trackliste

  1. 1. Father Of All...
  2. 2. Fire, Ready, Aim
  3. 3. Oh Yeah!
  4. 4. Meet Me On The Roof
  5. 5. I Was A Teenage Teenager
  6. 6. Stab You In The Heart
  7. 7. Sugar Youth
  8. 8. Junkies On A High
  9. 9. Take The Money And Crawl
  10. 10. Graffitia

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