laut.de-Kritik

Gus Gus galoppieren wieder in Richtung Pop.

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Eine der wenigen Konstanten in der über 15-jährigen Geschichte von Gus Gus ist der Hang zu poppiger elektronischer Musik, die sich nicht von Genre-Vorschriften einengen lässt. Nach vielen Fluktuationen innerhalb der Mannschaft (das Debütalbum wurde zu elft aufgenommen), scheint sich das Format des Trios zu bewähren. "Arabian Horse" ist nach "24/7" das zweite Album, das President Bongo, Biggi Veira und Daníel Ágúst Haraldsson zu dritt produzieren.

Während der Vorgänger, ebenfalls auf dem legendären Kölner Techno-Label Kompakt erschienen, auf absolute Reduktion und außergewöhnliche Form setzt, galoppiert das arabische Pferd wieder in Richtung Pop. Dass die zwei riesigen, modularen Doepfer-Synthesizer weiterhin eine reduzierte Marschrichtung vorgeben, machten bereits vorab veröffentlichte Live-Videos deutlich. Doch auch Streicher oder Akkordeon finden ihren Weg in das siebte Machwerk der Isländer.

Hin und wieder schielt "Arabian Horse" zurück in die Neunziger, ohne jedoch in Wehmut zu verfallen. Die allgegenwärtigen Synthie-Flächen offenbaren in ihrer Extremform einen Hang zum Trance. So lösen etwa "Be With Me" oder "Deep Inside" kurzzeitig schreckliche Assoziationen zum nicht totzukriegenden Delfin der Dream Dance-Reihe aus. Diese Überreste einer vergangenen Musikepoche schmälern ein ansonsten tadelloses Dance-Album jedoch nur gering.

Druck und Dancefloor-Tauglichkeit stehen klar im Mittelpunkt. Hier spielen Gus Gus ihren Sinn für vielfältige Beats mit souligen Vocals aus. Die emotional geprägten Songs bauen auf einen meist technoiden Grund, was vor Beliebigkeit schützt und gleichzeitig Massen animiert. Selten hat man mit dem Finger in der Luft zur Beziehungkrise getanzt. "Over" zeigt nicht nur, dass dies möglich ist, sondern bedeutet neben sphärisch-komplizierten "Selfoss" einen der Höhepunkte des Albums.

Auch wenn es hörbar guttut, dass die Isländer wieder in poppige Gefilde gefunden haben, so überzeugt "Arabian Horse" vor allem im Experiment. "Selfoss" wandelt durch Sphären der elektronischen Musik, versagt einem nach vier Minuten den angedeuteten Peak und endet mit Banjo und Akkordeon im Gypsy-Style. Ebenso verhält es sich mit den unzähligen Spuren bei "Magnified Love" oder dem hypnotisch-treibenden, achtminütigen Instrumentaltrack "Benched", einem fulminanten Schlusspunkt, der den wiedergeborenen Gus Gus eine rosige Zukunft voraussagt.

Trackliste

  1. 1. Selfoss
  2. 2. Be With Me Now
  3. 3. Deep Inside
  4. 4. Over
  5. 5. Within You
  6. 6. Arabian Horse
  7. 7. Magnified Love
  8. 8. Changes Come
  9. 9. When Your Lover’s Gone
  10. 10. Benched

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