laut.de-Kritik
Verhältniskritik in Zuckerpop.
Review von Jasmin LützGustav aka Eva Jantschitsch wünschte ich mir schon 2005 zur besten Freundin. "Rettet Die Wale" hieß das Debüt, dessen Textzeilen offenherziger, provokativer, revolutionärer, liebevoller, krasser und ehrlicher nicht sein konnten. Ihre Laptop-Kompositionen führten sie schon damals auf den Thron der feministischen Musikszene.
2008 breitet die Wienerin ihre Protest-Popsongs weiter aus. Medienkritisch zeigt sich Gustav auf der neuen Platte zunächst gegenüber beliebten Samstagabend-Shows ("Neulich Im Kanal"). Wetten, dass sich Frau Jantschitsch mit diesem Nachfolger noch höher in den deutschen Pophimmel ballert?
Während die Texte weiterhin mit Doppelbödigkeit und Überspitzungen jedes Tabu aussprechen, bleibt die Musik stets fröhlich und gelassen. Ihren verbalen Ideenreichtum vermischt Jantschitsch mit jeder Menge Humor, der aber niemals ins Alberne abrutscht.
Neben Casio-Sounds vergnügt sie erneut mit volkstümlichen Traditionen. Der Titeltrack lädt zum Duett mit MP Kopflos von Glutamat. Sein düsterer Sprechgesang erinnert ein wenig an Neubauten-Mann Blixa Bargeld.
"Verlass Die Stadt" antwortet auf die Idee Stadt an sich, auf menschenfeindliche Sozialbauten, die unbeachtet von der Masse allerorts wuchern. Die Bibel zitiert Gustav in "Alles Renkt Sich Wieder ein" und kombiniert die geistlichen Worte mit einem Blasinstrument. Ein trostspendender Schlager.
Den etwas anderen Geburtstagssong gibt es in "Happy Birthday" zu hören. Die Endzwanzigerin erinnert uns charmant an die Gewissheit, dass das Leben eben doch kein Wunschkonzert ist. Bitte nie vergessen. Alles Gute auch dir, Gustav!
3 Kommentare
ja, doch, gutes Album!
Gustav ist sowieso sehr, sehr nett.
"Rettet die Wale" und "We shall overcome" waren Überhits!. Die neue Platte hab ich noch nicht gehört.
Aber ihr Konzert im Karlstor am 30.06. ist natürlich Ehrensache.