laut.de-Kritik

Breitbeinig zwischen Helltrain, Andrew W.K. und Hanoi Rocks.

Review von

Mit "Egomania" meldet sich der mentale Lattenknaller und ehemalige Turbonegro-Fronter Hank von Helvete zurück. Zwar versuchte er vor einigen Jahren mit Bandmitgliedern von Satyricon, Apoptygma Berzerk, KMFDM und Extol unter dem Banner Doctor Midnight And The Mercy Cult eine Supergroup zu starten, aber das ging dann doch irgendwie in die Hose.

Da ich Turbonegro freiwillig nie gehört habe, kann ich mich über vorhandene oder nicht vorhandene Ähnlichkeiten kaum äußern. Man munkelt aber, allzu weit ist er von seiner legendären Ex-Truppe nicht weg. Ist im Endeffekt aber auch scheißegal. Wichtig bleibt: "Egomania" macht Spaß, und zwar von vorne bis hinten. Da musikalisch keine Grenzen bestehen, macht die Sache umso sympathischer.

Spontan kann Hank Von Hells Sound als eine Mischung aus Helltrain, Andrew W.K. und Hanoi Rocks bezeichnet werden. Dazwischen bleibt aber noch jede Menge Raum. Gesanglich ist Hank näher bei Hanoi Rocks denn dem Gekeife von Helltrain. Aber hört euch "Bum To Bum" an - die musikalischen Parallelen zu den Schweden werden deutlich.

Zwar hört man im Intro des Titeltracks eine Westerngitarre, die kommt bis zum letzten Track aber nicht mehr zum Einsatz. Viel mehr eröffnet "Egomania" als ordentlicher Sleazerocker mit sattem Groove. Mehr Dampf hat "Pretty Decent Exposure" auf dem Kessel, und mit der erwähnten, astreinen Single "Bum To Bum" gehts richtig ab.

Zwischendrin dürfen in "Blood" sogar ein paar Bläser ran, was die Nummer fast schon zum Score macht. Erinnert mich irgendwie fast an "Come With Me" von Puff Duddelididdeldi und Jimi Page. Düster geht es auch in "Never Again" zu, bevor "Bombwalk Chic" das Steuer wieder Richtung Party rumreißt.

"Wild Boy Blues" geht als Happy-Mitschunkel-Nummer durch - eigentlich die beste Voraussetzung, um eine mittelschwere Gastritis auszulösen. Doch mit der breitbeinigen Schweinerock-Attitüde macht das richtig Laune.

Auch wenn man sich über die seltsame Aussprache von "Adios (Where's My Sombrero)" wundern kann, gibt diese Nummer einen würdigen Rausschmeißer: So startet der Track zunächst als Ballade im Westernstyle, um nach kurzem Break in bester Suicidal Tendencies-Manier nach vorne abzuzischen.

"Egomania" ist ein echt richtig starkes Album, das sowohl in der Karre, als auch auf Partys bestens funktioniert. Die kurz und knackig gehaltenen Songs kommen dem Partycharakter sehr entgegen. Wer ein Gegenmittel für die "Last Christmas"-Dauerberieselung braucht, der greife zu.

Trackliste

  1. 1. Egomania
  2. 2. Pretty Decent Exposure
  3. 3. Blood
  4. 4. Dirty Money
  5. 5. Bum To Bum
  6. 6. Never Again
  7. 7. Bombwalk Chic
  8. 8. Wild Boys Blues
  9. 9. Too High
  10. 10. Adios (Where's My Sombrero)

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