laut.de-Kritik
Mensch gegen Maschine: ein Spiel mit Widersprüchen.
Review von David HutzelDie Story von "Chappie" gibt nicht mehr her, als man es von einem durchschnittlichen Science-Fiction-Streifen erwartet: Entwickler Deon Wilson stattet einen Roboter mit einem menschlichen Bewusstsein aus. Klingt super, wären da nicht jede Menge Widersacher, die seinen Schützling Chappie wieder aus Johannesburg vertreiben wollen.
Gut gegen Böse, also. Oder, im Kontext von "Chappie": Dev Patel gegen Hugh Jackman, garniert mit verqueren Momenten von Die Antwoord, die im Film Straßengangster verkörpern. Eine Standard-Variation des Actionkino-Drehbuchs mit schönen Effekten, die sich letztendlich auf eine zentrale Frage herunterbrechen lässt: Ist ein denkender Roboter trotz der Tatsache, dass er Gefühle besitzt, weniger wert als ein Mensch?
Auch wenn diese Frage etwas weit hergeholt und visionär erscheinen mag, baut Hans Zimmer seinen Soundtrack rund um das Thema Mensch gegen Maschine. Ein perfektes Setting für die Arbeit des Komponisten, der seit jeher gern mit solchen Gegensätzen kokettiert. Der Frankfurter muss dafür gar nicht lange in seinem Werkzeugkasten suchen: Allem voran prägen Synthie- und Industrial-Sound das Klangbild.
In "Firmware Update" folgen auf Trip Hop-Anleihen ein sachtes Glockenspiel und erhabene Chöre. In dieser Art trifft das Organische immer wieder auf das Elektronische, das Bedrohliche stellt sich gegen das Fröhliche.
Das Spiel mit den Widersprüchen gleitet jedoch alsbald in undurchsichtiges Hantieren mit immer gleichen Sounds ab. Hans Zimmer lässt sich für "Chappie" zwei tragende Motive einfallen, die hier und da in leichten Variationen auftauchen.
Ein ruhiges, gutes, das langsames, fast lethargisches Klavierspiel kennzeichnet ("The Only Way Out Of This"). Und ein dunkles, böses, ausgedrückt von nervösen Synthies und tiefen Bässen, das immer dann vorkommt, wenn es der Titel der Tracks schon erahnen lässt ("Indestructible Robot Gangster #1", "Rudest Bad Boy In Joburg").
Diese Beschränkung auf wenige Sounds, die einzelnen Handlungen des Films zugeordnet sind, mag im Zusammenspiel mit dem visuellen Material unerlässlich sein. Doch ist es wirklich möglich, diese Stücke als vom ursprünglichen Medium losgelöstes Produkt zu verkaufen? Insgesamt gestaltet sich der Soundtrack über die volle Stunde Laufzeit nämlich sehr zäh.
Die Sequenzer glühen zwar, doch der Soundpool, aus dem sich Zimmer bedient, bleibt derselbe. Immer und immer wieder. Die Songs entwickeln langsam ihre repetitiven Melodien und tragen irgendwo einen nicht ganz überraschenden Twist in sich. Das allein aber reicht nicht aus, um ein eigenständiges Album zu formieren.
So ist der Soundtrack zu "Chappie" für den analytischen Hörer vielleicht noch interessant, weil hier und da durchaus musikalische Finessen aufblitzen. Allen anderen kommt Zimmers Werk abgekoppelt vom Film, nicht entgegen. Dafür ist es schlicht zu lang, zu beschränkt und zu selbstreferenziell.
4 Kommentare mit 2 Antworten
Da hat sich Herr Zimmer wohl bei Reznor ein wenig bedient. Naja, immerhin ein Lichtblick. In den letzten Jahren war Zimmer nicht mehr zu gebrauchen. Man hätte aber durchaus auch die Die Antwoords Songs draufpacken können. Die haben den Film mehr geprägt als Zimmer.
ps. Es ist eher Die Antwoord der Film als normales SciFi Kino. Unbedingt auf Englisch gucken!
Kenne weder Film noch Soundtrack, aber wenn ich da an seinen zünftig dröhnenden Soundbrei zu, "Inception", "The Dark Knight Rises" und "Twelve Years a Slave" oder das stellenweise unerträgliche Gedudel in "Interstellar" denke, ist alles ein Fortschritt.
Hatte der Film was mit Musik am Hut? Fand den Film nicht so schlecht, wie ihn die Kritik weit es gehend gemacht hat.
"Weit es gehend" –
Hatte der Film was mit Hundefutter am Hut? Meine Nachbarin hat immer die Reste aus der Dose gekratzt, dabei hatte die ein Wohnmobil, in dem sie nicht mal wohnen musste.
Besser als das neue Prodigyalbum.