laut.de-Kritik

Weltmusik mit starkem Coolness-Faktor.

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Hektische Betriebsamkeit kann man Zahra Hindi alias Hindi Zahra sicherlich nicht vorwerfen. Fünf Jahre brauchte sie, um ihr Debüt "Handmade" fertig zu stellen, weitere fünf, um ihren nun vorliegenden Zweitling zu veröffentlichen. Dazwischen gab sie etwa 400 Konzerte, heimste in ihrer zweiten Heimat Frankreich Kulturpreise ein und trat in zwei Filmen auf, darunter Fatih Akins "The Cut" von 2014, bei dem sie auch auf dem Kinoplakat zu sehen ist.

Um sich zu erholen, zog sich Zahra zwischendrin ein Jahr lang in ihr Geburtsland Marokko zurück und mietete sich in der Altstadt von Marrakesch ein Riad, einen Palast mit Innenhof. "Ich bin in die Einsamkeit eingetaucht, an einen Ort, der deine Geschichte in sich aufsaugt und neu erzählt. Ein Ort, der Lieder aus einer befreienden Trance erschafft. Manchmal habe ich mir Vorräte angelegt und habe das Haus zwei Wochen lang nicht verlassen", erzählt sie.

Schließlich lud sie den aus Essaouira stammenden, in Köln lebenden Perkussionisten Rhani Krija ein. "Er erschien mit einem ganzen Lieferwagen voller Perkussionsinstrumenten, die er im Innenhof des Riads ausbreitete. Wir wählten aus und wir mischten: kubanische Rhythmen mit marokkanischen Perkussionen, marokkanische Rhythmen mit indischen Perkussionen, ...".

Das Ergebnis ist ein rhythmusbetontes Album, das auch Marokko-Liebhaber Robert Plant Freude bereiten dürfte. Die Ohrwurmqualität ihrer Musik hat Zahra beibehalten, primär kommerzielle Interessen kann man ihr aber nicht unterstellen, handelt es sich doch um elegant vielschichtig komponierte Stücke.

Als Mensch von Welt singt sie auf Französisch, Arabisch, Englisch. Ihre eher dünne Stimme setzt sie gekonnt ein, indem sie mehrere Spuren gleichzeitig nutzt oder Harmonielinien einflicht. Gitarren mit viel Twang lassen Wüstenstimmung aufkommen, doch kommen auch viele andere Klänge, darunter Klavier, arabische Saiteninstrumente und Streicher, zum Einsatz.

Weltmusik mit einem starken Coolness-Faktor, also. Ein bisschen wie bei Manu Chao, wobei Zahra weniger rockig rüberkommt, eher filigran. So in einem der besten Stücke des Albums, "Broken Ones", in dem sie diesmal ganz ohne Perkussionen klanglich das Bild einer in Mondlicht getauchten Landschaft erweckt.

Bei solch einem hochwertigen Ergebnis darf sich Hindi Zahra bis zum nächsten Album ruhig wieder fünf Jahre Zeit lassen.

Trackliste

  1. 1. To The Forces
  2. 2. Silence
  3. 3. Any Story
  4. 4. Un Jour
  5. 5. Can We Dance
  6. 6. La Luna
  7. 7. The Blues
  8. 8. Broken Ones
  9. 9. Dream
  10. 10. Cabo
  11. 11. The Moon Is Full

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