laut.de-Kritik
Techno kann auch lustig sein.
Review von Daniel StraubBedauern? Nein, das ist Ilsa Golds Sache bestimmt nicht. Niemals! Da steht es dem österreichischen Dada-Techno-Duo doch viel besser zu Gesicht so plakativ naiv wie absichtlich falsch zu formulieren: "Regretten? Rien!" Zehn Jahre haben Christopher Just und Peter Votava Zeit gehabt, über Jugendsünden wie ihre Clubhits "Up" oder "Silke" nachzudenken. Rausgekommen ist dabei glücklicherweise nicht die Einsicht, nun Ernsthaftigkeit auf ihre Fahnen zu schreiben, sondern vielmehr die Erkenntnis, dass die nachwachsenden Ravergenerationen heute nichts dringender nötig haben, als eine gehörige Portion dadaistischen Humors aus dem Hause Ilsa Gold.
Diese bekommen sie mit der Doppel-CD "Regretten? Rien!" in goldglänzender Verpackung dargeboten, auf der Ilsa Gold die drei Jahre, in denen sie dem Techno ihren unverkennbar ironischen Stempel aufdrückten, noch einmal aufleben lassen. Los geht alles im Wien des Jahres 1993, als Christopher Just und Peter Votava aka DJ Pure gemeinsam an Synthesizer und Sampler rumspielen. Kurz darauf sind auch schon die ersten brauchbaren Ergebnisse aufgenommen, die unter dem Namen "1" auf dem Wiener Label Mainframe erscheinen. Lustig stampft die Bassdrum von "Up" den Technotakt vor und macht die Wiener Spaßterroristen 1993 zu den Senkrechtstartern der Szene. Keine Party, auf der "Up", "Elastico" oder "Silke" nicht zur Peakhour aus den Boxen drücken.
Ilsa Gold schließen mit ihrer Musik die Türen auf, über die man später einmal die Schilder Happy Hardcore oder Jungle kleben würde. Leute wie H.P. Baxxter gehen dort 1994 hinein und sind bis heute nicht mehr rausgekommen. So hören sich Scooter und die übrigen Dancefloor-Ballermänner anno 2004 noch genauso an wie Ilsa Gold bereits von zehn Jahren. Dass Ilsa Gold ihre Musik in erster Linie als bittere Persiflage verstanden und sich mit einem Hauch von Selbstironie umgaben, lässt die Dancefloor-Abgründe umso tiefer aufscheinen.
Neben den oben erwähnten Hitsingles versorgt uns "Regretten? Rien!" aber auch mit einigen Remixen für Andreas Dorau, der Mitte der 90er aus der Versenkung auftaucht und mit Singles wie "Stoned Faces Don't Lie" oder "Sonnenpenis" seinen skurrilen Beitrag zum Thema Techno abliefert. Daneben lassen sich Christopher Just und Peter Votava bei Interviews und Liveauftritten in die Karten schauen. Improvisation und Spaß kristallisieren sich hier schnell als eigentliche Antriebsfeder der beiden Technoheads heraus, und damit stehen Ilsa Gold auch nach zehn Jahren noch ziemlich einzigartig da.
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