laut.de-Kritik

Auf den Spuren von Tracy Chapman.

Review von

Lange nichts mehr gehört von Tracy Chapman. Seit ihrem 2008er-Werk "Our Bright Future" ist es merklich still geworden um die charismatische Folk-Queen . All denen, die seit nunmehr vier Jahren tieftraurig am Lagerfeuer kauern und ihre Seelenwunden mit altbekanntem Chapman-Liedgut verarzten, sei nun ein optionales musikalisches Pflaster ans Herz gelegt. Imany heißt die neue Melancholie-Nurse, die den jugendlichen Chapman-Minimalismus wieder aufleben lässt.

Geboren in Frankreich, lange Zeit in New York lebend und mit kisuahelischen Wurzeln gesegnet, paart die Kopftuch-Liebhaberin sanften Soul mit akustischem Folk. Mit zartem aber bestimmtem Organ singt sie von Selbstfindung, Glauben und Hoffnung. Auf ruhigen Gewässern schippern Songs wie "Slow Down", "Where Have You Been" oder "I Lost My Keys" in die Weiten, nur getragen von der Akustischen, punktuell eingesetzten Streichern und Imanys umgarnenden Stimmbändern. Wer sich entspannen und Kraft tanken will, der sollte mit aufs Boot, denn stürmische Winde oder hohe Wellengänge sind auf Imanys Kurs nicht vorgesehen.

Hin und wieder geht es zwar etwas beschwingter zu; beispielsweise wenn die Songwriterin auf "You Will Never Know", "Please And Change" oder "Pray For Help" nuanciert von Chören unterstützt wird und die Anschlagtechnik an der Gitarre zum Mitwippen einlädt; aber am Grundtenor des Gesamtwerkes ändert sich dadurch nicht viel. "The Shape Of A Broken Heart" ist ein Album für die ruhigen Stunden des Tages. Pur, klar strukturiert und nur selten überraschend, versucht die Sängerin die übergroßen Fußstapfen einer Chapman nicht gleich zu Beginn mit aller Macht auszufüllen. Stattdessen tastet sich ihr zartes Fußbett erst einmal langsam hinein.

Was der Sängerin im Vergleich zur Folk-Ikone aus Ohio auf jeden Fall noch fehlt, ist das Gespür für erhabene Momente. Denn auch wenn Songs wie "Please And Change" oder "I've Gotta Go" durchaus über eingängige Melodiebögen verfügen: so richtig zünden will keiner der insgesamt zwölf Tracks auf dem Album. Was bei vielen anderen Kollegen unweigerlich dazu führen würde, dass das Schaffen beim Hörer kurz abgenickt ins Archiv wandert, umgeht Imany jedoch mit nachhaltiger Stimmungsarbeit.

Hier schraubt sich zwar kein Song unwiderstehlich und unaufhaltsam in die Gehörgänge; aber genauso wenig fällt irgendein Erguss hinten ab. Und so erfreut sich des Rezensenten wichtigstes Sinnesorgan letztlich an Konstanz.

Trackliste

  1. 1. Slow Down
  2. 2. You Will Never Know
  3. 3. Kisses In The Dark
  4. 4. Where Have You Been
  5. 5. Grey Monday
  6. 6. Please And Change
  7. 7. Seat With Me
  8. 8. Shape Of A Broken Heart
  9. 9. Pray For Help
  10. 10. I've Gotta Go
  11. 11. I Lost My Keys
  12. 12. Take Care

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