laut.de-Kritik

Das Album nach dem House-Sommerhit "Don't Be So Shy".

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Es wäre ein Einfaches für Imany gewesen, nach dem Nummer 1-Hit mit dem Filatov & Karas Remix von "Don't Be So Shy" ein Erfolgsalbum folgen zu lassen, das den gleichen Weg geht. Ein Longplayer, der sich an den Triumph des tropischen House-Sommerhits anschmiegt. Manch einen Island Records-Manager hätte dies sicherlich gefreut. Aber Imany mag nicht.

Stattdessen geht die französische Sängerin auf "The Wrong Kind Of War" den Weg weiter, den sie 2012 mit ihrem Debüt "The Shape Of A Broken Heart" einschlug. Nur, dass sie diesen nun weitaus energischer vorträgt. Der Tracy Chapman-Folk rückt in den Hintergrund, bleibt aber allgegenwärtig. Selbstbewusster Soul-Pop übernimmt die Hauptrolle.

Das ebenso bitter wie bestimmt vorgetragene "Save Our Soul" handelt von dem alltäglichen Leid, das uns durch die Nachrichten erreicht. IS, die Schande von Aleppo, ertrinkende Flüchtlinge, Amokläufe und wie wir den schrecklichen Bildern gegenüber abstumpfen. Der Terror gehört zunehmend zum Alltag und wir hoffen, ihn mit einem Klick auf die Fernbedienung aus unserem Leben verbannen zu können.

Im mitreißenden "There Were Tears" singt Imany, dass Gewalt eben keine Konflikte löst. Ein Tribut an Nelson Mandela und seinen Widerstand gegen die Apartheid. "They chained my leg, but I've been always free." Wie selbstverständlich findet sie bei diesem Thema wieder in ihr Chapman-Timbre zurück. In die Tonfarbe der Frau, die durch das "Nelson Mandela 70th Birthday Tribute Concert" Bekanntheit erlangte. Im Mittelpunkt von "The Rising Ride" steht dagegen ein ganz anderer Kampf. Zu an den Strand schlagenden Wellen schildert sie die Folgen der Umweltzerstörung, ruft dringend zu einem Umdenken auf. "Die kollektive Blindheit, mit der wir leben, kann unser aller Ende sein".

"I Used To Cry" erzählt vom Aufbruch aus dem tiefen Tal der Trauer. Ein Neuanfang, den euphorisch aufsteigende Streicher unterstützen. Selbst Kitsch wie "The colour of love is red for everyone", eine der ausgelutschtesten aller Zeilen, singt sie in "I'm Not Sick But I'm Not Well" mit einer solchen Hingabe, als wäre sie die Erste, der dieser Einfall käme. "Let me see you first / Let me see you twice / I wanna be the last one in yours arms", fügt sie hinzu.

Mit dem sonnendurchfluteten "Silver Lining (Clap Your Hands)" könnte "The Wrong Kind Of War" fröhlich und versöhnlich enden. Ein Album, das Imany noch selbstsicherer und eindringlicher als das Debüt zeigt. Doch der Erfolg kam diesem Vorhaben in die Quere.

Denn zuletzt klebt sich noch "Don't Be So Shy" an den Longplayer. Das aus dem französischen Film "Sous Le Jupes Des Filles" stammende Stück, das dort Sherika Sherard vorträgt, findet sich gleich zweimal als Bonus wieder, ein Zugeständnis an die Radiohörer. Die gelungene Live-Version hält sich noch an die Atmosphäre des Albums, doch der Filatov & Karas-Remix wirkt wie ein Fremdkörper. Ein fahriger Abschluss, den "The Wrong Kind Of War" nicht verdient hat.

Trackliste

  1. 1. Save Our Soul
  2. 2. No Reason No Rhyme
  3. 3. You Don't Belong To Me
  4. 4. I Long For You
  5. 5. Nothing To Save
  6. 6. There Were Tears
  7. 7. The Rising Tide
  8. 8. Wrong Kind Of War
  9. 9. I Used To Cry
  10. 10. Lately
  11. 11. I'm Not Sick But I'm Not Well
  12. 12. Silver Lining (Clap Your Hands)
  13. 13. Don't Be So Shy (Live)
  14. 14. Don't Be So Shy (Filatov & Karas Remix)

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