Porträt

laut.de-Biographie

J.S. Kuster

"Bei instrumentalen Geschichten wie Beats oder Kompositionen lasse ich mir wenig reinreden. Bei Song-Produktionen für andere ist es mir wichtig, dass wir so nah wie möglich an die Vision des zu produzierenden Künstlers kommen." Ob als Soloproduzent oder Teil des Kollektivs Snowgoons setzt J.S. Kuster die musikalischen Visionen der Rap-Elite um. Nur eine überschaubare Anzahl deutscher Hip Hop-Produzenten weist eine derart umfangreiche Liste von Kooperationen mit angesehen Genre-Vertretern diesseits und jenseits des großen Teiches auf.

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Johann Sebastian Kuster wird Anfang 1988 in Berlin geboren. Von Metal bis Jazz prägt ein breites musikalisches Spektrum seine musikalische Sozialisation. Neben Michael Jackson und den Beatles entwickelt er eine Vorliebe für Rap.

Als mit dem Jahrtausend-Wechsel die deutsche Hauptstadt zur Hip Hop-Kaderschmiede avanciert, prägen ihn die Helden des Royal Bunker aus der direkten Nachbarschaft. Alsbald richtet er seinen Blick über den Tellerrand hinaus und begeistert sich für 50 Cent und The Game, die er später als seine wichtigsten Einflüsse bezeichnet.

Um Gesinnungsgenossen für eigene musikalische Projekte zu finden, muss Kuster als Berliner nur vor die Haustür gehen. Bereits im Alter von neun Jahren lernt er die späteren Doubletime-Spezialisten von DeineLtan kennen, die in derselben Straße im Wedding aufwachsen. Ab 2006 beliefert Kuster das Quartett mit Produktionen für "Kopfschuss", im Zuge dessen er unter anderem einen frühen Kollegah im Studio trifft, und "Blutbad Berlin". Das finale Album der Gruppe "Ja Man!" produziert und arrangiert Kuster unter dem Pseudonym Tango & Cash im Alleingang. Auch für die Abmischung und das Mastering sorgt der Berliner.

Neben seiner Tätigkeit für DeineLtan weitet Kuster bereits frühzeitig sein Netzwerk aus. Durch seine Freundschaft zu Collins, einem Gründungsmitglied von Die Sekte, lernt er Sido und B-Tight kennen. Mit Letztgenanntem arbeitet er seither regelmäßig zusammen. 2009 platziert er die Produktion für "Süßes Oder Saures" von Sido, B-Tight, Alpa Gun, Greckoe, Vokalmatador, MOK und Collins auf dem Sampler "Die Sekte". Als noch richtungsweisender stellt sich die Bekanntschaft mit Massiv heraus, den Kuster zufällig in einem Dönerrestaurant kennenlernt.

Noch immer unter dem Künstlernamen Tango & Cash operierend steuert er 2009 ein Instrumental für Massivs Album "Meine Zeit" bei. Für die folgende Veröffentlichung des gebürtigen Pfälzers "Der Ghettotraum In Handarbeit" sitzt Kuster ebenso für drei Songs hinter den Reglern, darunter bei den Kollaborationen mit Basstard und Kollegah. Im folgenden Jahr übernimmt er die Produktion des Stücks "Welt Des Scheins" auf Azads "Azphalt Inferno 2".

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Ab 2011 tritt der Produzent nur noch unter seinem bürgerlichen Namen in Erscheinung, den er bevorzugt mit J.S. Kuster abkürzt. Er produziert ein gutes Viertel von Massivs Album "Blut Gegen Blut 2" sowie mehrere Beiträge auf Basstards bisherigem Opus magnum "Zwiespalt (Weiss)". Doch am folgenschwersten erweist sich die Begegnung mit DJ Illegal in dessen Plattenladen. Kuster nutzt die Gelegenheit, ihm seine Beats vorzuspielen. Illegal lobt die "vielen dopen Melodien" des Produzenten und schlägt eine Kooperation mit den Snowgoons vor. Kuster, der sich selbst nicht als "Real-Rap-Fanatiker" beschreibt, dessen Instrumentals sich streng an den Golden-Era-Beats der 90er-Jahre orientieren, soll den Sound des bisherigen Duos erweitern. "Auf der Basis", erklärt Illegal im Rückblick, "lief die Zusammenarbeit reibungslos".

2011 befindet sich das Hardcore-Duo M.O.P. auf der Suche nach Instrumentals für seinen Longplayer "Sparta". Über den Kontakt zu den Snowgoons geraten sie an Produktionen von Kuster, von denen sie sechs Stück auswählen. Für ihn öffnet sich die Welt des internationalen Hip Hops. DJ Illegal und Det produzieren die restlichen Stücke des Albums und nehmen Kuster kurzerhand als neues Mitglied der Snowgoons auf.

Ein Jahr später erscheint über Babygrande Records das Produzenten-Album "Snowgoons Dynasty", das von Termanology und Sean Price über Bizarre und Killah Priest bis Ghostface Killah und Fredro Starr mit globalen Hochkarätern des Kopfnicker-Genre gespickt ist. 2013 folgt zunächst unter dem Titel "Welcome To The Goondox" die gemeinsame Veröffentlichung der Snowgoons mit PMD und Sean Strange, bevor das deutsch-dänische Quartett das Album "Black Snow 2" anschließt. Die Gäste Styles P, Papoose, Kool G Rap, Masta Ace, Raekwon und Tech N9ne können sich erneut sehen lassen.

Die Kollaborationen vermitteln zwar Prestige, erweisen sich laut Kuster jedoch aufgrund der Distanz "manchmal etwas unpersönlich". Für Abwechslung sorgen nationale Projekte. So arbeitet er nach zweijähriger Pause für "Blut Gegen Blut 3" wieder mit Massiv zusammen. Mit den Snowgoons produziert Kuster vollständig das Album "Bodhiguard" von Absztrakkt, das im Oktober 2014 erscheint und Platz 37 der deutschen Charts erreicht. Auch auf "Gebrüder Grimm", dem folgenden Album des Produzenten-Teams, setzt die Gruppe mit wenigen namhaften Ausnahmen wie Young Buck oder R.A. The Rugged Man voll auf die Karte Deutschrap. DCVDNS, Favorite, Olli Banjo, Morlockk Dilemma, Sylabil Spill und ebenfalls Kuster selbst greifen darauf zum Mic.

Nach M.O.P. klopft mit Onyx eine weitere Hardcore-Hip Hop-Band bei den Snowgoons an. Die Produzenten breiten die musikalischen Grundlagen für "Wakedafucup" aus. Auch auf dem Album "Goon Bap" geben sich wieder US-Stars wie DJ Premier, Royce Da 5' 9'', Dilated Peoples und Method Man die Klinke in die Hand.

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Als Solokünstler löst Kuster 2016 endgültig Abaz als Stammproduzent von Massiv ab. Die adäquat brachialen Produktionen auf "Raubtier", "BGB X" und "M10 II" entstehen vollständig unter seiner Aufsicht, was gleichermaßen der harmonischen Beziehung der beiden geschuldet ist: "Wir haben da so einen einzigartigen Workflow über die Jahre entwickelt. Halb 9 Frühstück, intensiver Talk auf der Autobahn, entspannt Musik produzieren im Studio, fast nicht mehr weg zu denken. 2018 wirkt er zudem an "Arrivé" von Mortel und "A.i.d.S. Royal" von B-Tight mit. Gleichzeitig tritt er als Tengo-Beatz wieder verstärkt unter einem Pseudonym auf.

J.S. Kuster weist nach mehr als einem Jahrzehnt als Produzent einen üppigen Katalog mit etlichen prominenten Namen auf. Die größten Lerneffekte bezieht der Berliner aus eigener Sicht jedoch aus der Teamarbeit, die ihn zwingt, seine Perspektive zu ändern:

"Das Jahrzehnt mit Massiv und den Snowgoons war eine echte Herausforderung und hat meine Sicht auf die Dinge grundsätzlich etwas verändert. Ursprünglich wollte ich das Geschehen am liebsten komplett selbst lenken und meine eigene Vision umsetzen, da kam es manchmal zu echten Auseinandersetzungen. Inzwischen macht es mir richtig Spaß, die Beweggründe anderer nachzuvollziehen, zu verstehen und dann zusammen an einem Strang zu ziehen."

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