laut.de-Kritik
Geht drei Tage wach auch ohne Doof?
Review von Matthias MantheEine Autounfall rauscht durch den Kopfhörer, kontemplative Wassereinschenkgeräusche, Türklingeln: Ereignisse am Rande des Wahrnehmungsfeldes. James Din A4 – welch unendlich steiles Pseudonym - produziert aus der popkulturellen Fallout-Zone Bremen heraus Electronica von Bubackscher Vertracktheit.
Das meint jetzt vor allem den nordischen Trockenhumor eines Adolf Noise oder des Golden-Pudel-Club-Umfelds. Nun erscheint also die Bestenliste seiner Vinylveröffentlichungen. Die waren bislang nur auf dem eigenen, mittlerweile achtjährigen Label Esel zu haben.
James Din A4 heißt in wirklich übrigens Dennis Busch, auf Pseudonyme wie Pop Dylan und Krieghelm Hundewasser greift er zurück. Sein Cut-Up-Verfahren kommt uns äußerst verwegen bis verschroben daher: Hypnotischer TripHop, Cyberpunk, Dubsteb, Hörnergebläse, experimentelle To Rococo Rot-Ästhetik.
Und noch ganz viel mehr aus dem großen Techno-Fünfmalsiebenkommazwei. Einfach alles, was die Sequenzer hergeben und die Synapsen ganz hinterrücks kitzelt. Ohne allerdings, Minimal-Sozialisation sei Dank, je zu viel auf einmal zu wollen.
Hyperaktive Samples stürzen im Hindernislauf der Taktverschiebungen. Bratzige Folktronica planscht wonnig um ein 4/4-Kuchengedeck. Und wem nicht schon beim Flow des Titels "Er Hatte Ihr Keinen Trip Gegeben, Ihr Aber Bedeutet, Dass Er Sie Heiraten Will" die Herzsonne scheint, zappt bitte gleich wieder zum Mayday-Livebericht auf Viva.
"Techno mit Unkraut" nennt Busch seinen Ansatz. Das ist windschiefste Frischluft um die Ohren, junger Frau. Bitte öffnen Sie ihr Oberstübchen und gehen Sie ab. Am Ende die Utopie: Geht drei Tage wach dank Din A4 vielleicht auch ganz ohne Doof?
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