Porträt

laut.de-Biographie

Jan Vogler

"Die Klassik sollte nicht in den Glaskasten gestellt werden. Die Zuhörer verlangen Qualität, wollen begeistert nach Hause gehen. Es geht nicht nur darum, welches Genre wir präsentieren, sondern wie wir es präsentieren." Jan Vogler gehört zu den großen Vermittlern der klassischen Musik. Auf Alben wie "Pop Songs" treffen Vivaldi und Mozart auf Michael Jacksons "Billie Jean" und "Golden Slumbers" von den Beatles. "Ein Künstler, der authentisch auf sein Publikum zugeht, bringt ihm die Musik, die er spielt, nahe", erklärt er der Berliner Zeitung, "Authentizität ist das größte Kapital, das wir haben."

Jan Vogler wird Anfang 1964 in Ost-Berlin geboren. Sein musikalisches Elternhaus fordert ihm früh viel ab und schickt ihn auf ein Musikgymnasium, wo er das Cello erlernt. Bereits mit 20 Jahren steigt er zum ersten Konzertmeister Violoncello in der traditionsreichen Sächsischen Staatskapelle Dresden auf. "Das Ziel war, die bestmögliche Stelle im Orchester zu bekommen", schildert er später gegenüber Concerti, "Rückblickend bin ich sehr froh. Ich habe mit großen Dirigenten alle Opern von Strauss und Wagner gespielt, alle Sinfonien von Beethoven und Bruckner. Ich habe ein Fundament erworben."

1993 ruft er mit zwei weiteren Musikern das Moritzburg Festival ins Leben. Als künstlerischer Leiter betreut er die jährliche Kammermusikveranstaltung in der sächsischen Gemeinde. Schrittweise emanzipiert er sich vom "Gesamtapparat" Orchester, um ab 1997 als Solist zu reüssieren. Vogler begleitet die New Yorker Philharmoniker und spielt beim Festakt zur Wiedereröffnung der Frauenkirche. 2002 erhält er seinen ersten von insgesamt drei Echo Klassik, ein Jahr später winkt ein Künstlervertrag bei Sony Classical Records. Ab 2009 übernimmt er zudem die Intendanz der Dresdner Musikfestspiele.

Bei einem Flug von Berlin nach New York lernt er Bill Murray kennen und schätzen. Vogler konzipiert ein Programm, indem europäische Musik auf US-amerikanische Literatur trifft. "Er hatte eine Vision, die mich sofort begeisterte", erklärt der Schauspieler rückblickend. Ihm kommt die Aufgabe zu, Gedichte und Stücke von Van Morrison oder Tom Waits zur Begleitung zu intonieren. "Bill hat sehr viel Ausdruck, Leidenschaft und Wärme in seiner Stimme", lobt der Cellist in der Bild. 2017 veröffentlichen sie das gemeinsame Album "New Worlds", bewerben es bei Stephen Colbert und gehen auf Tour.

Von der New Yorker Carnegie Hall über die Ruhrfestspiele Recklinghausen bis zur Oper in Sydney spielen sie ihr Programm in 55 Städten. Vogler habe ihm das Gefühl gegeben, dass nichts schiefgehen könne, erklärt Murray in der FAZ: "Er war mein Rettungsring. Und sobald er am Cello saß und alle mit seinem Bach umhaute, war meine Aufregung verflogen. Er beflügelte mich." Aus ihrem Abschlusskonzert in der Athener Akropolis entsteht eine Dokumentation, die 2021 unter dem Titel "New Worlds: The Cradle Of Civilization" bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes läuft.

Die Corona-Pandemie bremst gerade einen Live-Musiker wie Jan Vogler aus. Doch auch in der Krise sucht er nach Chancen und konstruktiven Lösungen. "Wir haben die digitale Revolution noch nicht richtig für uns genutzt", gibt er dem Tagesspiegel zu Protokoll. Der Musiker schwärmt von der "Magie der technischen Zukunft", auch wenn er stets auf einem Cello von Antonio Stradivari aus dem Jahr 1707 spielt. "Das Streamingformat wird als ergänzendes Erlebnis daneben bestehen. Und es wird uns helfen, in der technikaffinen jungen Generation mehr Fans für die Klassik zu gewinnen."

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