Jeans Team - " Ding Dong"

Igittigitt, säuselt da etwa Jochen Distelmeyer über Liebe? Aaargh! Ich hasse Blumfeld. "Das Lied der Liebe ist ein langes Lied für mich" wird hier gesungen. Mir geht es genauso. Als nächstes soll der Asphalt vibrieren und hey, hier stimmt plötzlich alles. Ranzig vergilbte Keyboardsounds dominieren dieses funny Autoscootergeschirr, das an allen Ecken monoton und minimal scheppert. Was geht hier ab?

Mit "Keine Melodien" geht das ambitionierte Chaosquartett aus Berlin pronto in die Vollen: NDW mit Turbolader, Hubert Kah hantiert mit den Masterbändern von DAF, doch das Jeans Team braucht keinen Jesus Christus, sie schreien "1-2-3-4" und das hat schon beim Punk genügt. Dementsprechend kurz sind auch die folgenden Nummern, präzise und auf den Punkt verbreiten sie genau diesen DIY-Spirit alter Punktage im Elektrokorsett.

Seit sich Reimo, Franz, Henning und Gunther Mitte der 90er nach einer Berliner Neonleuchtschrift benannten, experimentieren sie jenseits festgefahrener Reglements. Das vorliegende Debutalbum vereinigt also sowohl alte als auch neue Tracks. Da Stillstand im Vokabular der Hosenjungs keinen Eingang findet, präsentiert sich das alte Material in brandneuen Versionen.

So gefällt "Ding Dong" mit mächtig zwirbeligem Elektrogeplucker und das 4 Jahre alte "Baby" rotiert mit Dauerrefrain und analogem Synthiepfeifen durch einen Wust von Geräuschen. Nicht zu vergessen "Loveparade", ein augenzwinkerndes Stück Babytechno mit lebensnaher Message ("My life's a loveparade").

Als Highlight in diesem schillernd bunten Spielwarenladen brummt und quietscht der 80er Synthiebass von "Hi Fans" durch die Regale wie einst der "Blade Runner" von Hypnosis. Damals, als das Italo Disco-Fieber noch lichterloh grassierte.

Auf "Ding Dong" jedenfalls schielt das Unerwartete schelmisch aus jeder Achtelnote, da darf man auch Fragwürdigkeiten wie "Waffenladen" und eben "Das Lied der Liebe" ziemlich doof finden und der Platte trotzdem den grünen Stempel aufdrücken. Freie Fahrt - Gas durchdrücken!