laut.de-Kritik

Ungewohnte Tanzrhythmen vom Singer/Songwriter-Star.

Review von

Eines ist Jewel nicht abzusprechen: sie besitzt starken Mut zur Änderung. Verkaufte sich ihr Debütalbum "Pieces Of You" dank seiner Mischung aus Country-Folk und persönlichen Texten elf Millionen mal, legt sie nun mit ihrer vierten CD "0304" eine Sammlung an chart-orientierten Popliedern vor.

Nicht nur Fans dürften sich die Augen gerieben haben, als das Video zur ersten Singleauskopplung "Intuition" im Fernseher kam: Die Songwriterin aus Alaska präsentiert sich sexy und heiß, sogar so heiß, dass die Feuerwehr sie am Ende abspritzen muss. Grelle Kleidung, Körperbetonung und Überraschung übertünchen jedoch nicht die Tatsache, dass der Song funktioniert: Eine Ziehharmonika leitet wummernde Beats und anzupfte Gitarren ein, die Melodie des Refrains und das geträllerte "Lalalala" bleiben im Gedächtnis hängen.

Das gilt natürlich auch für die Stimme, denn sie ist schließlich Jewels herausragendes Merkmal. Selbst beim angelisch-schnulzigen "Leave The Lights On" haucht sie erst zuckersüß ins Mikrofon, um anschließend mit rauher Stimme zu verkünden, "wenn du meine Liebe willst, kannst du sie kosten oder kaufen, nimm einfach meine Hand". Sie hat immer noch das Organ einer homerischen Sirene, und die meist von Liebe und Zärtlichkeit handelnden Texte stammen nach wie vor ausnahmslos aus ihrer Feder.

Die Melodien komponierte sie dagegen mit einschlägigen Songwritern wie Rick Nowels (Ace of Base, Ronan Keating) oder Guy Chambers (Robbie Williams, Kylie Minogue). Den letzten Schliff gab Produzent Lester Mendez (Shakira, Santana, Enrique Iglesias), der Jewels Songstrukturen mit Beats und elektronischen Klängen unterlegte. Ein bisschen wie Mirwais und Madonna auf "American Life", wobei die vorliegende Zusammenarbeit zweifellos ein weniger intensives Ergebnis lieferte.

„Mit diesem Album hatte ich vor allem ein Ziel: Es sollte Spaß machen. Ich wollte den Wunsch zu tanzen, nach ein wenig Leidenschaft und dem Gefühl, lebendig zu sein, wecken. Deshalb wurde deutlich mehr Wert auf Rhythmen gelegt", erklärt Jewel auf ihrer deutschen Homepage. Die Reaktionen der Zuhörer gehen stark auseinander, jedoch müssen auch Gegner dieses Albums zugestehen, dass Jewel sich nicht einschränken lässt. Letztendlich gilt: Lieber ein Fehltritt, als ständig auf dem gleichen Fleck zu tanzen.

Trackliste

  1. 1. Stand
  2. 2. Run 2 U
  3. 3. Intuition
  4. 4. Leave The Lights On
  5. 5. 2 Find U
  6. 6. Fragile Heart
  7. 7. Doin' Fine
  8. 8. 2 Become 1
  9. 9. Haunted
  10. 10. Sweet Temptation
  11. 11. Yes U Can
  12. 12. U & Me=Love
  13. 13. America
  14. 14. Becoming

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27 Kommentare

  • Vor 20 Jahren

    Ich hoffe, daß laut.de das neue Album (oder sollte ich lieber sagen "das Sellout"?) von Jewel gehörig zerreissen wird. Alleine die Auskopplung Intuition spricht schon Bände. Ich kenne zwar bist jetzt nur Intuition komplett und habe in die anderen Songs nur reingehört, aber das kann doch nicht wirklich ihr Ernst sein, oder? Spätestens beim Album "This Way" trennten sich ja schon die Geister, ich konnte da zumindest noch was mit anfangen, aber mit 0304 hat sie auch bei mir das Ende der Fahnenstange erreicht. Ich hab sie immer gerne genannt im Vergleich zu solchen Püppchen wie Britney oder Aguilera, mit diesem Teil ist sie aber leider nicht mehr so weit von eben jenen entfernt.

    Hier (http://www.vh1.com/news/articles/1471736/2…) gibt's was von VH-1 über das neue Album.

    Enttäuschte Grüße
    Bernie

  • Vor 20 Jahren

    Hast du dir mal die Tracklist angeschaut? :D
    Solche jämmerlichen Songtitel lassen sich nicht mal Boygroups einfallen. Hier eine kleine Auswahl:

    Run 2 U
    2 Find U
    2 Become 1 (ist der Titel nicht von den Spice Girls?)
    U & Me = Love

    Mit dem Sellout liegst du aber goldrichtig, anders ist der Imagewechsel von Everybody's Darling zur Popschlampfe nicht zu erklären. Im Video sieht das Ganze auch sehr gezwungen aus, scheint sich nicht grade wohl zu fühlen die Frau, aber "Gut schauts aus!" - Harald S.
    Warum Intuition die erste Singleauskopplung aus dem Album ist, wird nach dem ersten Hören sofort klar, weil der Rest einfach nur Müll ist.

  • Vor 20 Jahren

    Es war im Sommer 98 oder so. Urlaub an die Nordsee, Sonne, blauer Himmel und eine Jewel CD im Gepäck.
    Bei einem Tagesausflug nach Helgoland (hin und Rückfahrt jeweils 4 Std.) hatte ich nur meinen CD-Player und eben diese CD „Pieces of you“ dabei. Ich habe die CD an diesem Tag bestimmt sechs mal gehört und wurde nich müde wieder auf Play zu drücken. Jedesmal wenn ich die CD auflege muß ich an diesen Urlaub denken. Die Musik ist einfach genial, die Songs gehen unter die Haut. Man hört der Platte regelrecht an das Jewel damals in einen VW Bus durch die USA getingelt ist und dabei einen großen Teil der Songs geschrieben hat. Tolle Atmosphäre, tolle Stimmung, tolle Instrumentierung, toll, toll, toll. Leider muß ich sagen das danach keine CD von Jewel dieses Niveau halten konnte. Eine zweite habe ich mir gekauft und als zu belanglos wieder abgestoßen. Ich habe mich damit abgefunden das Jewel nie wieder eine CD aufnehmen wird wie „Pieces of You“

  • Vor 20 Jahren

    @c452h
    Ich habe sie sogar mehrmals gehört. In der Hoffnung ich könnte den Songs noch was Gutes abgewinnen. Und (!!!) ich habe wohlwollend über die teilweise lächerlichen Titel hinweggesehen (die hier auch schon jemand erwähnte).

    Vielleicht kann man einschränkend sagen, dass dieses Album im Vergleich zu ihren vorigen Alben "Schrott" ist. Ich bin nunmal richtig enttäuscht, weil Jewel neben Sheryl Crow meine absolute Lieblingskünstlerin ist (es aber garantiert nicht bleibt, wenn sie SO weitermacht).

  • Vor 20 Jahren

    Ja, in Vergleich zu den Vorgängern ist das natürlich Schrott, wobei ich This Way schon nicht mehr so toll fand.

    Aber wie soll sie sich denn weiterentwickeln, vielleicht als nächstes ein Metal Album?

  • Vor 20 Jahren

    Wie sie sich weiterentwickeln soll? Ganz einfach: So wie vorher auch. Also wenn man sich PoY, Spirit und schließlich This Way anhört, dann merkt man schon sehr deutlich, dass ihre Musik mit der Zeit viel reifer geworden ist. Entwicklung heißt nicht radikale Änderung.