laut.de-Kritik
Frank Turners neue Lieblingsband huldigt intensivem Folk-Punk.
Review von Kai Butterweck"Er ist einer der besten, wenn nicht sogar der beste Songwriter, den ich je getroffen habe", schwärmt Englands Vorzeige-Punkvagabund Frank Turner, wenn es um Jim Lockey geht. Einen solchen Satz aus dem Munde eines Mannes zu hören, der schon seit Jahren weiß, wie es geht, macht mindestens genauso neugierig wie der Titel des Zweitwerks von Jim Lockey & The Solemn Sun. Schlicht und einfach "Death" heißt das gute Stück. Wer nun allerdings schwer melancholische Moll-Landschaften erwartet, der wird bereits mit dem fulminanten Opener "England's Dead" eines Besseren belehrt.
Zwar starten Jim und seine drei Mitstreiter zunächst mit seichtem Country-Folk-Gezupfe auf der Akustischen; doch schon beim ersten Einsetzen von Lockeys kratzig punkigem Organ wird man das Gefühl nicht los, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, ehe seine drei Kollegen der Ruhe den Garaus machen. Nach anderthalb Minuten ist es dann so weit, und aus dem plätschernden Cowboy-Chord-Bächlein wird urplötzlich ein reißender Punkrock-Fluß.
Auch das folgende "A Song About Death" wird mit eingängigen Vocals und klagenden Melodien eingeleitet, bevor sich das Quartett nach einem Drittel Spielzeit an die Instrumente begibt und Midtempo-Vollgas gibt. "Warriors" zappelt hingegen schon wesentlich früher los und beeindruckt vor allem durch den Kontrast aus inhaltlicher Tiefendramatik und musikalischem Gute-Laune-Background.
Natürlich erfinden Jim Lockey und seine Kumpanen das Lagerfeuer-Punkrock-Rad nicht neu. Ihr berühmtester Fürsprecher Frank Turner wandelt auf ähnlichen Pfaden, und auch die eine oder andere Mumford- und Billy Bragg-CD dürfte im Proberaum der Briten laufen. Dennoch erzeugt das Quintett und insbesondere Lockeys intensive Gesangs-Performance auf den insgesamt elf Tracks des Albums eine beeindruckende Stimmung, der man sich nur schwer entziehen kann.
Strukturelle Vielseitigkeit kommt noch gewinnbringend dazu, wenn die Combo den Hörer in nahezu alle denkbaren Locations entführt. Sei es ins heimische Wohnzimmer ("Our Fathers", "Wolves"), in die verrauchte Kneipe nebenan ("Everything And The Heart") oder in den dreckigsten und verschwitztesten Rebellen-Club der Stadt ("Sail Me Down The River", "New Natives"). Turners "new favourite Band" fühlt sich überall zuhause und mit ihr auch der Hörer, der irgendwann nur noch willenlos folgt.
2 Kommentare
Wahnsinnig gutes Album ... muss ich mir live geben!
stimmt, wirklich eine feine Platte!