laut.de-Kritik
Fauchen und Kratzen aus vier Jahrzehnten.
Review von Artur SchulzDie Hit-Sammlung von Joan Jett And The Blackhearts zeigt sich als unterhaltsame Werkschau aus Runaways-Tagen der Siebziger bis hinüber ins aktuelle Jahrtausend. Sie bietet das gesamte Kabinett des gemeinen Hard- und Heavy-Rocks, mitsamt Knüppel-Drums, fiesen Gitarren-Rückkopplungen und rebellischem Gesang. Dass es sich dabei zumeist um Posing handelt, tut dem Hörspaß keinen Abbruch. Denn die Sängerin und ihre Mitstreiter(innen) stehen immer vorn an der Front, Joan Jetts T-Shirt ist garantiert rechtschaffen durchgeschwitzt.
Die "Cherry Bomb" der Runaways explodiert in derselben Liga wie ein guter Ramones-Track. "You Drive Me Wild" sitzt dafür recht zahm in der Durchschnittsrock-Ecke. "Bad Reputation" gefällt als knackiger Geradeaus-Rock'n'Roller. Das eigentliche Songwriting ist Joan Jetts Sache nicht unbedingt, den Löwenanteil daran hält ihr langjähriger Produzent, Komponist und Texter Kenny Laguna. Mit "Light Of Day" interpretiert die Blackhearts-Gemeinschaft eine exklusiv geschriebene Nummer aus der Feder Bruce Springsteens.
Höchst gelungen: das wuchtige und gleichzeitig gefühlige Cover des Tommy James & the Shondells-Psychedelic-Hits "Crimson & Clover". Sexy-Rotzig: "Do You Wanna Touch Me (Oh Yeah)" stellt ein weiteres gelungenes Cover dar, diesmal aus der Kiste Gary Glitters. "Light Of Day" vollführt nicht nur im Text eine tiefe Verbeugung vor Eddie Cochrans "C'mon Everybody". "Love Is All Around" gefällt als Fifties-Referenz.
Und dann fehlt natürlich nicht der Überhit "I Love Rock'n'Roll" (Original: The Arrows), mittlerweile leider allzu ausgenudelt: Eine einstmals okaye Nummer entwickelt sich zum Hassobjekt. Doch stets bietet die Musik von Joan Jett And The Blackhearts einen stimmigen Spiegel des Erscheinungsbilds des Gebrauchs-Rocks der jeweiligen Ära.
Sauber klingt der digital überarbeitete Sound. Bis auf drei komplett neu eingespielte Titel ("School Days","Love Is Pain" sowie "You Drive Me Wild") liegen ausnahmslos die originalen Fassungen vor.
Natürlich war und ist Joan Jett keine bahnbrechende Innovateurin. Ein Eintopf aus erdig gewachsenen, naturrein schmackhaften Sachen mundet immer besser als manch lebloses Designer-Food. Kaum Zeit für Balladen-Seligkeit: Lautsprecher aufdrehen, und ab geht die Party ins vierte Jahrzehnt. Joan Jett And The Blackhearts machen als Bewahrer klassischer Rock,- Punk- und Heavy-Strukturen immer eine überzeugende Figur.
1 Kommentar
Schönheitsfehler: der Runaways-Link führt zur gleichnamigen HipHop-Band.