laut.de-Kritik
Blues, Rock'n'Roll und Jazz zwischen Nacht und Morgengrauen.
Review von Giuliano BenassiAuf dem Cover seiner CD mimt Johnny A einen heroinsüchtigen Dave Stewart in einem schäbigen Bordell. Das Foto auf der Rückseite, eine Abbildung des noch Unbekannten auf einem Hocker mit einer semiakustischen Gibson, legt die Vermutung nahe, dass er wohl Gitarrist ist. Nicht gerade vertrauenserweckend, zumal es sich um ein Erstlingswerk handelt, auf dem mit "Yes It Is" auch ein Stück der Beatles Einzug gefunden hat.
Mal wieder ein misslungenen Griff nach den Sternen?. Nein, denn wenn man den Mut findet, die Scheibe tatsächlich einzulegen, dauert es gerade mal vier Takte, bis der Schaden unfähiger Covergestalter behoben ist. Schon der Titeltrack "Sometime Tuesday Morning" bezaubert durch seinen ansatzweise karibischen Rhythmus und Johnny As ruhiger, locker gespielter Gitarre. Die dem Titel gerecht tatsächlich gut in eine schwüle verrauchte Bar in den ersten Morgenstunden nach einer durchzechten Nacht passt.
Und das ist nur der Anfang. Jedes Lied fängt eine Stimmung ein, die in der Zeitgrenze zwischen Nacht und Morgengrauen angesiedelt ist. "Oh Yeah" ist jazziger Rock'n'Roll, "Wichita Lineman" dagegen sensuell verspielt, "In The Wind" besticht durch santanaeske Züge, "You Don't Love Me" ist groovig bluesig, "Walk Don't Run" könnte passagenweise auch aus der Feder Calexicos stammen, "Tex Critter" aus der Brian Setzers. "Yes It Is" erweist sich als endgültiger Qualitätsbeweis und würde gut in den Abspann eines John Lennon-Dokumentarfilms passen.
Mit Johnny Ace an der Gitarre bilden Craig Macintyre am Schlagzeug und Ed Spargo am Bass ein kompaktes und gut eingespieltes Trio. Die jazzige Grundstimmung wird noch dadurch verstärkt, dass auf keinem der Lieder gesungen wird - was der Atmosphäre enorm gut tut. Und auf die kommt es schließlich an. Wenn man sich vom Anblick Johnny As nicht verunsichern lässt, ist "Sometime Tuesday Morning" ein Kauf, an dem man sich lange erfreuen kann.
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