laut.de-Kritik

Der Hype ist heiß: Post Punk-Helden unter dem Hammer.

Review von

Vor einigen Monaten kam die filmische Hommage "Control" an Joy Division-Sänger Ian Curtis von Fotograf und Regisseur Anton Corbijn in die Kinos. Seither ist um die Band ein ziemlicher Hype entbrannt. Ein neues und junges Publikum, das mit Interpol und Maximo Park aufgewachsen ist, entdeckt nun die Songs der vier Briten für sich.

Das ist auch gut so, denn Joy Division haben ein Werk hinterlassen, das bis heute Relevanz besitzt. Weniger gut ist, dass ein solcher Hype natürlich die Marketing-Strategen sämtlicher Labels auf den Plan ruft, nicht immer mit den besten Absichten natürlich. Die Musik ist da meist nebensächlich.

In erster Linie geht es darum, mit möglichst geringem Aufwand ein Maximum an Ertrag zu erzielen, um so einen gewichtigen Teil vom Kuchen abzubekommen. Das dürfte auch der Hauptgrund dafür sein, dass jetzt auf Rhino Records/Warner eine "Best-Of" von Joy Division erscheint.

Als Doppel-CD aufgemacht, bietet die erste Scheibe einen Querschnitt der einzigen beiden offiziellen Alben von Joy Division. Auf der zweiten CD finden sich die Aufnahmen der beiden Peel Sessions, zwei Live-Tracks und ein dreiminütiges Kurzinterview mit Ian Curtis und Stephen Morris. Klingt ganz gut, ist aber nicht wirklich toll, wie sich beim Blick auf die Tracklist der beiden CD schnell zeigt.

Zwar sind mit "Love Will Tear Us Apart", "She's Lost Control", "Atmosphere" und "Dead Souls" einige der wichtigsten Songs ihrer leider kurzen Bandgeschichte vertreten.

Daneben klaffen aber auch große Lücken. "A Means To An End" ist genauso wenig zu finden wie "Decades" und "Passover". Besonders schmerzlich ist das, wenn man sich die Tracklist der zweiten CD anschaut.

Insgesamt vier Songs sind ein weiteres Mal vertreten, in der knackigeren Peel Sessions-Version. Das ist durchaus lobenswert, schließlich sind alle acht Songs der beiden Peel Sessions großartige Musikgeschichte.

Allerdings hätte man diese Songs wirklich nicht doppelt featuren müssen. Schließlich gibt es genügend essentielles Material von Joy Division, man denke nur an "Ice Age" oder "Walked In Line".

"Transmission" und "She's Lost Control" sind unterm Strich sogar drei Mal auf "The Best Of" zu hören. Neben der Studio- und der Peel Sessions-Version auch noch als Livemitschnitt. Die Qualität der Liveaufnahmen ist für Joy Division-Maßstäbe allerdings hervorragend.

Ein Beigeschmäckle hat die Zusammenstellung des Materials dennoch. Leidenschaft für die Musik sucht man hier vergebens. Stattdessen wirkt es eher, als habe man schnell mal verramscht, was gerade billig im Angebot war.

Zu einer Drei-Punkte-Wertung reicht es alleine, weil die Songs von Joy Division nicht einmal durch billigste Labelstrategien an Ausstrahlungskraft verlieren. Von einer Kaufempfehlung möchte ich deswegen nicht sprechen.

Wer bei Joy Division einsteigen will, der macht mit der auf Factory Records erschienenen Quasi-Best Of "Substance 1977 - 1980" nichts falsch.

Trackliste

CD1

  1. 1. Digital
  2. 2. Disorder
  3. 3. Shadowplay
  4. 4. New Dawn Fades
  5. 5. Transmission
  6. 6. Atmosphere
  7. 7. Dead Souls
  8. 8. She's lost control
  9. 9. Love will tear us apart
  10. 10. These days
  11. 11. 24 hours
  12. 12. Heart and Soul
  13. 13. Incubation
  14. 14. Isolation

CD2

  1. 1. Exercice One (John Peel Show 31 Jan 79)
  2. 2. Insight (John Peel Show 31 Jan 79)
  3. 3. She's Lost Control (John Peel Show 31 Jan 79)
  4. 4. Transmission (John Peel Show 31 Jan 79)
  5. 5. Love Will Tear Us Apart (John Peel Show 26 Nov 79)
  6. 6. Twenty Four Hours (John Peel Show 26 Nov 79)
  7. 7. Colony (John Peel Show 26 Nov 79)
  8. 8. Sound of Music (John Peel Show 26 Nov 79)
  9. 9. Transmission (Recorded live for Something Else 4 Sept 79)
  10. 10. She's Lost Control (Recorded live for Something Else 4 Sept 79)
  11. 11. Ian Curtis and Stephen Morris Interviewed by Richard Skinner

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15 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    "Zwar sind mit "Love Will Tear Us Apart", "She's Lost Control", "Atmosphere" und "Dead Souls" einige der wichtigsten Joy Division-Songs von den Alben "Unknown Pleasures" und "Closer" vertreten."
    ------------------------------------
    "Love Will Tear Us Apart" und "Dead Souls" sind nicht auf diesen zwei Alben erschienen!!!

    Stümper!!!

  • Vor 16 Jahren

    Die Empfehlung von Substance ist ja gut und schön, aber die Klangqualität ist nach heutigen Maßstäben bei dieser Kompilation grottig.

  • Vor 16 Jahren

    weiß nicht.. gabs nicht schon mit der '"permanent" '95 eine ausreichende best of?! :P

    schade das es mal wieder songs wie "warsaw" oder "no love lost" nicht draufgeschafft haben.. aber wozu gibts die heart and soul anthology, hehe