laut.de-Kritik

Rockende Power-Chords begleiten echte Schulmädchen-Literatur.

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Wenn eine Band, die sich selbst Juli nennt, mit "Die Perfekte Welle" leicht verspätet gerade noch den Ausklang eines wirklich englisch geratenen Sommers kommentiert und ihr Debütalbum im September auf den Markt wirft, muss sie wirklich andere Qualitäten besitzen, als mit ihrem Namen einen Gag zu landen. Und Qualitäten hat die Band um Eva Briegel zweifelsohne zu Genüge.

Zahlreiche regionale Preise aus der Rock- und Popszene konnte die Combo damals noch unter dem Namen Sunnyglade bereits abräumen. Orientiert an 2Raumwohnung, Rosenstolz und Wir Sind Helden versucht sich das Quintett nun am Aufstieg in die Elite-Riege des Deutschpop.

Auf eben genannte Bands zielend, treffen Juli wohl am ehesten den Stil von WSH, wenn auch der Opener "Warum" anderes vermuten lässt. Rockende Power-Chords begleiten echte Schulmädchen-Literatur. "Warum ist doch egal ... denn heute Nacht sind nur wir zwei wichtig". Nach dieser Schmachtgurke hat man allerdings den einzigen peinlichen Teil des Albums bereits überstanden - versprochen.

"Du stehst in den Sternen, ich seh' rauf zu dir; und ich find's geil, dich so zu seh'n". Keine große Lyrik, aber ehrlich und schön. Ebenso auch der folgende Nostalgieschinken "Geile Zeit". Musikalisch klingt das alles wie eine bunte Mixtur aus Rock mit angezogener Handbremse und irgendetwas in Richtung Roxette. Dazu veredelt die Stimme der Sängerin, mal rotzig ("Geile Zeit, Anders"), mal anhimmelnd glasklar ("Tage Wie Dieser", "November"), beinahe jeden Song zu einer Deutschrockperle.

Trotz des sommerlichen Namens ist das Album der Band keinesfalls als reines Gute-Laune-Machwerk konzipiert und sollte auch nicht so abgehandelt werden. Diskutabel ist sicherlich, wie tief die interpretatorischen Möglichkeiten eines Songs wie "Die Perfekte Welle" reichen. Als Surfsong ist das Ding allerdings sicher nicht gedacht. Das beherrschende Thema der Platte ist, wie bei Popmusik üblich, die Liebe in all ihrem Facettenreichtum und aus jedweder Perspektive. Dieses Thema hat ja (meistens) länger Aktualität als nur während der warmen Monate. Und durch die recht hohe Wahrscheinlichkeit der Selbstidentifikation mit den Songs bescheren die Texte auch eher ein Wechselbad der Gefühle als reine Teletubbie-Glückseligkeit.

"Es Ist Juli" präsentiert sich als homogene Ansammlung schöner, handwerklich ehrlich gemachter Deutschpopstücke mit einem angemessenen Schuss Rock, um sich aus der Masse hervorzuheben. Die Reggae-Schnipsel in "Kurz Vor Der Sonne" bleiben zwar ein ebenso großes Rätsel wie der Name der Scheibe, fest steht jedoch, dass Juli ein ähnlich überzeugendes Debüt-Werk wie seinerzeit die Helden auf den Markt werfen und in den nächsten Jahren in Sachen charttauglicher Musik aus deutschen Landen wohl ein Wörtchen mitsprechen dürfen.

Trackliste

  1. 1. Warum
  2. 2. Sterne
  3. 3. Geile Zeit
  4. 4. Tage Wie Dieser
  5. 5. Tränenschwer
  6. 6. Perfekte Welle
  7. 7. Regen Und Meer
  8. 8. November
  9. 9. Anders
  10. 10. Kurz Vor Der Sonne
  11. 11. Ich Verschwinde
  12. 12. Wenn Du Lachst

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