laut.de-Kritik
Kreuzfahrt durch ein extravagantes Sounduniversum.
Review von Karim ChughtaiZwei Jahre nach dem hochgelobten Debüt "In Gumbo" meldet sich Dänemarks Exportschlager zurück. Es ist gleichzeitig das erste Künstleralbum auf dem Label Hfn Music, das die musikalische Heimat der Kopenhagener Schützlinge darstellt: Kasper Bjørke wie auch Trentemøller.
Bjørke heimst seit mehr als einem Jahrzehnt des Wirkens als DJ und Produzent bereits zahlreiche Veröffentlichungen auf Plant Music, Fine, Thugfucker oder V2 Records sowie einen Orden des Danish Music Awards - "Best Producer" - für sein Projekt Filur (gemeinsam mit WhoMadeWho Kumpel Tomas Barfod) ein.
"Standing On Top Of Utopia" zeigt wieder das stilsichere Händchen des 33-jährigen für skandinavisch fluffige Electronica. Die eine Hälfte der Tracks bleibt strikt instrumental, während die andere auf verschiedene Gastsänger zurückgreift. So leihen Louise Foo (Giana Factory), Tomas Höffding (WhoMadeWho) oder Dennis Young (Liquid Liquid) dem überaus grandiosen Vokalanteil ihre Stimmen.
Das Album gleicht einer Kreuzfahrt durch ein extravagantes Sounduniversum. Es flirtet mit glitzernden Analog-Synthesizern, knutscht mit warm pulsierenden Post-Disco-Trips, hält ab und an Händchen mit herzergreifendem Pop, fordert aber gleichzeitig heftiges Petting mit dunklen, elektronischen Clubtools ein.
Ähnlichkeiten zu Zoot Woman oder WhoMadeWho liegen nahe. Dabei besteht die Gemeinsamkeit in geschmeidiger Electronica mit Live-Instrumentierung, die sich für die Clubboxen genauso wie für die heimische Anlage eignet.
Der Opener "Animals" blubbert im simplen, warmen Bass-Gewand hinter den Vocals von Louis Foo dezent los, lässt Raum für sanfte Flächen und Beatpassagen, die das Arrangement gemütlich auflockern, ohne in Vorhersehbarkeit oder Monotonie abzudriften. Jacob Bellens leiht Feder und Stimmbänder für die sanfte Elektropop-Ballade und erste Auskopplung "Young Again" ("I can't believe the state I'm in, I can't believe what's happening, we'll never be this young again"). "Alcatraz" versüßt er ebenfalls durch seinen Gesang.
Kaspers Songwriter-Premiere gestaltet Tomas Höffding in "Efficient Machine" ähnlich locker flockig. Treibend, melodisch, sanft, mit Groove und Herz - der stärkste Song des Albums. "Dasko Vanitas", das nach Angaben Bjørkes den Sound New Yorks in sich trägt, dominiert mit Percussions, Cowbells und klatschenden Snares und trifft sich an der Ecke Felix Da Housecat-Street und DFA-Avenue.
Düster, verzerrt, technoid und kalt - geeignet für den wirklich späten Abend, wenn Außerirdische mit Wasserflaschen bewaffnet aus den Clubecken auf die Tanzfläche strömen, wobbelt sich "Melmac" durch die Membrane. Nicht umsonst trägt der Songtitel den Planetennamen ALFs. Auch "Great Kills" oder "Fasano" tragen zum dunkleren Anteil von "Standing On Top Of Utopia" bei, mit melancholischen Streichern und Synthesizer-Massakern schwenkt das Gute-Laune-Ruder gen Afterhour-Exzess-Stimmung um.
Kasper Bjørkes zweites Album schließt ans erfolgreiche Debüt an: Die Tracks sind hervorragend produziert und sorgen mit warmer Analog-Veredelung für eine wunderschöne Atmosphäre. Die Auswahl an Stücken und Gastvocals deckt eine beachtliche Bandbreite an Genres und Emotionen ab: für den unerbittlichen Raver wie für den beherzten Popmusiker geeignet.
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