laut.de-Kritik
Die sakrale Atmosphäre geht mit den Songs Hand in Hand.
Review von Michael EdeleWer schon ein Katatonia-Konzert miterlebt hat, weiß: Da passiert nicht allzu viel, was Bewegung auf der Bühne angeht. Wenn die Schweden dann noch auf eine Tour durch bestuhlte Locations gehen, die unter dem Motto "Unglugged & Reworked" läuft, tendiert dies gegen null.
Kommts darauf überhaupt an? Natürlich nicht! Nicht bei einer solchen Band, nicht bei solchen Songs und schon gar nicht in der sakralen Atmosphäre der Union Chapel in London. Sowohl auf CD als auch auf DVD bieten Katatonia einen Querschnitt ihrer bisherigen Karriere und lassen manche Tracks in dem weitgehend rein akustischen Gewand neu erstrahlen.
Sänger Jonas Renkse hält als Einziger eine elektrische Gitarre in der Hand und setzt diese ausschließlich für prägnante und geschmackvolle Soli ein. Ansonsten gehen die phantastische Atmosphäre der Location und die nicht weniger Gänsehaut erzeugenden Songs Hand in Hand.
Dass mit Bruce Soord von The Pineapple Thief an Gitarre und Gesang noch zusätzliche Verstärkung auf der Bühne steht, kommt da fast nur noch einem kleinen Bonus gleich. Er verantwortet dazu den finalen Mix der Aufnahme, wobei der Sound in der Union Chapel Hall vermutlich eh schon etwas Besonderes darstellen dürfte.
Beim letzten Track "The One You Are Looking For Is Not Here" gönnen sich Katatonia mit Silje Wergeland von The Gathering einen weiteren Gast, der mit Jonas ein tolles Duett hinlegt. Den Abschluss der DVD bildet eine einstündige Doku mit Jonas und Anders, in der Fanfragen zur Tour beantwortet werden.
Was das Vergnügen etwas trübt, bleibt die Tatsache, dass das Filmmaterial ein wenig grieselig daher kommt. Kerzenatmosphäre ist ja schön und gut, aber dann sollte auch die Lichtempfindlichkeit der Kameras angepasst sein. Darüber kann man aber auch hinweg sehen.
2 Kommentare
trotz solch atmosphärisch dichter veranstaltungen, trotz all der tollen kooperationen (akerfeldt, wilson, soord usw.) und der erkenntnis, dass man auch progressiv kann, und trotz des glaubens, es nicht nötig zu haben, auf stromgitarre zu setzen, weil man in erster linie akustisch den kern der musik freizulegen glaubt: katatonia sind für mich ne metalband und sollen es bitte bitte auch bleiben. "the great cold distance" ist immer noch mein lieblingsalbum von ihnen, seitdem ich von "discouraged ones" an alles von ihnen aufsauge. ich hoffe einfach, dass katatonia nicht den fehler machen, den die neuen anathema begangen haben: emotionale und musikalische härte und tiefe, ungemütlich und anziehend zugleich, lyrisch kryptisch, aber unterbewusst ansprechend sollen eben NICHT eingetauscht werden gegen (wie bei den neuen anathema der fall) eine viel zu wohltuende mischung aus musikalischer komplexität, eingängigkeit und sanfter melancholie mit gelegentlichen euphorischen oder depressiven ausreißern.
Höre mir das Album gerne an - entspannend.