laut.de-Kritik

Wer hat den Briten das Gespür für große Melodien geklaut?

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Als vor einem Jahr das Gerücht kursierte, dass sich Keane instrumentale Verstärkung ins Haus holen wollen, war die Freude bei vielen Anhängern der Briten über einen neuen Gitarristen groß. Spätestens Anfang Februar 2011 zogen sich die Mundwinkel all derer, die sich zukünftige Sechssaiter-Klänge erhofft hatten, allerdings wieder gen Boden, als die Band mit Jesse Quin ihren neuen Bassisten präsentierte.

Natürlich sorgen wahlweise leicht angezerrte und akustische Gitarren-Elemente bei Branchen-Kollegen wie Coldplay oder Travis für eine dosierte Prise Schmackes, doch Keane fuhren in der Vergangenheit gut damit, ihre Songs eher in ein luftiges und Synthie-lastiges Gewand zu stecken, anstatt sich plötzlich einen "Wir-können-auch-rocken"-Button an die Brust zu kleben. Und so regiert auch anno 2012 eher Anorganisches im keaneschen Königreich.

Flächendeckende Keyboards, Streicher-Nuancen und gewohnt präsente, aber unspektakuläre Rhythmen bestimmen das Klangbild auf "Strangeland". Was die Band aber seit jeher trotz ihrer teils einlullenden Sounds zu etwas Besonderem gemacht hat, ist neben der markanten Stimme von Sänger Tom Chaplin vor allem das Gespür für zeitlose Melodien. Dieses Talent ist dem Quartett in den letzten Jahren aber scheinbar irgendwie abhandengekommen.

Die Suche nach erhabenen Momenten, die es auf dem Debüt "Hopes And Fears" noch in Massen zu finden gab und die auch auf den Folgewerken immer wieder aufblitzten, erweist sich auf "Strangeland" zwar nicht als nicht enden wollendes Martyrium; aber vom Finden langlebiger und großer Harmonien kann auch nach dem dritten Durchlauf nicht die Rede sein.

Zwar umgarnen Songs wie der Opener "You Are Young" oder das folgende "Silenced By The Night" die Gehörgänge mit gewohnt Dur-lastigen Streicheleinheiten, aber wenn Kantiges und Tiefgehendes von vornerein fehlt, dann sehnt man sich um so mehr nach vereinnahmenden Melodien. Diese sind aber leider nicht vorhanden, auch wenn sich die Musiker auf Songs wie den balladesken und durchaus mit Atmosphäre behafteten "Watch How You Go" und "The Starting Line" redlich Mühe geben.

Beliebig und austauschbar reihen sich die nach langer Zeit wieder mehr im Vordergrund tippelnden Piano-Themen von Tim Rice-Oxley aneinander, ohne Bleibendes zu hinterlassen. Lediglich das sphärische "Black Rain" lässt am Ende noch einmal kurz aufhorchen, ehe sich nach einer guten dreiviertel Stunde die letzten Akkorde des Quartetts nicht mehr hinterlassen als Ernüchterung und das Verlangen, mit dem Griff zum Debütalbum das wankende Bild der Briten wieder geradezurücken.

Trackliste

  1. 1. You Are Young
  2. 2. Silenced By The Night
  3. 3. Disconnected
  4. 4. Watch How You Go
  5. 5. Sovereign Light Café
  6. 6. On The Road
  7. 7. The Starting Line
  8. 8. Black Rain
  9. 9. Neon River
  10. 10. Day Will Come
  11. 11. In Your Own Time
  12. 12. Sea Fog

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17 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    warum "soverein light cafe" und "on the road" auf dem album sind... keine ahnung. die simplen melodien werden dann auch noch so oft wiederholt, dass man echt denkt sie seien stolz darauf.
    paar andere sachen können sich aber doch hören lassen - insgesamt etwas zu hart meienr meinung nach 2 sterne zu verpassen.

  • Vor 11 Jahren

    Für mich klingt das wieder nach einer Rezi, die in 4 Minuten geschrieben worden ist und man sich von Track zu Track geskippt hat, statt intensiv zuzuhören. Auf diesem Album finden sich wieder richtige Perlen, und kein Song würde ich als schlecht bezeichen, die meisten sind überdurchschnittlich gut...

  • Vor 11 Jahren

    Für mich klingt das wieder nach einer Rezi, die in 4 Minuten geschrieben worden ist und man sich von Track zu Track geskippt hat, statt intensiv zuzuhören. Auf diesem Album finden sich wieder richtige Perlen, und kein Song würde ich als schlecht bezeichen, die meisten sind überdurchschnittlich gut...vielleicht ist dem einen oder anderen die Platte zu eintönig. 2 Sterne hat sie aber nicht verdient.

  • Vor 11 Jahren

    Für mich ist dieses Album jetzt schon einer der Highlights des Jahres und ich bin kein eingefleischter Keane Fan.Tolles Album mit sehr schönen Melodien.

  • Vor 11 Jahren

    Vielleicht bin ich musikalisch zu simpel gestrickt, aber ich halte Strangeland für ein großartiges Album. Die Harmonien schmeicheln ohne kitschig zu sein und Tom Chapins Stimme hat neben Gefühl auch Wiedererkennungswert. Das Ding läuft bei mir derzeit ziemlich oft und ich langweile mich keine Sekunde.

    Im übrigen finde ich, dass Keane zu keinem Zeitpunkt die "großen Melodien" im Gepäck hatten. In meinen Augen waren sie schon immer spezialisiert auf kleine Lieder.

  • Vor 11 Jahren

    Ich finde auch, dass die Platte deutlich zu schlecht wegkommt. Klar, es ist Kommerzpop, gute Popsongs muss man erst schreiben. Hier gibt es einige nette Hymnen, und der Gesamteindruck ist stimmig. Und der Vergleich zu den beiden letzten, und echt langweiligen Platten hinkt bei Laut.de...