laut.de-Kritik

Vom primitiven Macho zum primitiven, musikalischen Macho.

Review von

Wer sich vor Coolness kaum retten kann und wessen Ego zu groß geraten ist, der ist bei Kid Rock an der richtigen Adresse. Auch wenn "Rock N Roll Jesus" im Vergleich zu vorigen Alben vor allem im zweiten Teil ruhiger geraten ist, kann sich der Ex-Ehemann von Pam seine anrüchigen Texte nicht verkneifen.

"I Wanna Fuck You Like I'm Never Gonna See You Again" erklärt der nationalistisch gesonnene Amerikaner in seiner ersten Singleauskopplung "So Hott"; eingeleitet von bescheuertem Gestöhne, unterstreicht er die Botschaft später mit einfältigem, hartem Rock.

Es scheint fast, als habe es eine Entwicklung gegeben. Und zwar vom primitiven Macho zum musikalischen, primitiven Macho. Dadurch ist "Rock N Roll Jesus" ganz gut auszuhalten, auch wenn mich die primitive, textliche Monotonie ganz und gar nicht entzückt. Standardisierter Country- und Southern-Rock ersetzt zwar (mit Ausnahme von "Sugar") größtenteils die schlechten, aggressiven Raps von früher.

Dennoch, der "Explicit Content" lässt sich natürlich nicht vermeiden. Was wäre ein Kid Rock, oder Robert James Ritchie, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, auch ohne selbstüberschätzendes Zuhältergehabe? Dass er dies einmal mehr auf die Spitze treibt, zeigt zum einen natürlich der Album-Titel, zum anderen das Booklet. Hinter dem schlicht gehaltenem Cover präsentiert sich der Pimp mit fetten Ringen, Zigarre und Revolver.

So verspricht "Half Your Age" denn auch eine harte Abrechnung auf weichem Blues – "She's Half Your Age And Twice As Hot", so der Redneck. Hast du gehört, Pam?

Ist ja schön, dank "Don't Tell Me You Love Me" zu wissen, dass in Kid Rocks Band jemand Gitarre spielen kann, aber deshalb jede Strophe mit Soli zu hinterlegen fördert nicht gerade die Eingängigkeit. Mit der das Album ansonsten nicht eben sparsam umgeht: Bei altvertrauten Melodien fühlt man sich natürlich immer heimisch. So greift "All Summer Long" schlichterhand auf ein Gitarrenriff Lynyrd Skynyrds zurück und schmückt so musikalisch die Geschichten von "Smokin' Funny Things", "Makin' Love" und "Singin' Sweet Home Alabama All Summer Long".

"Ich habe ja alles. Ich habe Geld und muss mir keine Sorgen machen", spricht der Künstler. Wenn man so rundum glücklich und zufrieden ist, gibt es natürlich auch keinen Grund, sich einmal mit anderen Dingen als dem "guten, alten Amerika", Drogen und Frauen zu beschäftigen. Da hilft auch kein Rob Cavallo, der als Produzent schon mit Green Dayund Avril Lavigne arbeitete.

Mit "Rock N Roll Jesus" bleibt Kid Rock seinem Niveau treu. Um in die Schlagzeilen der Boulevardpresse zu gelangen, reicht das nicht aus – da muss schon eine (weitere) Schlägerei her. Eigentlich bin ich kein großer Fan von Anti-Amerikanismus, aber die Tatsache, dass diese Platte dort an der Spitze der Charts steht, lässt einen schon zweifeln!

Trackliste

  1. 1. Rock N Roll Jesus
  2. 2. Amen
  3. 3. All Summer Long
  4. 4. Roll On
  5. 5. So Hott
  6. 6. Sugar
  7. 7. When U Love Someone
  8. 8. New Orleans
  9. 9. Don't Tell Me U Love Me
  10. 10. Blue Jeans And A Rosary
  11. 11. Half Your Age
  12. 12. Lowlife

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24 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Also es gibt ganz genau ein Lied von ihm das ich bis heute echt geil finde und das ist und bleibt "American bad Ass"

  • Vor 17 Jahren

    Jo, Kid Rock habe ich früher sehr gerne gehört wie ich jünger war, aber heute? Nee, muss nicht mehr sein, ausser ein paar Ausnahmen, dazu gehört natürlich American bad Ass ;). Finde auch seine Aussage zum Thema Nationalismus sehr toll: Bin halt so erzogen worden. Das er bis heute nicht versucht hat, sein Hirn diesbezüglich einzuschalten und nachzudenken, was er da von sich gibt, ist eigentlich schade, finde ihn ansonsten sympathisch.

  • Vor 17 Jahren

    Was solln das für 'ne Review sein? Ich hab das Gefühl, der Autor hat sich mit den Texten (die im Booklet sogar abgedruckt sind) kein Stück auseinandergesetzt.

    Ich finde das Album auch relativ enttäuschend, eben weil jetzt wirklich alle Metal- und Hiphop-Elemente fehlen und die Musik eigentlich nur noch entspannter, positiver Countryrock ist. Aber gerade die Texte sind dieses Mal echt schön, sehr positiv und aufmunternd, teilweise schon sehr bitter kitschig.

    Der American Bad Ass ist er eben nicht mehr, obwohl er immer noch stolz die Flagge schwenkt und sein Land liebt - warum auch nicht?

    Das Album ist solide und wäre wahrscheinlich DAS Sommeralbum geworden, wenn es 4 Monate früher erschienen wäre. Ist halt nicht mehr der fiese Kid Rock von damals, aber immer noch 'n großartiger Musiker.

  • Vor 16 Jahren

    boaaah! mit reichlich verspätung aber jetzt check auch ich wie daneben diese kritik ist.

    sweet home alabama!

  • Vor 15 Jahren

    neee, oder? DAS ist doch keine kritik, das ist eine aneinanderreihung von platten vorurteilen und klischees. sowas muss doch besser gehen... ;)

    und wenn sich der "kritiker" mal ein wenig eindringlicher mit dem album, den texten etc. befasst hätte, wüsste er, was für einen - sorry - stuss er geschrieben hat.

    ich finde das album klasse!
    sicherlich hat sich kid rock im vergleich zu früheren alben verändert - ob zum guten oder schlechten, das liegt am musikgeschmack eines jeden einzelnen, dennoch ist er für mich einer der ehrlichsten musiker, der sich immer treu bleibt.
    (und das heißt nicht, dass man auf stand vor 10 jahren stehen bleiben muss. die welt dreht sich und wir alle verändern uns. das ist der flow... ;) )
    egal, wieviele coverparts er verwendet. solange er es gut macht, hab ich nix dagegen.

  • Vor 15 Jahren

    Kid Rock hat ein Gespür für gutes Songwriting und seine Live Shows sind atemberaubend.
    Auch auf dem aktuellen Album sind jede Menge "Gute Laune" Songs für entspannte Stunden am Badesee zufinden.

    Damit wären wir allerdings auch schon beim größten Knackpunkt..."entspannt" trifft es nämlich nur zu gut.

    Wer auf knallharte Metalriffs und derbes Geshoute steht, ist mit dem Referenzwerk "Devil without a cause" von 1998
    immer noch am besten bedient.

    Kid Rock ist nach wie vor Kid Rock...nur halt eher auf der "Uncle Cracker" Schiene. ;-)