laut.de-Kritik
Brisante Sound-Perlen mit politischem Biss.
Review von Alexander AustelKiller Mike bewegt sich nicht erst seit gestern im Rap-Business. Mit "Pl3dge" schickt er die dritte Auflage seiner "I Pledge Allegiance To The Ground"-Serie in die Startlöcher. Politisch, reißerisch und die Wahrheit beim Namen nennend rappte sich der Mann aus Atlanta ins Bewusstsein der Heads. "Pl3dge is the album I've always wanted to make", stellt er hohe Ansprüche an sich selbst.
"Pledge 3 is here, I give you the magnum opus", tönt es selbstbewusst über einen souligen Beat im Opener "So Glorious". Schon zu Beginn lässt Michael Render nichts anbrennen und erfüllt alle Erwartungen. Schönes Ding! Dann haut er in die Vollen: "That's Life II" rechnet mit dem katholischen Klerus ab, der sich in seinem Speckmantel Jets und dicke Karren leistet: Der Track stellt namentlich Bischoff Lang an den Pranger, und auch Präsident Obama kommt nicht gut weg.
Neben einigen sehr politischen und kritisierenden Tracks bleibt immer noch Platz für die eine oder andere Gangsternummer. Bestes Beispiel: die Single "Ready Set Go". Ober-G T.I. gibt sich die Ehre, unterlegt von einem düsteren, basslastigen Beat. Der wirkt zwar sperrig, entfaltet aber nach einigen Durchläufen seine Qualität.
Die vielfältige und abwechslungsreiche Produktion lässt die Platte nur schwer kategorisieren. Der Soul-Anteil dominiert zwar, aber hier und da streuen The Bizness, Smif & Cash oder die Newcomer Sweatbox Production einige Dirty South-Fetzen ins Rennen. Gerade die Vielfalt des Albums ist sowohl Fluch als auch Segen. Fast kein Song gleicht dem anderen, was die Kreativität von Killa Kill alias Mike Bigga alias Killer Mike beweist. Auf der anderen Seite wirkt es manchmal beinahe anstrengend.
So reicht die Bandbreite der Tracks von dem Gospel-angehauchten "God In The Builiding II" über eine bedrohlich atmosphärische Stimmung inklusive nervigen Elefanten-Tröten-Synthies ("Animal") bis hin zum clubtauglichen, wummernden "Go Out On The Town". Bei letzterem ist Young Jeezy als Gast geladen, der aber auch nicht verhindert, dass die Nummer doch stark nach Radio- und Mainstream-Sumpf müffelt. Ähnliche Kerbe: "Follow Your Dreams".
Davon abgesehen gibt es aber Sound-Perlen à la "American Dream", die ihrer Brisanz und dem politischen Biss wegen gefallen: "I'm trying to get a cheaper price, you know a bigger bag / Mexican work, how American is that / As American as steering in a German car / Fucking a Russian chick snorting coke from Columbia." Anschließend plätschert in "Everything (Hold You Down)" ein leichtes, melodiöses Motown-Sample aus den Boxen. "This song is not about all women, this song is about my woman!" Auch in einem Killer Mike steckt ein kleiner Romantiker.
Die Verspieltheit der Produktion und die unterschiedlichen Themen lassen den roten Faden vermissen. Es sei denn, er äußert sich genau darin, dass es ihn gar nicht gibt. Trotzdem bleibt nach den ersten Durchläufen ein durchwachsener Gesamteindruck zurück. Die Songs wollen einfach nicht so recht zünden, obwohl der ATLien nichts gravierend falsch macht.
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