laut.de-Kritik

Eine weitere Runde im Komfort-Kreis gedreht.

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Kontra K ist wohl selbst sein größter Fan. Denn wer sonst befolgt so zielstrebig das, was er seit Jahren unnachgiebig in seinen Songs predigt: rausgehen, machen, gewinnen. "Gute Nacht" heißt nun sein drittes Album innerhalb der letzten zweieinhalb Jahre - Ks Arbeitseifer sucht seinesgleichen. Doch auf musikalischer Ebene stagniert der Rapper seit einiger Zeit. Mit "Gute Nacht" dreht sich Kontra K im Endeffekt nur eine weitere Runde im Komfort-Kreis.

Nach einem Nummer Eins-Album ("Labyrinth") macht das aus kommerzieller Sicht natürlich Sinn – als Zuhörer fühlt man sich von den nicht enden wollenden Motivationstiraden zusehends strapaziert. Dabei hätte Kontra K sicherlich allerlei Spannendes zu erzählen: sein Aufstieg vom "Staub der Straße" zum Majordeal schreit nur danach, sich wenigstens stellenweise am Status Quo zu erfreuen. Stattdessen lenkt Kontra K sein Augenmerk über die gesamte aufgeblähte Spielzeit auf die "Ratten", die ihn in augenscheinlich exorbitanter Zahl umgeben müssen.

Natürlich sind die Werte, die "Gute Nacht" eindringlich vermittelt, erstrebenswert. Loyalität, Ehrlichkeit, Brüderlichkeit – die Liste von plakativen Schlüsselbegriffen in Kontra Ks Musik ließe sich noch lange fortsetzen. Das Manko daran bleibt allerdings stets, dass er nie konkret wird. Das Album ist übersät von abgedroschenen Sprachbildern, die immer genau so viel Spielraum lassen, dass vom pubertären Teenager bis zum ergrauten Mittfünfziger so wirklich jeder seine Probleme und Sorgen darauf projizieren kann. Der eigentliche Sinn von der ach so großen Bedeutung verliert sich schnell – allein schon der schieren Anzahl wegen. Wahrscheinlich könnte man Textpassagen einzelner Songs (Bsp: "Wie ein Baum, die Blätter im Himmel, doch seine Wurzeln gehen in die Tiefe/ Feuer und Eis, Geschrei und Stille, wir kämpfen nicht, wir führen Kriege") unbemerkt austauschen – so wenig Griff haben die Tracks, die Namen wie "Ratten", "Mosaik" oder "Gift" tragen.

In der Gesamtheit wirkt das natürlich stimmig, wirkliche Ausreißer bleiben auf dem vor sich hin plätschernden Album aber rar. "Plem Plem" mit dem Erfolgsduo Bonez MC & Raf Camora klingt wie eine bessere B-Seite aus deren Afrotrap-Erfolgsalbum, "Kreis" überzeugt mit einem frechen Bausa-Part.

Ansonsten verliert sich Kontra K auf der Suche nach seiner musikalischen Identität irgendwo in dem für Deutschrap so typischen Einheitsbrei. Die Instrumentierung passt zwar zum dunklen, bissigen Vortrag – den wirklichen Dreck, von dem Kontra gerne rappt, atmen die clean ausproduzierten Beats aber kaum. Etwaige Ausflüge wie in Gitarren-Gefilde ("Instinkt") gehen zumeist in die Hose, "Diamanten" versucht etwas zwanghaft, elektronische Einschübe mit Scratches zu vereinen.

Da bleibt im Endeffekt nichts, was man nicht vorher bereits wusste. Dazu gehört natürlich auch, dass Kontra K ein begnadeter Rapper ist, der hörbar viel Emotion in seine Musik investiert. Auch auf technischer Seite beherrscht er sein Handwerk grundsolide: zwingend gerappte Parts wechseln sich oft mit gesungenen Hooks ab, die Message hinter seinen Songs verstärkt er immer durch seinen Stimmeinsatz. Von jedweden Innovationen oder neuen Soundentwürfen hält sich Kontra allerdings fern. Vielleicht wäre es ja genau das, wofür er seine Motivation in Zukunft aufwenden könnte. Ansonsten dreht er sich wohl nur eine weitere Runde im Kreis.

Trackliste

  1. 1. Ratten
  2. 2. Diamanten
  3. 3. Mehr als ein Job (feat. Rico)
  4. 4. Hände weg
  5. 5. 2 Seelen
  6. 6. Power
  7. 7. Plem Plem (feat. RAF Camora & Bonez MC)
  8. 8. Einfach
  9. 9. Gute Nacht
  10. 10. Mosaik (feat. Rico)
  11. 11. Wie du
  12. 12. Gift (feat. BTNG & AK Ausserkontrolle)
  13. 13. Instinkt
  14. 14. Jedes Mal (feat. Fatal & Skepsis)
  15. 15. Kreis (feat. Bausa)
  16. 16. Lass mal
  17. 17. Glücklichen
  18. 18. Lass mich los

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LAUT.DE-PORTRÄT Kontra K

"Der Hund ist des Mannes bester Freund." Heißt es ja so schön. Ein Hund ist vor allem eines: loyal. Gibts nicht mehr so oft, im frühen 21. Jahrhundert.

4 Kommentare mit 3 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    Wird ab morgen gehört, empfinde aber allein die Single-Auskopplungen 'Diamanten' und 'Mehr als ein Job' sehr erfrischend und als musikalische Weiterentwicklung. 'Gift' dafür geht wieder sehr in Richtung eines früheren Kontra Sounds... Was damit auch Langzeitfans (mich) zufriedenstellen sollte. Aber mal sehen, was das Album insgesamt zu bieten hat...

  • Vor 7 Jahren

    "Gift" erinnert trotz schwacher Features wirklich an atmosphärische Hell Raisa Zeiten und ist eines meiner bisherigen Highlights im Deutschrapjahr

    Den öden Titeltrack sowie die schaurige Nummer mit Bonez und Raf sind dagegen total mau

    Gespannt bin ich auf Fatals Part, der liefert ja immer ab

    Ich kann mich dennoch nur wiederholen: Kontra dreht sich thematisch im Kreis und das Soundbild hat seit 4Music eine ganz komische Richtung aufgenommen. Gibt natürlich auch positive Ausnahmen und stimmlich hat er sowieso ein Alleinstellungsmerkmal, aber dieser letzte Biss fehlt

  • Vor 7 Jahren

    Mittlerweile leider wegen Ueberuebersaettigung die 1/5. Er soll mal lieber ein Jahr touren, dann etwas Pause machen, reflektieren, sich um sein real job bidness kuemmern, auch wenn er das heuer garantiert nicht mehr zwingend braucht, und dann in 2 Jahren nochmal ein Album rausbringen.

    Das hier ist mindestens so langweilig wie 'Black Friday' wird.

    • Vor 7 Jahren

      ja. es ist einfach immer das gleiche und immer weniger herzblut dabei. wenn man seine frühen sachen anschaut. fight club mixtape oder so. das kann man nicht vergleichen.
      lustigerweise finde ich den track mit AK am besten. mir geht AK grad eh gut rein. leider als feat auf dem nächsten ANUS album vertreten :conk: