laut.de-Kritik
Frischer Fahrtwind für Wunderkerzenmenschen.
Review von Kerstin KratochwillWill man es als Frau in der deutschen Popmusik zu etwas bringen, setzt man am besten auf einen etwas kindlichen Vornamen, der Unschuld suggeriert: Nena und Lena haben es vorgemacht, und LEA ist ja quasi ein Destillat beider Namen.
Als Nena wurde Gabriele Susanne Kerner zu einer der erfolgreichsten Künstlern in der deutschen Musikgeschichte, und Lena machte irgendwann den bösen Fehler, ihren Nachnamen Meyer-Landrut zu promoten. Aber Lea-Marie Becker, seit ihrem 15. Lebensjahr durch die Marketing-Maschine YouTube gedrillt, wird dies sicherlich nicht passieren. Das sieht man schon daran, dass sie LEA in markigen Großbuchstaben in die Welt hinausschreit.
Auf ihr Debüt-Album "Vakuum" aus dem Jahr 2016 folgt nun das Zweitwerk "Zwischen Meinen Zeilen", und gleich auf dem ersten Lied "Landebahn" erinnert ihr gehauchter Gesang an Nena und deren Hit "Leuchtturm". Beides Liebeslieder, in denen der Partner als Anker besungen wird. So weit, so unfeministisch und harmlos, denn während Nena zumindest am Anfang ihrer Karriere noch melodiestarke Songs veröffentlichte, plätschert hier alles leise und möglichst nicht störend vor sich hin.
Ein Album wie ein Tchibo-Regal, einerseits pragmatisch, andererseits kitschig: Zum einen bedient "Zwischen meinen Zeilen" aktuelle Pop-Radiohörgewohnheiten perfekt. Zum anderen schielt es auch in Richtung neuer Schlager à la Helene Fischer und Vanessa Mai mit Liedern, die allen Ernstes "Wunderkerzenmenschen" heißen. Im Verlauf des Albums leert LEA ihren "Rucksack voller Sorgen" aus, verbrennt alle "Zweifel" und tanzt dazu im Wunderkerzenmeer. Metaphern aus der Hölle, Musik aus der Retortenfabrik.
Einzig der reduzierte Track "Lieber allein" sticht ein bisschen aus dem glatt gebügelten Einheitskommerz heraus. Im Titelsong "Zwischen Meinen Zeilen" schraubt sich schließlich LEAs Gesang in Höhen, die wohl Sensibilität beweisen sollen, während ein Pianolauf-Rührstück das Lied begleitet, in dem sie fordert: "Weniger Vergangenheit, mehr Utopie". Utopisch daran ist jedoch nur der Anspruch, auf dem Album etwas Neues zu wagen.
Vielmehr bewegt sich LEA sicher in den Gewässern der so genannten neuen deutschen Pop-Poeten wie Mark Forster und Wincent Weiss (An dieser Stelle fragt man sich als Frau, warum diese sich nicht einfach Mark oder Wincent nennen...). Mit Ersterem entstand übrigens die Single "Zu Dir" und mit Letzterem singt LEA den Abschlusssong "Blicke". Durchkalkuliert bis zum bitteren Ende.
6 Kommentare mit 17 Antworten
Wunderkerzenmenschen die neuen Bahnhofsklatscher?
Warum hier manche Musikrichtungen ständig verrissen werden, bleibt mir ein Rätsel. Ist das Teil der internen, vorgeschriebenen "Verriss pro Woche"-Quote?
Vielleicht sind die Platten auch einfach scheiße?
Deutschsprachige Musik wird hier aus Prinzip verrissen. Fakt.
Das was Hmm sagt!
Schlechte Musik wird hier prinzipiell verrissen. Auch Fakt.
Da ist dieser Gänsehautmoment in der Musik, bei dem mir letztlich doch die Kotze kommt.
Deutschsprachige Popmusik (Menschen Leben Tanzen Welt-Poetenpop) ist auch in 95 % der Fälle minderwertiger Kommerzdreck aus dem Baukasten.
Gott sei Dank gibt's in anderen Genres mit deutschen Texten Lichtblicke, aber das ist dann schließlich auch Indie-Musik ohne gieriges Majorlabel am Fließbandhebel.
lea also auch ein transgender?
"Doch die Lichter deiner Straße
Sind meine Landebahn
War so lange nicht zuhause
Lag lang nicht in dei'm Arm
Doch die Lichter deiner Straße
Leuchten heller als die Stadt
Ich kann's kaum noch erwarten
Ich komm' noch Hause heute Nacht"
Bei so einem einfallslosen Quatsch ist 1/5 eine notwendige Konsequenz.
Warum ist das einfalloslos? Kannst du das auch begründen oder plapperst du nur daher? Immerhin gibt es Menschen, die sich damit identifizieren können, was wiederum bedeutet, dass diesen Zeilen doch eine gewisse Metaebene innewohnt.
Hallo bogstrok, bitte dem Begriff "Metaebene" nachschlagen. Oder gleich hier zu Wikipedia:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Metaebene
Und ich kann auch ein Gedicht/Lied schreiben, dessen einziger Gehalt der 21 mal wiederholte Satz "Ich mag Kuchen!" ist. Damit können sich auch sehr viele Menschen identifizieren. Gute Lyrik ist es deswegen trotzdem nicht.
Oder wie Frau Potz es so schön auf den Punkt brachte:
Und irgendwo in Deutschland sitzt bestimmt ein armes Gör'
zwischen warmem Billig-Rotwein und Möbeln von Ikea
und nur weil es draußen regnet, passt die Zeile grad perfekt.
Das gibt wieder ein "Gefällt mir" für bedeutungslosen Dreck.
"Liebeslieder, in denen der Partner als Anker besungen wird. So weit, so unfeministisch."
Romantik = unfeministisch?
Liebe = unfeministisch?
ich dachte immer, eine echte Beziehung/Partnerschaft taugt nur dann überhaupt etwas, wenn man sich gegenseitig als Anker empfindet.
Falls das allen Ernstes unfeministisch sein sollte, sagt das viel über die vorherrschende Deutung des Begriffs aus.
Ich glaube das Schlüsselwort lautet hier "gegenseitig".
Stimme ich dem Anwalt hier aber zu, dem alten Rosenheld.
Feministisch? Was ist das überhaupt und ich als Mann kann ich das überhaupt beschreiben? So, wenn also Kerstin also eine Frau tatsächlich ist, wird sie die gewählte Formulierung, schon irgendwie erklären zu wissen? Geh ich mal schwer von aus!
Nicht Deutschsprachig aber ein echtes Talent, hab ich noch. Das empfinde ich als hoch feministisch. https://ancientcave.blogspot.com/2018/09/a…
.......So, wenn also Kerstin also eine Frau tatsächlich ist, wird sie die gewählte Formulierung, schon irgendwie erklären zu wissen? .....
Erkläre mal diese Formulierung du Sprachgenie
Da denk ich nicht groß drüber nach! Du ja scheinbar schon? Das hängt wahrscheinlich mit dem Thema "Feministisch" zusammen?
Er hat wohl gemeint, du sollst die offenkundig falsche Syntax erklären.
Weiß nicht mal was das ist, eine falsche Syntax? Überbewertet oder?
Querdenker brauchen keine Synthetix.
Meine Ex heißt Lea, 0 von 5 ungehört.