laut.de-Kritik

Zurück zur Natur lautet die Losung.

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LGoony gilt nicht zwingend als konfrontativer Charakter. Dennoch stand er im Sommer plötzlich im Fokus der DeutschrapMeToo-Debatte, nachdem er die Wagenburgmentalität der Szene kritisiert hatte. Vor allem MC Bogy fühlte sich davon offenbar massiv provoziert. Statt dem Kölner Kollegen großmütig zu begegnen, überzog er ihn mit cholerischen Tiraden. Dabei hat dieser im Grunde nur Selbstverständliches zum Ausdruck gebracht, worüber jeder selbsternannte Pionier ruhig einen Moment nachdenken sollte, ohne im Blutrausch gleich seine MacBook-Tastatur zu pulverisieren.

Mit "Go Green" schafft LGoony nun einen guten Monat nach der Aufregung Distanz zu den Unannehmlichkeiten. Denn mit ausreichendem Abstand relativiert sich so mancher Wahnsinn und selbst ein "Inferno" vermag es, eine gewisse beruhigende Anmut auszustrahlen: "Ich weiß, ich bin nur selten zu Besuch / Doch vielleicht siehst du mich, blickst du mal zu den Sternen hoch – Inferno, Inferno, Inferno." Marys dazugehörige Synthie-Produktion verströmt Entspannung, die sie auch im naturverbundenen Wald-und-Wiesen-Video niederschlägt.

Einmal in die entsprechende Stimmung versetzt, bleibt der Kölner gleich dabei. "Engel & Teufel" klingt nach einem sonnigen Nachmittag im Hochsommer. "Ich ruf' die Jungs an, lass mal Eis essen im Park", verkündet LGoony gut gelaunt in der ersten Strophe, um anschließend einen unerklärlichen Stimmungswechsel zu durchleben: "Ich hab' kein' Spaß, ich hab' lang' nicht gelacht / Ich leg' mich schon mal rein in meinen Sarg – gute Nacht." Auf das Instrumental nimmt dieses Wechselbad der Gefühle aber nur geringfügig Einfluss und bereits in "Summer Kiss" ist wieder alles paletti.

Im Titelsong "Go Green" verknüpft er seine naturverbundenen Texte mit der Forderung zum Engagement in der Klima-Frage: "Guck, ich cruis' in meinem Tesla durch die Stadt". Anstelle des gehobenen Zeigefingers deutet er zum tanzbaren Instrumental die üblichen Genre-Versatzstücke umweltpolitisch um. Da betreibt er halt "die Geldzählmaschine mit Windkraft". Nebenbei schickt er noch schnell einen Gruß zur schwedischen Schwester im Geiste: "Release Friday, denn ich bin die fucking Future / Mein neues Mixtape läuft im Haus von Greta Thunberg."

Der Ikone der Klimaschutzbewegung, die mit ihrer zuckersüßen Rick-Astley-Performance jüngst gar die Herzen der neoliberalen Lautsprecher erweichen konnte, widmet LGoony den finalen Song seiner EP. "Bin bei alten Männern verhasst / Sie komm' nicht drauf klar, was ich mach'", erklärt er in Richtung derer, die weniger vom Umweltschutz beseelt sind: "Versammeln sich, Facebook die Base." Im konventionellen Namedropping skandiert der Rapper dazu "Greta Thunberg", was den zuvor in Trance versetzten Hörer ebenso effektiv herausreißt wie die gebieterische Trap-Produktion.

"Greta Thunberg" bleibt jedoch die aufmüpfige Ausnahme einer auf Seelenhygiene setzenden EP. Ähnlich wie Bündnis 90/Die Grünen, die in ihrem Wahlkampf bildlich gesprochen den Fehler begangen haben, mit einem Messer zur Schießerei zu erscheinen, schlägt auch der Rapper einen überaus gemäßigten Ton an. Zurück zur Natur lautet die Losung. Und auch wenn "Go Green" mit wie immer geschickt genutztem Autotune und entspannt entrücktem Sound ein wenig wie das Hörbuch zur "Landlust" klingt, sei LGoony nach den jüngsten Querelen der Frieden gegönnt.

Trackliste

  1. 1. Inferno
  2. 2. Engel & Teufel
  3. 3. Summer Kiss
  4. 4. Go Green
  5. 5. Greta Thunberg

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