laut.de-Kritik
Ein Arschtritt zum Jahresanfang.
Review von Manuel BergerScheiß auf gute Vorsätze! Ginge es nach Legion Of The Damned, würden wohl alle Jahre mit Hiobsbotschaften beginnen. Mit Ausnahme von "Cult Of The Dead" veröffentlichten die Niederländer immerhin all ihre Studioalben in der ersten Januarwoche. Und besonders hoffnungsvoll klingen die nun mal nicht. "Slaves Of The Shadow Realm" bildet keine Ausnahme. Wie die vier Apokalyptischen Reiter des Death Thrash mähen Maurice Swinkels, Erik Fleuren, Harold Gielen und Twan van Geel in 2019.
Zwar ließ sich die Band für den Nachfolger zu "Ravenous Plague" ungewohnt viel Zeit, ihren Stil groß verändert haben sie seitdem aber nicht. "Einfachheit ist der Schlüssel bei Legion Of The Damned", betonte Swinkels im Vorfeld und spielt entsprechend schnörkellos seinen Stiefel. Rasende Geschwindigkeit ist hier das Einzige, das die Spielfertigkeiten herausfordert. Der Opener "The Widow's Breed" legt in dieser Hinsicht standesgemäß los und liegt dank der Devise "Tremolos first, riffs second" und Swinkels heiserem Keifen wesentlich näher an Black Metal à la Watain als an Thrash.
Bald schon zieht aber auch der Groove ein in die Schattenwelt. Mid-Tempo-Breaks sorgen für Abwechslung, sowohl in "Charnel Confession" als auch im todesmetallischen "Slaves Of The Southern Cross" gepaart mit melodischem Riffansatz. Mit Melodien überrascht auch der Quasi-Titeltrack "Shadow Realm Of The Demonic Mind" – denn der startet mit sanftem Klavier. Leider versäbeln Legion Of The Damned den guten Anfang mit anschließend eher umspektakulärem Venom-Geboller. Das wirkt ähnlich lieblos wie das später völlig zusammenhanglos an "Dark Coronation" angeklebte "Outro".
Womit wir beim Manko der Platte ankommen: Obwohl sich die Band um Abwechslung innerhalb ihres abgesteckten Genre-Realms bemühen und etwa auch öfter gelungen gen Slayer abbiegen ("Nocturnal Commando", "Warhounds Of Hades"), gehen ihnen auf Dauer die Ideen aus. "Black Banners In Flames" zum Beispiel punktet in seiner ersten Hälfte mit einem spannenden Death/Thrash-Riff. Das hält etwa anderthalb Minuten bei Laune und auch die Coda knallt nochmal ordentlich – doch für die restliche Spielzeit bieten Legion Of The Damned nur Füllmaterial und abgegriffene Melodien. Dazu ähneln sich manche Highspeed-Parts so stark, dass man sie beliebig zwischen den Songs hin und her schieben könnte. Man höre nur einmal nacheinander "Black Banners In Flames", "Azazel's Crown" und "Dark Coronation" ...
Als Arschtritt ins neue Jahr funktioniert "Slaves Of The Shadow Realm" trotzdem. Der Nacken rotiert, der Totenkopf wackelt und der Winterhimmel sieht mit einem solchen Soundtrack gleich noch ein bisschen finsterer aus. Mission accomplished, würde ich sagen, auch wenn Legion Of The Damned beim nächsten Mal gerne wieder etwas spritziger agieren könnten.
Noch keine Kommentare