laut.de-Kritik
Auf Hochglanz poliert, aber immer noch gut.
Review von Sven KabelitzAuf "Good Thing" arbeitete Leon Bridges mit dem Grammy nominierten Produzenten Ricky Reed (Maroon 5, Robin Thicke, Kesha), und dafür könnte man ihm durchaus Ausverkauf vorwerfen. Aber wer will das denn, wenn spätestens in "Bad Bad News" die vom Jazz getriebene Gitarre und die verstohlenen Bläser einsetzen. Wer solche grandiosen Songs aufnimmt, kann nur zu den Guten gehören.
Das raue, das knarzende des Debüts "Coming Home" lässt Bridges jedoch komplett hinter sich. Been there, done that. Auf dem auf Hochglanz polierten "Good Thing" findet sich kein einziges Staubkorn. Diesbezüglich stellt es das genaue Gegenteil zum Vorgänger dar.
Er verbindet den Soul und R'n'B der 1960er mit einer aktueller Produktion und bringt dessen Spirit in die heutige Zeit. "Bet Ain't Worth The Hand" erinnert nicht nur wegen des "The Makings Of You"-Samples von Curtis Mayfields Album "Curtis" an den Großmeister. Leons Falsettstimme schließt das Bild stimmig ab.
Solche wohligen Songs ("Beyond", "Mrs.") stehen zu Beginn und zu Ende hin im Mittelpunkt, doch ganz ruhig mag Bridges dann doch nicht sitzen. Irgendwann zuckt doch das Tanzbein und will geschwungen werden. Dafür baut er "If It Feels Good (Then It Must Be)" um ein The Whispers-Sample ("It's A Love Thing"). Viel besser gelingt ihn dies jedoch in "You Don't Know", das mit deutlicher Chic-Breitseite und gleißenden Keyboards während des Refrains förmlich nach dem kommenden Sommer schreit.
Die Schlussnummer "Georgia To Texas" pfeift auf die Eingängigkeit des restlichen Longplayers. Ein Fremdkörper auf "Good Thing", der noch einmal zeigt, über welch vielseitige Möglichkeiten Leon Bridges verfügt. Zuerst nur vom Bassspiel begleitet, leitet er uns in den dunkelsten Jazzkeller der Stadt. Jeff Dazeys Saxofonspiel leidet Qualen, während der auf dem Album allgegenwärtige Mulitinstrumentalist Nate Mercereau (Gitarre, Bass, Schlagzeug, Trompete, French Horn, Orgel und vieles mehr) mit dezenten Pianoakkorden Joshua Blocks versticktes Schlagzeugspiel zusammenhält.
Ja, man könnte Leon Bridges wegen seiner Neuausrichtung wirklich böse sein. Dann würde man mit "Good Thing" aber ein edles R'n'B und Soul-Album verpassen. Eben ein wirklich gutes Ding.
1 Kommentar
Gerade ich als Soul Fan bin zufrieden damit. Soul muss man ja suchen mittlerweile und Leon Bridges gehört eindeutig zu den besseren.