laut.de-Biographie
Leon Bridges
Die Musik des Leon Bridges ist so vintage wie seine Geschichte: Es ist die uramerikanische Erzählung vom Tellerwäscher-wird-Superstar, zu der der Retrosoulsänger um 2013 herum ansetzt. Damals arbeitet Bridges, Jahrgang 1989, in einem Restaurant im texanischen Fort Worth.
Anderthalb Jahre später, wir schreiben Ende 2014, reißen sich bereits bis zu 40 Plattenfirmen um seine Vertragsunterschrift. Letztlich erhält Majorlabel Columbia den Zuschlag. Dort erscheint das analog eingespielte Debüt "Coming Home".
Doch was ist in der Zwischenzeit eigentlich genau passiert? Schlicht das: Leon Bridges hat den Look und Sound der Prä-Beatles-Ära detailgenau wie wenige wiederaufleben lassen.
Dabei empfindet sich der Texaner lange Zeit als viel zu schüchtern für den Mikrofonplatz. "Ich hatte überhaupt kein Selbstvertrauen. Singen war etwas für die anderen Leute", erinnert er sich heute. Stattdessen entscheidet Bridges sich zunächst für eine Karriere als Choreograph.
Sukzessive traut er sich dann aber doch: In Open-Mic-Nächten in Fort Worth sammelt er erste Live-Erfahrungen. Bald wird ihm klar, dass sein Herz für alten Soul und Gospel schlägt. Sam Cooke, Percy Sledge und Otis Redding sind seine erklärten Rhythm-and-Blues-Helden.
Die Musikclips, die der Sänger und Songwriter der Internetgemeinde präsentiert, sind konsequenterweise in schwarzweiß gehalten. Auf der Bühne kleidet er sich außerdem im Modestil der 1950er und -60er. Dieser nostalgieschwangere Ansatz sorgt beim SXSW-Festival in Austin 2015 schon kurz darauf für vollkommen überfüllte und frenetisch gefeierte Konzerte.
"I'd swim the Mississippi river if you give me another start, girl", heißt es in schmerzlicher Sehnsucht in einem seiner Songs, die so völlig aus der Zeit gefallen scheinen. "Dieser 25-Jährige hat das Zeug dazu, die Welt in Brand zu setzen mit seiner honigwarmen Crooner-Stimme", stellt der britische NME fest.
BBC Radio 1 sekundiert: "Sein Song 'Coming Home' klingt wie ein verloren geglaubter Klassiker." Den ein oder anderen zarten Verweis auf Marvin Gaye oder Curtis Mayfield findet man ebenfalls im Klangbild.
Spike Lees Biopic "Malcolm X" bringt Bridges seinerzeit übrigens erstmals mit dem Werk Sam Cookes in Kontakt. "Ich wurde sofort vollkommen fasziniert von diesem spezifischen Sound. Ich wollte ihn aufs Exakteste rekreieren", sagt der Retrosoul-Sänger. "Die Simplizität klang einfach so gut, so perfekt, wie sie war ..."
Die Einflüsse der Musik aus den 50er und 60er Jahren sind auch auf dem Album-Debüt "Coming Home" (2015) überdeutlich zu hören. Eine Weile lang hört man wenig von Leon Bridges, abgesehen vielleicht von einem Feature im Song "Kevin" von Macklemore & Ryan Lewis. Im Mai 2018 erscheint "Good Thing", kurz darauf absolviert Bridges eine Reihe von Auftritten im Vorprogramm von Harry Styles.
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