laut.de-Kritik
Ekstase in traurig.
Review von Lena BayerDie Leoniden lassen Trauriges schön klingen. Sie sind nicht die ersten, die die Menschen damit zumindest für einen kurzen Moment irritieren, doch ihnen gelingt es besonders gut, das Scheitern und das Sich-wie-der-größte-Loser-fühlen so sehr abzufeiern. Was kürzlich als "Leoniden-Paradoxon" betitelt wurde, findet sich erneut auf ihrem neuen Album "Sophisticated Sad Songs". Nur die Anzahl der Songs hat sich zum Vorgänger "Complex Happenings Reduced To A Simple Design" verringert, zehn "Sophisticated Sad Songs" bilden das vierte Album der Band aus Kiel.
Der Opener "Motion Blur" zeigt den gewohnten Prototyp eines Leoniden-Songs: zurückhaltendes Storytelling hin zum eingängigen Chorus, der spätestens in der zweiten Hälfte zur Hymne mutiert und energetisch explodiert. Besonders Spaß macht "Never Never": Es zeigt akustisch die Ekstase, die ein Konzert der Leoniden auslöst und das Albumcover bereits andeutete. Von welch besungenen Drang zur Selbstoptimierung war da gleich die Rede?
Liebe, sei sie zerrüttet, kompliziert oder irgendwo dazwischen, bleibt das zentrale Thema: "We are always the same story / Loving and hating our flaws until we're sorry" ("Balance Of Love"). Daran werden die Kieler auch nichts ändern: "I will write a million heartbreak songs / And when the millionth one is done / I'll write another one" ("A Million Heartbreak Songs").
Insgesamt fehlt ein wenig die musikalische Abwechslung. Anspruchsvoll kommen die traurigen Songs nicht daher. Vielleicht brauchen sie das auch gar nicht, die Fans auf der ausgedehnten Tour durch Europa im Herbst bekommen neues Material zum Abfeiern.
Etwas mehr Mut zum Experiment zeigen die verzerrten Spuren von "Necklace" oder die Punkgitarre von "Never Never". "Tinnitus" starten auffällig verhalten, bis auch er im zweiten Chorus explodiert. Damit endet auch schon ein leicht durchhörbares Album.
3 Kommentare mit einer Antwort
Hat keinen Spaß gemacht zu hören, oder?
So etwas nannte man früher Bubblegum Pop. Und das war schon damals abwertend gemeint.
Der Sänger hat eine furchtbare Stimme, zu hoch, zu viel deutscher Akkzent.
Ich glaube eine Stimme in dieser Lage ist ziemlich wichtig für Festival- und Feelgoodpop von daher da haben die eher ziemlich Glück. Portugal. The Man haben sich ja auch ein bisschen in diese Richtung geöffnet und der Sänger ist von Stimmlage nicht ganz unähnlich. Es trifft halt einfach einen Mitsing-Sweetspot.
Die meisten Typen würden keine Konzerte durchhalten, aber sie können die Hooks und Refrains mitsingen oder gröhlen. Für die weibliche Stimmen ist es wiederum in einer bequemen Tonlage und auch sehr mitmachbar.