laut.de-Biographie
Leslie Mandoki
Eric Burdon, Jon Lord, Ian Anderson, Steve Lukather, Gary Brooker, Peter Frampton oder Jack Bruce von Cream – seit Mitte der 90er Jahre ist Leslie Mandoki dafür verantwortlich, dass namhafte Musiker an den Starnberger See kommen, um in seinem Studio gemeinsam zu musizieren. In regelmäßigen Abständen entstehen so Alben, die sich zwischen Jazz, Klassik und Rock bewegen.
1953 in Budapest geboren, gehört der deutschstämmige Mandoki Anfang der 70er Jahre zur studentischen Oppositionsszene. Er macht sich als Schlagzeuger und Bandleader von Jam (nicht zu verwechseln mit Paul Wellers gleichnamiger englischer Kombo) einen Namen, bekommt jedoch bald den eisigen Atem der kommunistischen Regierung zu spüren.
1975 flieht er aus Ungarn und siedelt sich in Deutschland an. Nachdem er sich mit Kneipenauftritten über Wasser gehalten hat, kommt er als Sänger von Dschingis Khan ("Dschingis Khan", "Moskau") groß heraus. Mandoki ist nach eigenen Angaben wenig zufrieden mit der Orientierung der Band, nutzt die Zeit aber, um Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen im westlichen Musikbusiness zu sammeln.
Ende der 80er Jahre gründet er mit seinem Fluchtkollegen Laszlo Bencker die Park Studios in München und übernimmt in den 90er Jahren einen Studiokomplex in Tutzing am Starnberger See. Mandoki steigt zum viel gefragten Produzenten auf und arbeitet unter anderen mit Engelbert, Placido Domingo, Phil Collins, Nik Kershaw, Joshua Kadison und den No Angels zusammen.
Parallel veröffentlicht er auch eigene Musik. Für die Olympiade 1988 in Seoul wirkt er an der Eröffnungszeremonie mit, 1998 komponiert er das orchestrale Album "Russian Memories" unter der Schirmherrschaft Michail Gorbatschows. Aus dem selben Jahr stammt das Lied "I Lost My Heart In China" mit den Toto-Mitgliedern Bobby Kimball und Steve Lukather aus dem Zeichentrickfilm "Mulan". Die Zusammenarbeit mit Disney setzt sich mit "Tarzan" und "Atlantis" fort.
1996 verwirklicht er sich einen Jugendtraum und lädt viele namhafte Kollegen aus den 70er und 80er Jahren für ein Album in sein Studio ein. Das Ergebnis ist "Studio No. 8" (1997), bei dem unter anderen Ian Anderson, Chaka Khan, Peter Maffay und Jack Bruce mitwirken. Mit dem Nachfolgeprojekt "Soulmates" (2002) geht er auch auf Tour, nachdem er das Material in jazziger ("Jazz Cuts", 2003) und Streichquartett-Version ("Soulmates Classic", 2003) herausgebracht hat. Die DVD "Soulmates – Absolutely Live" (2003) zeugt von der Energie der Auftritte.
Ein weiterer Coup gelingt Mandoki im Frühjahr 2004: Mit seiner All-Star-Band tritt er bei der Thomas Gottschalk-Sendung "50 Jahre Rock" auf. Der Chartserfolg des zugehörigen Albums schreit nach einer Fortsetzung, "50 Jahre Rock-Lovesongs" steigt im November 2004 sogar auf Platz eins in die WOM-Charts ein.
2006 bringt Mandoki Doreens Freund Sido dazu, als Produzent und Songwriter für das frühere Nu Pagadi-Mitglied zu arbeiten. Die daraus hervorgegangene Single "Ich Bin Meine Eigene Frau" erscheint Ende des Jahres.
In den folgenden Jahren komponiert und produziert der Musiker Jingles, Werbe-Elemente, Musikschnippsel und eine Symphonie für den Audi-Konzern. Auch die Mutterfirma Volkswagen AG, Konkurrent Daimler und der FC Bayern München beauftragen Mandoki, ihr Audio-Image aufzuhübschen. In den Bundestagswahlkämpfen 2009 und '13 unterstützt der eigenwillige Weltverbesserer die CDU und Angela Merkels Wahlkampf mit eigens dafür geschriebenen Songs, etwa "An Jedem Neuen Tag", lässt sich in den Folgejahren oft mit der Kanzlerin fotografieren und markiert während der 'Flüchtlingskrise' auch seine Rolle als ehemaliger Asylbewerber, der in der BRD Schutz fand.
Im Herbst 2013 kandidiert Mandoki selbst für einen Landtagssitz der bayerischen CSU. Er verfehlt den Einzug ins Parlament knapp um 800 Stimmen und kommentiert gegenüber dem Abendblatt: "Ein Glück, dass die gefehlt haben. (...) Für den langsamen Gang von Entscheidungen in Gremien und Parlamenten bin ich zu ungeduldig."
Im Widerspruch zu diesem Statement versucht er es 2018 erneut, scheitert aber an den hohen Stimmverlusten der CSU. Ende 2019 legt er mit "Living In The Gap/Hungarian Pictures" nach langer Band-Pause ein Doppelalbum vor. Er reaktiviert die Soulmates, eine, wie er sagt "künstlerische Wertegemeinschaft". Hierfür tourt er mit Mitgliedern von Toto, Supertramp und Rainbow, mit Jazz-Trompeter Till Brönner und Star-Saxophonist Randy Brecker. Am Mikrofon vertritt der ehemalige Manfred Mann-Sänger Chris Thompson die bunte Truppe älterer Rock-Herren. Das Album erreicht hohe Plätze in den deutschen Album-Charts.
Während der 'Corona-Krise' 2020 setzt Mandoki sich als Kapitalismuskritiker in Szene und verkündet in einem langen Statement: "Die Feinde unserer Gemeinschaft sind die Spekulanten, die sich zu gerne Investmentbanker nennen (...) Sie sitzen jetzt sicher in ihren Homeoffices (...) Dass jetzt Intensivbetten fehlen, ist auch eine Folge der Gier dieser Spekulanten. Durch die Umwandlung von kommunalen Kliniken in Aktiengesellschaften in den letzten zwei Jahrzehnten und dem Krankenhausbettenabbau fehlen jetzt die Kapazitäten, die dringend benötigt werden."
Dass Mandoki selbst für Firmen gearbeitet hat, deren Manager durch Abgas-Skandale Vertrauen verspielt haben, erzählt der Musiker an dieser Stelle nicht und fordert die Kanzlerin auf: "Liebe Frau Dr. Merkel, (...) verbieten Sie noch heute die Wettgeschäfte auf fallende Kurse in der Finanzindustrie." Ob die 'liebe Frau Dr. Merkel' ihn erhört?
Als ihre Ära endet, legt Mandoki einen Teil des 2019er-Albums erneut vor, dieses Mal mit Konzertfilm. "Utopia For Realists: Hungarian Pictures" kündigt auch die Nachhol-Tour der Soulmates für November 2022 an. 17 Gigs, mal nicht nur in den typischen Medienmetropolen, sondern auch mit Halt in Zwickau, Paderborn, Flensburg und Saarlouis sind geplant.
Für 2024 signalisiert eine Kooperation mit Tony Carey und Jethro Tull-Frontflötist Ian Anderson das nächste Album der Soulmates: "A Memory Of Our Future" erscheint im Mai. Der Friedens- und Nachhaltigkeitssong "Devil's Encyclopedia" gibt einen thematischen Vorgeschmack, Mandoki erklärt: "Wenn ich die Spaltung und Radikalisierung sehe, die sich heute vor allem durch die Fütterung mit endlosen Krisen in den sozialen Medien anhäufen, habe ich das Gefühl, dass meine Kunst auf eine generationengerechte Welt hinarbeiten muss. Ich möchte den Enkelkindern von Woodstock sagen: Der Mut ruft nach Menschen wie uns." - Generationen überdauert jedenfalls das Kollektiv Leslie Mandokis Soulmates und feiert parallel zum Song 30-jähriges Bestehen.
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