laut.de-Kritik
Farbenprächtige Mixtur aus Neo-Soul, Elektronik, Jazz und Rock.
Review von Sven Kabelitz"Now I'm fully grown and I'm seeing everything clearer," singt Lianne La Havas in dem mit Jamie Lidell entstandenen "Green & Gold". Ständig in Bewegung bleibend verknüpft sie zu einer abgedämpften Gitarre und spielerischen Keyboardbläsern ihre jamaikanischen und griechischen Wurzeln. "I'm looking at life unfold, dreaming of the green and gold / Just like the ancient stone, every sunrise I know / Those eyes you gave to me, they let me see where I come from."
Seit ihrem Debüt "Is Your Love Big Enough?" tritt La Havas tatsächlich erwachsener und selbstsicherer auf. Klang der Vorgänger teilweise noch zurückgezogen und konservativ, verwebt Lianne La Havas zweites Album "Blood" die frühere Folk-Grazie mit einer farbenprächtigen Mixtur aus Neo-Soul, Elektronik, Jazz und Rock. Auf dem Weg zu einer frischen, von Ecken und Kanten umgebenen Herausforderung, findet die Sängerin ein noch klareres Charakterbild ihrer selbst.
Bereits der mit Paul Epworth (FKA Twigs, Adele, U2) entstandene Opener "Unstoppable" wendet sich deutlich vom Debüt ab. Ein ebenso sanfter wie bestimmter Bass, La Havas subtiles Gitarrenspiel und die einnehmende Hook verfügen über eine Samtigkeit, wie sie zuletzt wohl Sade an den Tag legte. Den unterschwelligen Funk bringt sie direkt von ihrer Prince-Zusammenarbeit ("Art Official Age") mit. "There was nothing else left holding us down / But it's just gravitational / We are unstoppable."
"Never Get Enough" entwickelt seine Dynamik aus einer erschütternden Laut-Leise-Diskrepanz. Zurückhaltender Bossa Nova trifft auf herausfordernden Lärm, eine verzerrter Stimme auf eine disharmonische Gitarre. "Grow" verfügt über einen ähnlichen Antrieb, findet aber eine weitaus organischere Antwort. Die anschmiegsamen, von Fingerpicking getragenen Strophen durchbricht ein mit rumpelnden Trommeln und kratziger Stimme in Szene gesetzter Refrain. Deutlich leichtfüßiger und etwas zu brav geraten die klassischen Doo Wop-Songs "What You Don't Do" und "Midnight".
Lianne La Havas facettenreiche Stimme, ihr elegantes und eigentümliches Gitarrenspiel und ihr Drang zur anmutigen Melodie prägen "Blood". Der im Pressetext genannte Vergleich zu Nina Simone schießt natürlich komplett über das Ziel hinaus. Auch die Intensität einer Erykah Badu oder Lauryn Hill erreicht sie auf ihrem zweiten Longplayer noch nicht ganz, schließt aber deutlich zu den beiden Künstlerinnen auf.
3 Kommentare
Ja, sie hat potential. Sie hat Talent. Und ja verdammt, Prince findet sie toll. Aber da geht sicher mehr. Die Song-Auswahl spricht mich leider überhaupt nicht an. Sorry.
Werde sie aber weiterhin beobachten.
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
Grauenhaftes Artwork, aber verdammt geile Platte. So smooooth. Warum fühlen sich die Leute bei der immer genötigt, auf ihr Talent und dass da noch mehr kommen wird hinzuweisen?