Life Of Agony - " Unplugged At The Lowlands Festival 97"

Versteht mich nicht falsch, denn ich war verrückt nach LOA. Auch mich traf es wie ein Pfeil, als die Auflösung der Band vor Jahr und Tag bekannt gegeben wurde. Wie hing ich an Keiths unnachahmlicher Stimme, der drückenden Rhythmussektion mit den Brachialriffs und der bezaubernd melancholischen Stimmung, die diese Band verbreitete. Nichts, rein gar nichts habe ich demnach gegen einen Aufguss alter Livemitschnitte einzuwenden. Mir doch egal, wie alt diese Aufnahmen sind. Hauptsache noch einmal das Feeling zu haben wie damals.

Aber schon beim ersten Hören der Platte bildeten sich Runzeln auf meiner Stirn. Zu viele Ungereimtheiten über die ich hinweg sehen müsste, um diese CD besser zu bewerten. Das Wörtchen "Unplugged" ist schlichtweg gelogen und mir ist schleierhaft, warum hier Etikettenschwindel betrieben werden muss. LOA waren eine Band, die durchaus ruhige Stücke spielte, aber ausgeschaltete Gitarrenverzerrer bei "Weeds" oder "Let's Pretend" lassen die Klassifizierung "Unplugged" einfach noch nicht zu. Zumal "River Runs Red" mit voller Pulle, voller Verzerrung, voller Hingabe geboten wird. Dies hat leider auch zur Folge, dass Keith nicht immer ins Mikro gesungen zu haben scheint. Ein bisserl schlampig wirkt alles.

Auch der zweite Teil der CD, der aus sieben Bonustracks von einem anderen Konzert besteht, lässt qualitativ zu wünschen übrig. Ziemlich mieser Sound - selbst für 'ne Liveplatte.

Wie gesagt: Versteht mich nicht falsch. Das Feeling mag ja noch stimmen und die Trauer um LOA groß sein, aber dieser Live-Aufguss wird selbst für eingefleischte Fans nicht mehr als eine Regal-Leiche werden. Die gleichen Lieder kicken als Original einfach noch viel besser, ohne dass ich mir zwischen den Tracks anhören muss, dass ich mich ficken soll ("Respect").
Schade drum.