laut.de-Kritik
Das treibt noch dem bleichesten Goten-Uhu die Schamesröte ins Gesicht.
Review von Michael EdeleImmer wieder erfrischend (oder doch traurig?), wenn Realität und Infozettel des Labels nicht nur meilenweit voneinander entfernt sind, sondern schlicht und ergreifend nichts mit einander zu tun haben. "Die Hamburger Glam-Goth-Überflieger präsentieren sich auf ihrem neuen Album 'Die Tomorrow' so vielseitig, abgefahren, brachial und eingängig wie nie!"
Wobei, kann man eigentlich so stehen lassen, wenn man vielseitig gegen eintönig, abgefahren gegen vorhersehbar, brachial gegen belanglos und eingängig gegen gähn austauscht. Und man könnte dieses Infoschreiben noch fröhlich weiter zerreißen, wenn da von Death Metal die Rede ist, der mit Disco, Industrial Rock, Gothic und Weißderdeibelwas anscheinend flirtet. Hier flirtet eher gepflegte Langeweile mit zusammengestückeltem Gothic-Allerlei.
Ganz kurz hat man bei "Live Today" das Gefühl, man habe es hier mit einem düsteren Song zu tun, der eine angenehme Atmosphäre aufbauen kann. Dann stellt man leider schnell fest, dass hier gar nichts aufgebaut, höchstens mal angedeutet wird. Besser wird es dann mit dem Titeltrack, der textlich und musikalisch unumwunden darauf abzielt, die Leute zum Tanzen zu bringen. Sollte durchaus funktionieren, ist dabei aber subtil wie ein Hodenflip.
Dafür dürfte ein herzhaftes Gähnen bei "Black Lolita" und "Shut Up When You're Talking To Me" drin sein, die beide textlich (natürlich auf Englisch), vom Niveau an manch alten Eisbrecher-Schandtaten kratzen und somit die verruchte Erotik eines gebrauchten Kondoms verstrahlen. Der Vergleich mit Eisbrecher lässt sich auch bei manch anderem Song ziehen und auf der Bonus-Disc der Special Edition gibt es sogar einen Track mit Alex Wesselsky.
Das zunächst unauffällige "Never Let You Go" ist tatsächlich eines der besten Stücke auf "Die Tomorrow". Die Nummer hat Chris mit Martin Engler von Mono Inc. geschrieben und liefert mit Blutengel-Sängerin Ulrike Goldmann ein schönes Duett ab. Auch "My Heart Is Black", das mit Soundtrack-Atmosphäre ein wenig zu punkten versucht, macht Laune.
Totalausfälle stehen aber dafür mit "Blood For Blood" an, das allerhöchstens als Handyklingelton Potential hat, und mit der furchtbaren Lala-Nummer "See You Soon", die wohl selbst für einen Schnuller-Sender wie BigFM zu banal wäre. Das kann der gute Chris doch nicht ernst meinen ... immerhin weiß der Mann doch wirklich, wie man auch GUTE Songs schreibt.
Das (wieder laut Infozettel) anscheinend Art-Rock-hafte Finale in Form von "Credo" ist eine Manowar-Gedächtnis-Nummer mit epischem Schmalz, der vor allem textlich sogar dem bleichesten Goten-Uhu die Schamesröte ins Gesicht treiben müsste. Das Schlimmste an dem Album dürfte aber die Tatsache sein, dass es sich vermutlich ähnlich gut verkaufen wird, wie die aktuelle Mono Inc.
3 Kommentare
Welche Groupies aus der schattigen Gruft geben für den Schmalz 5 Punkte ...?
Herr Ederle gehört die Erlaubnis zum Schreiben entzogen. Erst die Deathstars jetzt LotL... grauenhaft...
Vor allem über See you soon so einen Müll zu schreiben... der Song hat verdammt nochmal seine Hintergründe und es hat auch einen Grund, dass er so klingt, wie er es tut. Mal wieder beweist Herr Ederle, dass er keinen Plan hat von dem, was er hier tut...
mfg
ein bleicher Goten-Uhu