laut.de-Kritik
Kiss pass auf, du bist umzüngelt.
Review von Yan VogelUnsere Lordschaft nimmt uns mit auf eine Zeitreise durch vier Dekaden Rock-Historie. Auf "Killection" versammeln Lordi und seine Monsterschar Classic Rock, Hardrock, Metal, Dark Wave und Disco auf einer Langrille. Dabei setzt das fünfköpfige Monstrum die Chose nicht nur humorvoll um. Die Band setzt auch in Sachen Songwriting und Produktion Akzente, indem sie jedes Genre authentisch bedient.
Das Intro greift den Grundgedanken der Song-Kollektion auf, indem Stücke von Lordi im Stile von Kiss, AC/DC, Judas Priest oder Guns N' Roses adaptiert werden. Das Potpourri beginnt mit Shock Rock meets "Rocky Horror"-Atmo im Opener "Horror For Hire". Den Soundtrack zur Elternzeit liefern die Grand Prix-Gewinner mit "Shake The Baby Silent". Ob dieser Dark Wave-Track nebst Rammstein-Karikatur gegen "Lalelu" oder "Schlaf Kindlein, Schlaf!" anstinkt, mag jeder für sich einzeln entscheiden.
Kiss pass auf, du bist umzüngelt, heißt es im Track "Like A Bee To The Honey", bei dem sich Paul Stanley in den Credits verewigte. Der Track mit Cowbell, Chören, Cheesy-Keys und einem Saxofon-Solo von Hanoi Rocks-Fronter Michael Monroe klingt nicht nur nach Toto, Journey oder Bad English, sondern fand seine Manifestation tatsächlich in den Achtzigern, bis Kiss-Archäologe Tomi Putaansuu den Song ausgrub.
"Scream Demon" fußt tief in den Achtzigern mit Gated Drums-Effekt und Plastic Synths. Phil Collins lässt grüßen. Die vier Hörspielsequenzen, die als Radio-Moderationen gestaltet sind, entfalten zwar in Gänze eine kleine witzige Story, stören aber den Spielfluss doch allzu sehr.
Respekt für den coolen Gedanke, sich einer Kollektion von Songs zu widmen, die mehrere Dekaden Rockgeschichte umspannen. Wahrlich liegt hier keine Shitparade vor, aber kleine Schönheitsfehler schleichen sich schon ein wie das Übergewicht, nein nicht durch die Kostümierung, sondern durch die übermäßige Fokussierung auf die Zeit der Achtziger.
Es gibt mit dem unglücklich betitelten "Zombimbo" einen Disco-Song. Auch der in tiefes lila eingefärbte Classic Rock-Tune "Blow My Fuse" und der Metal-Song, der nomen est omen mit "Evil" betitelt ist, stehen allein auf weiter Flur. Die alten Helden sind Echo und Sprungbrett zugleich. Häufig bleiben sie nur ein Abglanz. Ein Hauch von "British Steel" weht bei "Up To No Good" durch die Lauscher, wobei die kratzbürstige Stimme von Lordi nur entfernt an die Halfordsche Voice of Metal God erinnert.
Im epischen "Apollyon" erreicht das finnische Klang-Kommando die Grandezza von The Night Flight Orchestra, die durch das Weniger an Optik einfach das mehr an Qualität aus ihren Songs rauskitzeln. Die Bläser und das ausgeklügelte Arrangement ergeben die ideale Mischung aus dämonischen Zwischentönen, Hooks und musikalischen Finessen.
1 Kommentar mit 4 Antworten
ungehört 1/5.
Warum?
weil ich Ohrenschmerzen vermeiden möchte... !!
Du hast nicht viele Freunde oder?
Wieso, stimmt doch. Lordi war schon immer beschissener, durchschnittlicher Karnevalsrock.