laut.de-Kritik
Die ukrainischen Polkajünger zwingen sogar Rammstein zu guter Laune.
Review von Amelie KöpplWenn plötzlich wieder halb Deutschland dem Suff in Schwarz-Rot-Gold verfällt, heißt es Fußball-Sommer! Patriotisches Fahnenschwenken neben Bildschirmen und schlechter Musik, die aus Public-Viewing-Areas dröhnt: wer hat das nicht vermisst? Doch zum Glück gibt es da noch einen Lichtblick, zumindest was die Musik angeht.
Los Colorados sind wahrscheinlich der lebendigste Beweis dafür, dass ehemalige Ostblockstaaten alles andere als humorlos sind. Denn zusammen mit zahlreichen EM-Reklamen sind die vier ukrainischen Polkajünger zuletzt als alternativer Fußball-Song des ZDF an die Oberfläche getreten. Das hat wohl nicht zuletzt den Grund, dass die Jungs am Ende von "I Like To Move It" ein freudestrahlendes "Football!" von sich geben.
Ein weiterer Grund muss darin liegen, dass sie mit einem unbegreiflichen Charme ohnehin schon ohrwurmträchtigen Popsongs covern. Denn auf "Move It"" lässt sich so einiges an Schmankerln finden. Den fröhlichen Anfang macht "Hot'n'Cold", im Original von Katy Perry, und das eben genannte Cover des Partyklassikers, das bereits vielen Coverveteranen zum Opfer gefallen ist.
Im Laufe der nächsten zwölf Lieder nimmt das Polkageklaue durchaus lustige Formen an. Vor allem mit "Du Hast" landet das Quartett einen Volltreffer, der sogar Lindemann und Konsorten zu guter Laune zwingt. Nach dem ukrainisch-deutschen Intermezzo bedankten die Berliner sich via Facebook.
Nach dem ersten Albumdurchgang wird klar, dass die Entscheidung für den EM-Song 2012 mit Oceana etwas voreilig war. Denn das ukrainische Gastgeberland hat musikalisch durchaus mehr zu bieten als der fade Reggae-Remix des polnischen Nachbars.
Das Herzerwärmenste an Los Colorados ist nicht unbedingt ihre teils mangelnde Aussprache des Englischen, sondern dass sie jede Musikrichtung unter ihren Polka-Hut quetschen. Und wenn sie "Be My Lover" (La Bouche), "Tik Tok" (Kesha) oder "The Passenger" (Iggy Pop)
schlussendlich abgekaspert haben, kann man sich getrost der Euphorie hingeben. Die muss ja nicht dem Fußball gelten.
1 Kommentar
hat mich bei weitem nicht so gepackt wie das album von the lost fingers. die halte ich für die beste coverband, die ich bislang gehört habe