laut.de-Kritik

Die ultimative Leberwurststulle der deutschen Pop-Provinz.

Review von

Nach der großen Erfolgswelle ihres Albums "Carousel" samt Echo-Nominierung bringen Luxuslärm uns den wichtigen Nachfolger "Alles Was Du Willst". Eindrucksvoll ist diese vierte Platte allemal geworden. Leider nicht in positiver Hinsicht. TV-Soap-kompatible Platitüdentexte treffen auf pseudorebellischen Baukastenrock. 14 Songs ohne den leisesten Hauch echter musikalischer Eigenständigkeit.

Gut gemachter Pop-Rock ist ein seltenes Gut. Er taugt immer dann besonders viel, wenn die Musiker charismatische Entertainer sind und zumindest eine Prise musikalische Neugier anklingen lassen. Von Blondies ersten Scheiben bis zum grandiosen Garbage-Debüt hat jedes Jahrzehnt solche Fackeln mit Mädchen am Mikro zu bieten. Luxuslärm hingegen zeigen sich mit dieser CD komplett desinteressiert an Schnickschnack wie Innovation oder Kreativität. Wie eine Top 40-Coverband rocken sie in jenem, in guten Momenten, mittelmäßigen Fahrwasser, das sie am Ende so echt und so authentisch aussehen lässt, wie all die Privatfernseh-Schmonzetten, in denen sie passenderweise gefeatured wurden.

So klingt nahezu jeder Track wie ein Drittaufguss bereits hundertfach gehörter Vorbilder. Ihre epigonale Formel ist denkbar einfach: Wir sterben alle glücklich im Juli unterm Silbermond und oomphen uns mit den Gitarren einen ab, bis der Arzt kommt; oder wenigstens Christina Stürmer. Problem: Huch! Die gibt es ja alle bereits. Das mag man bedauern oder begrüßen. Luxuslärm bilden mit oberflächlich angelegter Dienstleistungsmucke das kalkuliert wirkende Schlusslicht im Bunde und machen sich mangels eigenen Charakters selbst künstlerisch überflüssig.

Als lebende konstante Presswehe trägt Frontfrau Janine Meyer ihr anstrengend demonstratives Rockröhrentum wie einen Bauchladen vor sich her. Kraft und Volumen hat sie in der Stimme. Das muss man ihr lassen. Der ewig anschreiende Bleifuß verzichtet zugunsten der Power leider auf eine ästhetische Gesangsnote und wirkt gehäuft einfach nur grob und stampfend trotzköpfig. Wenn sie der inneren Heulboje dann doch mal eine Auszeit gönnt (" ..., Dass Du Bleibst"), um nuancierter Sinnlichkeit eine Chance zu geben, bleibt ihre Gesang zwar porentief rein aber im Grundton recht farblos. Keine Stimme unter Millionen, sondern lediglich eine aus Millionen.

Lieder wie "Einmal Im Leben" sind das perfekte Negativbeispiele von Luxuslärms Reißbrett-Melodien, die man in zwillingshafter Form bereits unzählige Male von anderen kennt, wenn man älter als zehn Jahre ist. Auch die Texte bringen weder Schwalben noch Sommer. Natürlich muss man kein Dichter sein, um ein Pop-Album zu machen. Gleichwohl: Neben Zeilen wie "Wir waren so am Start und wie, war scheißegal", oder langbärtigen Kalenderblattweisheiten Marke "Es kommt'n neuer Morgen/ es kommt'n neuer Tag." nimmt sich sogar der denkbar abgeschmackteste Pur-Text wie ein lyrisches Meisterwerk aus. Wenn das gute Dutzend Lieder dann endlich vorbei ist, bleibt nur eine Erkenntnis. Auch ihr aufgebrezelter Sound kann über eines nicht hinweg täuschen. Luxuslärm bleiben auch weiterhin die ultimative Leberwurststulle der deutschen Pop-Provinz.

Trackliste

  1. 1. Gib' Mir Einen Grund Zu Bleiben
  2. 2. Ein Neuer Morgen
  3. 3. Verschenkt
  4. 4. ..., Dass Du Bleibst
  5. 5. Einmal Im Leben
  6. 6. Regen, Der Nach Oben Fällt
  7. 7. Yeah, Yeah, Yeah (So Könnte Es Immer Sein)
  8. 8. Du Hältst Die Zeit An
  9. 9. Durchdrehen
  10. 10. Das Letzte Mal
  11. 11. Alles Was Du Willst
  12. 12. Weiße Fahne
  13. 13. Thelma & Louise
  14. 14. Nach Einer Wahren Geschichte

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