laut.de-Kritik
Das Original bleibt unerreichbar.
Review von David HilzendegenAm 21. Februar 2008 wäre mit Nina Simone eine der größten Ikonen des Jazz 75 Jahre alt geworden. Der mittlerweile sechsten Veröffentlichung des Quartetts um Lyambiko liegt dieses Jubiläum dennoch höchstens implizit zugrunde. Sie fühle sich nach fünf Alben endlich bereit, eine Hommage an die Frau zu veröffentlichen, die sie vor gut acht Jahren dazu inspirierte, den Weg als Jazzsängerin einzuschlagen, wie die Thüringerin mit tansanischen Wurzeln im feinsten Promo-Pathos verlauten lässt.
Nun kamen weiß Gott schon ganz andere auf die Idee, Nina Simones Originalinterpretationen zu covern oder weiter zu verarbeiten. Alleine auf der mittlerweile schon zum Klassiker aufgestiegenen Verve Remixed-Reihe ist Simone sechsmal vertreten, und sogar die Sportschau benutzte den Rhythmus-Teil von "Don't Let Me Be Misunderstood" vor gut 30 Jahren als Jingle.
Der Reiz von Coverversionen liegt dabei meist in der Reinterpretation, im von Erfolg gekrönter Versuch, aus etwas Vorhandenem etwas völlig Neues zu schaffen. Das genau ist die Crux bei "Saffronia". Gesangstechnisch ist Lyambiko überhaupt kein Vorwurf zu machen, aber die Platte wirkt über weite Strecken schlicht nur nachgesungen.
Sicher, alles wirkt ein bisschen frischer und jugendlicher, und bei "My Baby Just Cares For Me" versucht sie es zumindest, nimmt deutlich an Tempo raus. Die im Original treibende Pianonummer regt plötzlich zum entspannten Wippen an. Dass Liz in der Textzeile "Liz Taylor is not his style" ausgerechnet durch Meg Ryan ersetzt wurde, überhöre ich an dieser Stelle einfach mal.
Was Lyambiko fehlt, ist dieses Verschmelzen, diese kompromisslose Identifikation mit dem Song, die die Faszination Nina Simones bis heute ausmacht. Daran ändern auch leicht abgewandelte Arrangements wie die Percussions in "Four Women" recht wenig. Dass eine der vier in dem Stück beschriebenen Frauen als Namensgeber für die Platte herhalten muss, wirkt an dieser Stelle dann auch etwas hochgegriffen.
Bleibt also die Frage, wieso ich Lyambiko auflegen sollte, wenn ich mir auch das intensivere Original anhören kann. Ehrliche Antwort: Ich weiß es nicht. "Saffronia" ist zwar nett und nicht übel, ich steig trotzdem erst mal wieder auf Nina Simone um.
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