laut.de-Biographie
Lydia Daher
Singende Schauspieler finden sich en Masse - doch singende Dichter? Da muss man suchen. Und wird fündig in Augsburg: die 1980 in Berlin als Tochter libanesisch/deutscher Eltern geborene Lyrikerin Lydia Daher bläst seit 2007 mehr als nur frischen Wind durch eine in weiten Strecken sehr erstarrte und ritualhafte bundesdeutsche Pop- und -Rock-Sprache.
Früh entdeckt sie ihre Liebe zum Wort. Bereits 2003 erscheint mit "Beirut Blues" ein erster Gedichtband, dem mit ihr als Herausgeberin 2004 die Anthologie "Vokalpatrioten – Ein Poetry Slam Sampler" folgt. Lydia engagiert sich in öffentlichen Lesungen und belegt 2005 beim Leipziger German International Poetry Slam Platz drei. Der 2008 veröffentlichte Band "Kein Tamtam Für Diesen Tag" enthält neben den Gedichten auf einer beiliegenden CD einige selbst gesprochene Texte der Künstlerin.
Längst hat der einschlägige Literaturbetrieb das Potential des jungen Sprachtalents entdeckt. 2009 nimmt Lydia den Kunstförderpreis der Stadt Augsburg in Empfang. 2010 erhält sie das Märkische Stipendium Für Literatur. Neben dem Schreiben ihrer Gedichte beginnt Lydia 2007 mit der Erarbeitung eigener Songs. Die selbstbetitelte Debüt-CD nimmt Lydia quasi im heimischen Wohnzimmer auf - mit dem Apple-Musikprogramm GarageBand spielt sie, mit ein wenig Unterstützung von Freunden bei der Endabmischung und einer Akustik-Gitarre, 16 Songs ein.
Das Feuilleton reagiert begeistert auf die ungewöhnlichen Indie-Sounds aus Augsburg. Hinter markanten Titeln wie "Gott Wohnt Hinter Meinem Linken Ohr" oder dem Zwischenspiel "Tapferer Deutscher Grillsoldat" verbergen sich keine abgehobenen Pseudo-Lyrics, sondern untelligenter und spielerisch anmutender Umgang mit deutscher Sprache. Lydia wagt sich auf Tour, das Ergebnis bedeutet ein beim Publikum glänzend ankommender Mix aus Konzert und Dichterlesung.
Für das 2010 erscheinende Album "Flüchtige Bürger" bleibt persönliche Weiterentwicklung keine bloße Attitüde. Zusammen mit zwei befreundeten Musikern präsentiert Lydia Daher einen musikalisch noch reiferen Song-Zyklus zwischen Indie-Pop und -Rock, Singer/Songwriter-Momenten und eleganten Sixties-Sounds. Dem schließt sich eine kleine Deutschland-Tour an.
Im Interview erläutert Lydia ihre Vorgehensweise: "Beim Slam ist in erster Linie wichtig, das Interesse des anwesenden Publikums zu wecken und zu behalten. Die Gedichte hingegen, die ich fürs Buch geschrieben habe, müssen nicht nur vorlesbar, sondern auch lesbar sein, also auf dem Papier bestehen können. Einen Songtext zu schreiben ist vielleicht am einfachsten, weil es da eine starke Interaktion gibt zwischen Musik und Text. Ich habe eine kleine Melodie im Kopf, spiele damit herum, die Worte kommen dann fast von alleine. Oder eben umgekehrt." (Zeit Online)
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