laut.de-Kritik
Trippig spaciges Tanzvergnügen.
Review von Daniel StraubWas sich mancher Raumschiffkapitän ein Leben lang vergeblich wünscht, ist für das Berliner DJ-Duo M.A.N.D.Y. Wirklichkeit geworden. Sie sind "At The Controls". Zwei CDs lang geben Patrick Bodmer und Phillip Jung den Takt an und setzen damit fort, was mit James Holdens "At The Controls"-Mix vor gut einem halben Jahr begonnen hat. Trippig spacige Tunes, die eher zum Zurücklehnen denn zum Tanzen einladen, fliegen M.A.N.D.Y. mit ihrem Mix an. Selbstredend, dass sie dabei den Steuerknüppel nie aus der Hand geben.
Gefragt sind M.A.N.D.Y. seit dem großen Erfolg ihres Labels Get Physical auf allen Erdteilen. Regelmäßig schauen sie bei ihren Club-Gigs auch in London vorbei. Das dürfte mit ein Grund dafür sein, dass das britische Label Resist nun bei den beiden Berlinern angeklopft hat, als es darum ging den passenden Act für die zweite Auflage von "At The Controls" auszusuchen. Eine gute Wahl, wie die insgesamt 36 Tracks auf den beiden CDs zeigen.
Zumeist deep, oftmals sogar mit einem dubbigen Einschlag machen sich M.A.N.D.Y. ans Werk. Selten nur nimmt der Mix richtig Fahrt auf. Alex Under ist mit "Collage" für das treibendste Moment auf der ersten CD verantwortlich. Die übrigen Nummern pluckern gelassen vor sich hin. Ganz egal ob es nun die aktuelle Veröffentlichung von Cobblestone Jazz ist oder ein zehn Jahre alter Klassiker wie Kenny Larkins "Catatonic".
Auf allzu funktionale Minimal-Tracks verzichten M.A.N.D.Y. auch in der Folge und überraschen zu Beginn der zweiten CD sogar mit zwei folkigen Nummern zum Auftakt. "Bardot" von Marden Hill und "Was A Dog A Doughnut" aus der Feder von Cat Stevens entführen den Hörer in die 70er Jahre, bevor die Ohren wieder auf Elektronisches umgestellt werden. Allzu direkte Groove-Schmeichler im Stile von Lindstroms Clubhit "I Feel Space" bilden dennoch die Ausnahme.
Statt dessen dominieren sanft entrückte Schweber wie Scsi-9s "Senorita Tristeza" oder Coldcuts "Walk A Mile In My Shoes", natürlich im Remix von Henrik Schwarz. Ein weiterer Höhepunkt im zweiten Teil ist Chikinkis "Assassinator 13", von Ruede Hagelstein im Remix aufgepeppt. Trotz dieser offensiv mit der Tanzfläche flirtenden Tracks dominiert auf "At The Controls" eindeutig das Home-Listening-Moment. Der Qualität der beiden Mixe tut dies freilich keinen Abbruch, ganz im Gegenteil.
Wie Michael Mayer und Henrik Schwarz mit ihren aktuellen Mix-Compilations, so stellen auch M.A.N.D.Y. ihre Techno-Uhr derzeit gerne auf deep. Nach Minimal und Electro-House erlebt die schwarze Seele des Techno gerade ihre Wiedergeburt. Man darf gespannt sein, wie sich das Kind bis in zwei drei Jahren entwickeln wird.
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