laut.de-Kritik

Tupperparty in Malibu mit zwei neuen Paradiesvögeln.

Review von

Das muss man sich mal vorstellen: Da basteln zwei Jungs aus Jux und Dollerei an Songskizzen verschiedenster Couleur, nur um zu lernen, wie man besonders schlecht in einem bestimmten Genre sein kann und haben mit dieser amüsanten Grundidee auch noch richtig Erfolg.

Diese Erklärung ist vielleicht etwas unzureichend, will man den mit SonyBMG abgeschlossenen Vier-Alben-Deal des amerikanischen Duos MGMT erklären. Die gefeierte Debütsingle "Time To Pretend" könnte aber durchaus als schmieriges Synthie Pop-Stück begonnen haben, von dem zumindest noch der Erasure-Keyboardsound übrig geblieben ist.

Ganz so schwul wie bei Mika flimmert der MGMT-Regenbogen übrigens nicht, wie uns das Supercover Marke Malibu Beach, die offizielle Homepage (meine Herren!) oder das 3D-Video von "Time To Pretend" noch weis machen wollten. Einzig die 80er Oktavbass-Tupperparty "Kids" kommt dem Ideal einer bunten Welt befremdlich nahe.

Ben Goldwasser und Andrew Van Wyngarden heißen die in Amerika seit letztem Jahr als "next big thing" gehandelten Protagonisten, die es innerhalb von drei Jahren von Techno-Performance-Künstlern zu Electro Glam Stylo-Popstars gebracht haben.

Dass US-Talentscouts im musikalischen Treiben der beiden Jungs von der Ostküste schnell zu erkennen glaubten, für das schnell zu erkennen sie ihre Berufsbezeichnung tragen, belegt "Oracular Spectacular" in weiten Teilen.

Etwa wenn "The Youth" mit den Akkorden von Bowies "Starman" spielt und in einen der schönsten Refrains der Platte mündet, der am Schluss Gott sei's gedankt zwei gefühlte Minuten wiederholt wird.

Nachdem die Hitpalette mit den ersten fünf (!) Songs ausreichend beackert wurde (bemerkenswert: "Electric Feel"), startet mit "4th Dimensional Transition" die psychedelische, dunklere Seite von MGMT. Krautrock, Glam und 70er Radio Pop in teilweise überraschend experimenteller Ausprägung landen nun so selbstverständlich im Warensortiment wie Lippenstift und Lidschatten in Goldwassers Schminktäschchen.

Tätowiertaugliche Statements gibts ebenfalls zu Hauf, etwa im als künstlerischen Befreiungsschlag hinsichtlich des Majorlabeldeals zu deutenden "The Handshake", in dem es heißt: "People always told me, don't forget your roots / I know I can feel them underneath my leather boots." Nicht zu vergessen der zu Recht oft lobend zitierte Text von "Time To Pretend" als Persiflage des gemeinen Rock'n'Roll-Lifestyles: "This is our decision / to live fast and die young / We've got the vision / now let's have some fun."

Dass mit Dave Fridmann der fünfte Flaming Lip und Stilsprenger vor dem Herrn am MGMT-Debütalbum beteiligt war, setzt dem unerhörten Spaß nur die Krone auf. Eins ist klar: Auch wenn die Amis auf ihrer LSD-beeinflussten Homepage unter der Rubrik "Biography" fett belegte Burger türmen; so schnell wie Fast Food ist ihre Musik nicht verdaut. Stattdessen könnten uns die Freaks noch eine Weile begleiten, mindestens für drei weitere Alben.

Trackliste

  1. 1. Time To Pretend
  2. 2. Weekend Wars
  3. 3. The Youth
  4. 4. Electric Feel
  5. 5. Kids
  6. 6. 4th Dimensional Transition
  7. 7. Pieces Of What
  8. 8. Of Moons, Birds And Monsters
  9. 9. The Handshake
  10. 10. Future Reflections

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37 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    mir gehts auch so, dass ich zur 2ten hälfte eig gar nicht wirklich komme, da die hits auf der ersten hälfte einfach immmer und immer wieder gehört werden wolllen ;)
    als ich das erste mal "time to pretend" gehört habe gingen mir die synthies gewaltig auf den sack... mittlerweile ist es eins meiner absoluten lieblingslieder ^^
    zu kids wurde bereits alles gesagt... phänomenal :)

  • Vor 15 Jahren

    @Syd Barrett (« ja time to pretend hab ich auch nur einmal auf emtiwie gesehen und schon derben Ohrwurm gehabt....danach gleich platte besorgt und ich find sie echt dufte!
    Auch wenn ich sonst kein Trittbrettfahrer bin und sonst nicht jede, von der Visions gehypte Band toll finde,...aber MgMt kann ich jeden nur ans Herz legen! »):

    time to pretend is so ein burner allein das video^^

  • Vor 15 Jahren

    also kids is einer der geilste tracks ever. :D