laut.de-Kritik

Die Blackeyedpeaisierung schreitet unaufhaltsam voran.

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"Beeeggin', uuuuuuuuuuuuuh!" Monatelang schallte es aus schier jedem öffentlichen Lautsprecher und katapultierte zwar nicht Urheber Frankie Valli, wohl aber das norwegische Duo Madcon in alle Munde. Mit Recht.

Wer nun ähnlich satt durchgefunkte Grooves wie auf dem Vorgänger "So Dark The Con Of Man" erwartet, sollte sich allerdings besser auf brutale Ernüchterung gefasst machen. "Contraband" fährt nichts dergleichen auf. Statt dessen dominiert kompromisslos auf den Dancefloor hinproduzierter Clubsound.

Auf "working hard" folgt "party even harder", das allzeit gültige Credo: "Just dance!" Mehr ist auch nicht drin: Die Herren Baqwa und Wolde-Mariam unternehmen weder musikalisch noch inhaltlich auch nur den Versuch, das gängige Urban-Tanzparty-Revier zu verlassen.

Durchaus voluminöse, aber eben doch nur stur geradeaus wummernde Bässe bestimmen das Bild. Unter einem Teppich zugekleisterter Synthies lauert das Eurodance-Monster der 90er Jahre auf eine neue Chance. Vom amtlichen Bling-Bling-Soul früherer Tage bleiben nur homöopathische Dosen, etwa die in "Share My Sky" beinahe verschüttet gegangenen Orgel- und Bläserklänge. Schade.

Keine Frage: Tanznummern wie "Glow" funktionieren, das zeigten schon grenzüberschreitende Flashmob-Horden beim letzten Eurovision Songcontest. Interessanter wird eine von sämtlichen Ecken und Kanten befreite Melange aus bewährten Versatzstücken - hier ein bisschen Autotune, da die unvermeidlichen "Ho!" skandierenden Homies, dort ein paar Retortenclaps - deswegen noch lange nicht.

Die schlichten, oft mantraartig wiederholten Textzeilen bewahren in all dem auch nicht gerade vor Langeweile. Dabei ist Rap-Talent durchaus auch dann vorhanden, wenn nicht, wie in "Helluva Night", gerade Ludacris zu Besuch ist. "One hand in the sky, this dance is your life." Tiefschürfender wirds nicht.

Die Blackeyedpeaisierung Madcons schreitet offenbar unaufhaltsam voran. Die beiden Norweger rettet allerdings - neben dem unüberhörbaren Spaß, den sie an ihrer Sache haben - der Umstand, dass sie sich im Gegensatz zu den Vorbildern rund um Will.I.Am nicht zu den Gralshütern eines vermeintlichen next level shits aufblasen.

"Freaky Like Me" - arg ausgeflippt kann das angesichts all der absehbaren Songstrukturen und der durchgehenden Eingängigkeit nicht sein. "I'm the Lord of the Underground" - äh, nein. Madcon machen funktionale Partyliedchen - weiter nix.

Ein großes Ei haben sie sich allerdings mit der Entscheidung gelegt, ihren Hit "Beggin'" noch einmal ans Ende von "Contraband" zu packen. Der satte, wuchtige Sound der Zugabe, ihre organischen, staubigen Drums lassen die einfallslosen Drumcomputerauswürfe, die man bisher gehört hat, noch seelenloser wirken.

Trackliste

  1. 1. Outrun The Sun
  2. 2. Helluva Nite
  3. 3. Freaky Like Me
  4. 4. Worldshaker
  5. 5. Be Mine
  6. 6. Do What You Do
  7. 7. All I Do
  8. 8. Walk Out The Door
  9. 9. Share My Sky
  10. 10. One
  11. 11. Cliché
  12. 12. Glow
  13. 13. Beggin'

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14 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    Ich kenn bisher nur Freaky Like Me und beim Video musste ich nach 40 Sekunden umschalten. Grauenhafter Song.

  • Vor 14 Jahren

    Hiermit möchte ich offiziell verlauten, dass "Glow" einer meiner absoluten Lieblingssongs des Jahres war. Ein Tribut an die Musik. Und dann dieser Flashmob. Das war sowieso ein toller Abend. Nicht nur das Leni gewonnen hat, sondern auch das ganze außenrum. Faszinierende Bilder, abwechslungsreiche Beiträge. Für sowas zahl' ich gerne GEZ. Aber zurück zum Thema. Madcon find' ich klasse. Die können noch gute Songs machen. Wie bei "Beggin'". 'Ne Mischung zwischen Oldies und Moderne. "Freaky Like Me" ist natürlich ein klassicher Urban-Song. Ich muss mal ins Album reinhören. Auch die Interviews mit denen sind der Hammer. Müssen sehr sympathische Typen sein. Und sie kommen aus Norwegen. Also, mich flashts. :-)

  • Vor 14 Jahren

    du weißt aber schon, dass "beggin'" ein cover ist?