laut.de-Kritik
Sanfter und eleganter Stilmix.
Review von Artur SchulzMadeleine Peyroux eröffnet "Standing On The Rooftop" mit dem Beatles-Classic "Martha My Dear". Eher eine irreführende Schelmerei genau wie ihre Ankündigung, sie wolle "diesmal härtere, ja sogar hässliche Klänge ausprobieren".
Tatsächlich zeichnet vornehme Zurückhaltung die 15 Tracks aus. In dem Mix aus Eigenkompositionen, diversen Covern sowie Kollaborationen mit namhaften Künstlern unterschiedlichster Coleur hinterlässt besonders Bill Wyman nachhaltigen Eindruck. Sein "The Kind You Can't Afford" mit leicht trunken umherschwingenden, kleinen Gitarren-Licks und einer kapriziös agierenden Madeleine ist ein Highlight des Albums.
Auf "The Things I've Seen Today" taucht die Peyroux ihren Jazz in diskreten Singer-Songwriter-Country. Natürlich nicht wild zügellos gallopierend, sondern klar struktiert, und in Verbindung mit leicht entrückt schwingenden E-Gitarren-Sounds. Dylans "I Threw It All Away" entlockt sie ganz neue Aspekte. Mit viel Akustik-Gitarre unterlegt Madeleine das luftige "Don't Pick A Fight With A Poet".
Die oft spartanisch, aber detailreich gehaltene Bearbeitung ihrer Titel fügt unterschiedlichste Fragmente zusammen, die sich in Madeleine Peyroux' Händen zu einem runden, stimmigen Ganzen entwickeln. Madeleine erschafft kein in üppigen, schweren Farben schwelgendes Ölgemälde, ihr musikalischer Pinselschwung entspricht eher Aquarellen.
Der spröde Piano-Jazz des gelungenen "The Party Oughta Be Comin' Soon" duelliert sich in einem spannend zu verfolgenden Kampf mit einem immer wieder auftauchenden Roots-Szenario. "Standing On The Rooftop" vermittelt mit kontrolliertem Rhythmus die Entsprechung stark aufwallender, und gleichzeitig dennoch immer unter Kontrolle gehaltener Emotionen und Gefühle.
Landläufigen Erwartungen stellt die Sängerin stets eigenwillige Interpretationen entgegen. Wer sich bei einem Titel wie "Meet Me In Rio" vorab auf überschäumendes Samba-Gewitter einstellt, wird (positiv) enttäuscht. Lateinamerikanische Elemente schlängeln sich dezent um die Ecke, übernehmen aber nie plakativ und vorlaut die Szenerie. Hier kultiviert Madeleine erneut elegantes Musik-Understatement. Kein Album für oberflächliche Lounge-Jazz-Hörer, sondern für relaxte Genießer, die ihre Zeit und Aufmerksamkeit gern vielschichtig angelegten Songs widmen.
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