laut.de-Kritik

Arctic Monkeys-Milchgesicht macht auf Rap-Checker.

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Also bitte. Seit wann dürfen jetzt schon Drummer berühmter Bands ihre Alltime-Lieblingssongs auf die Öffentlichkeit loslassen? Wobei die Frage in diesem Fall eigentlich lauten muss: Seit wann macht Arctic Monkeys-Milchgesicht Matt Helders auf Rap-Checker?

Antwort: schon immer. Die Schaffenspausen seiner Hauptband verbringt Helders außerdem gerne hinterm Remixpult, um dort Songs von Roots Manuva oder auch der Hives ein neues Antlitz zu verpassen. Die Ergebnisse machten schließlich die Verantwortlichen des Azuli-Labels aufmerksam.

In der Flut so genannter Promi-Compilations (DJ Kicks, Back To Mine, Under The Influence) gehört die "Late Night Tales"-Serie sicher zu den geschmackvolleren, da auch konzeptuell angelegt. Die Songauswahl betreffend macht Helders' Genre-Mix sicher keine schlechte Figur, gerät aber doch zu sprunghaft, um langfristig in Erinnerung zu bleiben.

Jeder DJ kennt das Gefühl: Der Koffer ist voller Hits, die nur noch in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht werden wollen. Warum aber gerade derjenige zum Helden der Nacht wird, der vermeintliche Nummer-Sicher-Hits im Hinblick auf Stringenz weglässt, ist eine der Fragen, auf die Millionen Wochenend-DJs im Land nie eine Antwort finden werden.

Bei Helders bin ich mir nicht ganz sicher. Einerseits verbreitet seine spätnächtliche Songauswahl auf dem Papier durchaus Vorfreude, andererseits überführt er die Theorie zuweilen sehr holprig in die Praxis. Von dieser Kritik ausgenommen sei der atmosphärisch gelungene Opener der italienischen Progrocker Goblin, auf den MF Doom in Gestalt von Viktor Vaughn mit "Vaudeville Villain" äußerst stimmig folgt sowie der Übergang von DJ Format zu den Bluesern von Little Barrie.

Danach wirds krude: Vom Stooges-Klassiker "Dirt", ungeschickt nach Helders' eigenem Dancestück "Dreamer" platziert, gibts nur zwei Strophen und einen Refrain, bevor das zugegeben tolle R'n'R-Instrumentalstück der 60s-Kapelle Johnny And The Hurricanes zu Ehren kommt - die wiederum von den Puppetmastaz feat. Modeselektor sofort in Grund und Boden geknüppelt werden.

Schade, denn mit Mos Defs "Ms Fat Booty", Tys Uralttrack "Break Lock" oder dem eher unbekannten Black Keys-Bluesschoppen "Thickfreakness" gäbe es so einiges zu entdecken. Wenngleich man von Roots Manuvas "Run Come Save Me"-Album natürlich nur einen Song wählen kann: "Witness (One Hope)". Es enttäuscht hier jedoch weniger der Connaisseur, als der auszuführende DJ, zu dessen Grundausstattung man das Händchen für einen atmosphärischen Mix schon zählen dürfen sollte.

Affenklopfer Helders scheint dagegen vor allem auf seine Stilvielfalt hinweisen zu wollen, die er mit Luniz' unsäglichem "I Got 5 On It" allerdings voll gegen die Wand setzt. Genauso unnötig und letztlich konsequent erscheint da die abschließende Spoken Word-Einlage von Monkey-Kumpel Alex Turner, die ausgerechnet auf einen Rapture-Track folgt. Als Gute-Nacht-Geschichte sollte eigentlich der gesamte Mix fungieren. Hätte man Helders vielleicht vorher mal sagen sollen.

Trackliste

  1. 1. Goblin - Connexion
  2. 2. Viktor Vaughn - Vaudeville Villain
  3. 3. Yamasuki - Yama Yama
  4. 4. Azeem - Play The Drum
  5. 5. DJ Format - Charity Shop Soundclash
  6. 6. Little Barrie - Free Salute
  7. 7. The Black Keys - Thickfreakness
  8. 8. Matt Helders Feat Nesreen Shah - Dreamer (exclusive Cover Version)
  9. 9. The Stooges - Dirt
  10. 10. Johnny And The Hurricanes - Sheba
  11. 11. Modeselektor Feat. Puppetmastaz - The Dark Side Of The Sun
  12. 12. Mos Def - Ms. Fat Booty
  13. 13. Luniz - I Got 5 On It
  14. 14. The Coral - Grey Harpoon
  15. 15. Minnie Riperton - Reasons
  16. 16. Roots Manuva - Dreamy Days
  17. 17. Ty - Break The Lock
  18. 18. Simian Mobile Disco - I Believe
  19. 19. The Rapture - Olio
  20. 20. Alex Turner - A Choice Of Three (exclusive Spoken Word Story)

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