laut.de-Kritik

Bodenständig, sympathisch und sogar etwas abgedreht!

Review von

Manchmal möchte man ein Buch doch anhand seines Umschlags beurteilen – oder in diesem Fall: eine CD anhand ihres Booklets. Während die meisten anderen Künstler sich weiterhin in getackerter Hochglanzoptik präsentieren, haben wir es hier mit Umweltpapier zu tun, matt und ohne eine einzige Nadel zusammengehalten. Bodenständig, sympathisch, lässig – wie Max Mutzke eben.

Und doch stimmt das nicht ganz, denn: Max Mutzke, anders als jeder vergangene DSDS-Star immer noch im Geschäft, hat sich weiterentwickelt. Er ist immer noch bodenständig, könnte immer noch der nette Studienkumpel sein, mit dem man abends im Schwarzwald ein Zäpfle-Bier trinkt - aber er macht etwas andere Musik. Und das klingt gut!

"Home Work Soul" beinhaltet entgegen seines Titels eben nicht hauptsächlich den typischen easy going Raab-Soul, sondern haufenweise richtig gute Popmusik. "High On Your Love" klingt zwar ein wenig wie Stevie Wonder (Mundharmonika und natürlich Mutzkes Stimme), bleibt aber modern durch markante Gitarreneinsprengsel. So entsteht schon beim ersten Track eine groovige Mischung aus Soul und Pop in seiner besten Ausführung.

"Let It Happen", die Single, groovt ebenfalls in Klavierlauf und Bläsern und lebt, wie fast alle anderen Songs, von seiner mitreißenden Melodie. Eine Vielzahl an Instrumenten (Bläser, Orgel, Klavier, Mundharmonika, bei "Feel The Heat" sogar ein Anklang von Banjo?) ist hier im Spiel, etwas Hall, etwas 80er-Soul, und aus dem netten Hintergrundgedudel von früher wird Liedmaterial, das bewusst gehört werden will.

Welchen großen Anteil dabei Mutzkes Stimme hat, wird besonders an "Can't Stop" deutlich. Sebastian Madsen von der gleichnamigen Band hat Mutzke einen Song geschrieben und singt gleich mal mit. Dabei bringt er erstaunlich viel Soul auf, kann aber mit Mutzkes Höhen- und Tiefenschmelz nicht mithalten. Trotzdem bleibt diese nord-süddeutsche Combo natürlich eine nette Idee.

Wo musikalisch viel erneuert wurde, bleibt textlich alles beim Alten. Man bewegt sich hauptsächlich in Sphären der Liebeslyrik, des Sehnens und Vor-Liebe-Verrücktwerdens. Das kann wie in "Can't Get You" etwas klischeehaft sein ("I can't get you out of my mind") oder auch in charmante Grammatikfehler münden wie in Y.O.U. ("Only Y.O.U. makes it allright"). Klar ist das Absicht, Y.O.U. ist schließlich nicht das Personalpronomen der zweiten Person Singular, sondern das Akronym all der Dinge, die das Personalpronomen zweite Person Singular mit sich bringt (Y=years I spent with you, O=only one that brought me through, U=Unity). Dazu eine sehr hübsche Orgellinie im Hintergrund, ein schmissiger Beat und man erhält ein schönes Lied. Ganz einfach, oder?

Zu einfach wird es allerdings bei "Fever". Obwohl für Mutzke ein wichtiger Song (sagt uns das Booklet), driftet der schöne Mix des Albums hier mit simplem Beat und angedeutetem Glockenspiel arg in banalen Poprock ab. "Music" und "Forever" machen das aber wieder gut.

In ersterem wagt man sich in elektronische Sphären, die 'Homemadeness' bleibt aber erhalten. Erinnert ein bisschen an Jamiroquai. In "Forever" klingt sogar ein wenig des oft gecoverten "You('ve) Got The Love" (zuletzt von Florence And The Machine) an, ohne es zu übernehmen. Eine zarte Klavierlinie, Sprechgesang und ein markanter E-Basslauf holen das Beste aus den Neunzigern zurück.

Letztendlich ist es also gar nicht so falsch, die CD über das Booklet zu bewerten: Alles bleibt sympathisch, nahbar und nett – nur vielleicht ein bisschen weniger bodenständig, etwas mutiger und etwas abgedrehter.

Trackliste

  1. 1. High On Your Love
  2. 2. Let It Happen
  3. 3. Wake Me Up In Vegas
  4. 4. Can't Stop
  5. 5. Fever
  6. 6. I Can't Get You
  7. 7. Different Tonight
  8. 8. Y.O.U.
  9. 9. Feel The Heat
  10. 10. Music
  11. 11. Easy Easy
  12. 12. Forever
  13. 13. Bang Bang

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