laut.de-Kritik
Noch mehr Tränen ...
Review von Vicky ButscherViel geweint hat Maximilian Hecker auf seinen bisherigen Alben ja schon. Doch auf "Lady Sleep" erscheint es legitim, sich die Frage zu stellen, ob es nicht langsam Überhand nimmt. Schon der Opener trieft über sechs Minuten in gediegener Trauer. Klassisch besetzt, steht das Klavier gleichberechtigt neben dem Gesang, gelegentlich von Streichern unterstützt. Erst nach vier Minuten kommen Band und die kompletten Streicher hinzu. Doch schon mit dem ersten Song setzt Hecker seiner triefenden Traurigkeit ein Monument.
Ja, so fühlt sich das für den Hörer an, auch wenn Hecker sich in diesem Punkt zutiefst missverstanden fühlt: Er meint nämlich, dass Leute, die seine Musik immer wieder hören, dies "aus Wollust an dem Leid, was ja auch Lust mit einbezieht" tun. Außerdem stimmt ihn "traurige Musik, je trauriger sie ist, immer glücklich".
Synthie-Effekte, die er auf den letzten Alben in seine klassische Instrumentierung einfließen ließ, fallen nun vollständig unter den Tisch. Vor allem das stets präsent eingesetzte Klavier lässt die Stücke auf "Lady Sleep" anmutig klingen. Hecker scheint seine Vocals darüber zu flüstern. Die altbekannten Ausbrüche in Richtung des gepflegten Kraches überkommen den Hörer dagegen auf dem getragenen "Yeah, Eventually She Goes" wieder.
Auch mit "Full Of Voices" entfernt er sich eindeutig vom Konzept der auf dem Rest des Albums zelebrierten größtmöglichen Vorsicht bei Instrumentierung und Umsetzung. Der Song lebt von seiner Vielschichtigkeit. Im Kontext des Albums hebt Hecker dort einige Spuren geradezu laut hervor. Das flächige "Help Me" führt anschließend zur drückenden Grundstimmung des Albums zurück. In diesem Song finden Menschen ihr Glück, die im Leid die emotionale Erlösung suchen.
Jeder Song stellt für sich genommen eine wundervolle, gefühlvolle Ballade dar. Am Stück gehört, ist diese Aneinanderreihung von bedrückendem Melancholie-Pop jedoch zu anstrengend. Gebt ihm doch endlich mal eine Freundin. Es muss doch nicht gleich Kate Moss sein!
Noch keine Kommentare