26. März 2013

"Ohne Hörer ist der Künstler nichts!"

Interview geführt von

Uchenna van Capelleveen, kurz Megaloh, verkörpert wohl genau das, was man gemeinhin als Stehaufmännchen bezeichnet. Nach jahrelangem Auf und Ab, einem gescheiterten Label, etlichen Anläufen und einem geplanten Karriereende scheint er nun endlich angekommen: Sein Quasi-Debüt "Endlich Unendlich" erschien jüngst auf Max Herres und Joy Denalanes Label Nesola.Sein langer Promotag neigt sich zwar langsam dem Feierabend zu, doch der Berliner scheint noch voll motiviert, eine halbe Stunde lang ausführlich sein neues Album zu besprechen. Wir unterhalten uns außerdem über die unwegsamen Umstände der Produktionsphase, deutschen Straßenrap, das "Auf Ewig"-Mixtape und die Zukunft.

Nach deiner letzten EP von 2010 wolltest du eigentlich mit dem Rappen aufhören. Warum das?

Ich mache ja - für die, die es vielleicht nicht wissen - schon seit Anfang der 2000er-Jahre Musik auf Deutsch. Ganz lange Zeit im Untergrund, dann aber auch über ein eigenes Label. Ich habe schon viel Energie und Zeit meines Lebens in die Musik gesteckt, weil es ja auch das ist, was ich liebe. Aber irgendwann kam halt der Punkt, an dem ich dachte, vielleicht muss ich mein Leben doch in eine andere Richtung lenken - man wird ja auch nicht jünger. Dazu kam der Frust fehlgeschlagener Pläne sowie die Tatsache, dass ich seit 2007 nichts rausgebracht hatte.

Ich war aufgrund meiner geschäftlichen Situation darauf angewiesen, dass mal etwas dabei rumkommt, was nicht passiert ist. Aber ich wollte eben trotzdem noch Musik oder zumindest noch mal irgendwas machen, anstatt nach und nach verschwinden. Die EP sollte quasi eine Art Abschluss für mich persönlich darstellen. Aber dann hab' ich halt gemerkt, dass ich irgendwie nicht aufhören kann. Ich habe die Musik mehr und mehr als Ventil genutzt, um eigene Konflikte und Krisensituationen zu überwinden. Und das hat mir total viel gegeben.

Dann kam eben auch der Output von außen, anderen Leuten hat es auch viel gegeben. Der Song "Traum Vom Fliegen" war in der Hinsicht ein Schlüsselerlebnis. Der kam auch um 2010, ist aber nicht auf der "Monster"-EP drauf, sondern war im Internet erhältlich. Und geht in die Richtung, in die ich mich dann immer mehr entwickelt habe. So sollte die Musik sein, die ich machen möchte. Wenn ich denn Musik mache.

Das passt ja, das war auch der allererste Song, den ich von dir gehört habe. Wie kam anschließend der Kontakt zu Max Herre und Nesola zustande?

Das geht eigentlich schon ziemlich weit zurück. Max und Joy waren früher öfter in einem jamaikanischen Restaurant in Moabit essen, das ein Kumpel von mir betrieben hat. Der hat dort auch immer meine damalige Musik gespielt. Max ist auf jeden Fall jemand, der ein sehr gutes Gespür für Talent und vorhandenes Potenzial hat. Im Nachhinein habe ich dann erfahren, dass er meine Sachen damals schon auf dem Schirm hatte. Allerdings haben wir uns erst 2009 oder 2010 mal zusammengesetzt. Und nach dem Remix von Joys "Niemand", auf dem ich vertreten war, haben wir dann Tacheles geredet und uns konkret über das Geschäftliche unterhalten.

Und dann ging es schließlich doch wieder an ein neues Album. Wie hat die Arbeit angefangen? Hast du dir ein paar Beats gepickt oder wurden dir die Sachen ähnlich wie bei Max Herres "Hallo Welt!" auf den Leib geschneidert?

Im Endeffekt wurde das schon alles auf meinen Leib geschneidert. Allerdings gab es zuerst mal die Zielsetzung: Was möchte ich mit dem Album machen? Was für Musik möchte ich machen? Also ich hab' jetzt nicht klar durchdekliniert, was das alles sein soll. Wichtig war für mich, dass es in erster Linie ehrlich ist. Und der musikalische Anspruch war, dass es alles zeitlos ist und Trends überdauert. Es sollte echte Musik sein, auch wenn sich das jetzt ein bisschen klischeehaft anhört. Aber man kann das zum Beispiel in rein technischer Hinsicht auf die echten Instrumente oder inhaltlich auf die ehrlichen Geschichten beziehen.

Die Beats habe ich mir größtenteils ausgesucht, hauptsächlich von Ghanaian Stallion. Das ist auch mein Live-DJ, den ich schon seit Kinderschuhen kenne und mit dem ich seit 2009 wieder zusammenarbeite. Auf der "Monster"-EP war er schon mit drauf, jetzt hat er auch das meiste gemacht. Von Max und KAHEDI habe ich auch was bekommen, die haben auch was ausproduziert. Farhot aus Hamburg ist drauf, den kennt man vielleicht von Nneka, hat schon große Sachen gemacht. DJ Sca ist drauf, Frequency ist drauf, aber es ist eigentlich schon ein überschaubarer Kreis an Produzenten. Die Songs sollten miteinander harmonieren und das passt ganz gut so.

Wieso hat es im Endeffekt so lange gedauert?

(Lacht) Das war in der Vergangenheit immer so mein Problem. Beziehungsweise ich wusste nicht, wie viel Zeit letztlich doch erforderlich sein wird, um bestimmte Sachen auch so zu machen, dass sie einen selbst zufrieden stellen. Ich wollte eben was Neues machen, was aber trotzdem an das Vorherige anschließt und es beinhaltet. Und das Level musste ich halt erst mal erreichen. Ich hatte das Gefühl, dass ich da handwerklich und technisch schon angekommen war. Aber gerade dieses Ansprechen ehrlicher, persönlicher Themen kam ja erst ab 2010.

Als wir die Platte 2011 dann geschäftlich konkretisiert hatten, habe ich erst mal ein paar Monate gebraucht, um überhaupt den ersten Song zu machen. Weil ich mir selber einfach so viel Druck gemacht habe und eben was ganz Bestimmtes wollte. Dort hinzukommen, hat einfach etwas länger gedauert. Aber ich hoffe, die Leute verzeihen mir das, denn wir haben da wirklich viel reingesteckt. Dann bin ich am Ende des Tages glücklich, und ihr seid es auch.

"Ich freue mich wahnsinnig über das ASD-Feature."

Als ich dich im vergangenen Herbst als Support auf der "Hallo Welt!"-Tour gesehen habe, hast du in der Ansage der neuen Single "Loser" schon erwähnt, dass du gerade Urlaub nehmen musstest. Sprich: Du hast dich und deine Familie über die Jahre nicht gerade mit einem Labelvorschuss ernährt. Im Song geht es dann auch darum, dass du immer noch jeden Tag, auf Deutsch gesagt, schuften gehst.

So siehts aus. Malochen (lacht).

Wie lief das denn mit der Albumproduktion? Das kann man sich irgendwie schwer vorstellen. Du kannst dir ja nicht ständig Urlaub nehmen, um ins Studio zu gehen.

Nee, insgesamt gibt es ja nur 28 Tage, oder so, Urlaub im Jahr. Die hab' ich eigentlich alle für Live-Auftritte gebraucht. Ich hatte da keinen freien Tag, den ich für mich oder fürs Studio nutzen konnte. Das war dann schon immer nach der Arbeit. Ich stehe halt um vier auf, wie man in dem Song "Loser" hört. Mittlerweile stehe ich teilweise um zwei Uhr auf, aber die zwei Stunden ... (lacht) Dann geht das so bis zehn, elf. Danach versuche ich, wenn's geht und ich nicht zu müde bin, noch Sport zu machen. Damit ich mich körperlich auch irgendwie gut fühle.

Und danach geht's dann bis abends ins Studio. Wobei, im Studio war ich gar nicht so oft, weil ich gar kein eigenes hab' und die Miete ja kostspielig ist. Deshalb habe ich die meiste Zeit entweder zuhause oder draußen geschrieben. Bei Ghanaian Stallion war es eine ähnliche Situation, der hat auch zuhause mit minimalistischem Equipment produziert. Und am Ende sind wir dann ins Studio gegangen und haben das ausproduziert, finalisiert und aufgenommen. Die meiste Zeit haben wir also außerhalb verbracht.

Keine allzu komfortable Situation.

Nee, aber das hört man auf dem Album, finde ich, gar nicht. Und manchmal sind es auch solche Situationen, die die Triebfeder bilden. Weil man da einfach rauswill. Auf der einen Seite hat man diesen positiven Antrieb, man macht es aus Liebe zur Musik. Andererseits hat man eine unbequeme, unwegsame Situation, aus der man raus möchte. Das heißt, man kann sich gleichzeitig wegdrücken und -ziehen. Das hilft irgendwie auch. Bei dem nächsten Album hätte ich trotzdem gerne ein eigenes Studio, also kauft bitte alle meine Platte! (lacht)

Genau das wäre meine nächste Frage: Hast du denn Ambitionen, zumindest in den nächsten paar Monaten von der Musik zu leben und vielleicht auch deine Familie zu ernähren?

So schnell wird das nicht gehen. Ich würde mir natürlich wünschen, dass das irgendwann in absehbarer Zeit möglich ist. Aber ich denke, das dauert erst mal. Allein bis das Geld für die Platte wieder drin ist. Die GEMA-Abrechnung kriegen wir, glaube ich, erst ein halbes Jahr später. Ich bin zudem nicht in der Situation, dass mich schon alle kennen. Daher wird das schätzungsweise eher über eine lange Zeit funktionieren, aber dafür nicht so 'Boom' in die Höhe.

Wichtig ist, dass ich viele Shows spiele. Das ist eben die Gelegenheit für Künstler, von ihrer Musik leben zu können. Eine eigene Tour ist auf jeden Fall geplant, aber erst nach den Festivals. Ich werde dieses Jahr sehr viel spielen. Ich bin jetzt erst noch mal mit Max auf der "Hallo Welt!"-Tour. Dann im Sommer bei den Festivals, da hab ich noch nicht alle Bestätigungen. Aber ich werde auf jeden Fall auf dem Splash! und auf dem Hip Hop Open sein. Im Herbst können wir dann die eigene Tour machen, bis dahin ist die Platte hoffentlich bei genug Leuten angekommen. Man kennt die Texte, und dann können wir zusammen feiern.

Du hast einige Features auf der Platte, wie kamen die zustande?

Nur nach musikalischen Kriterien. Das sind alles Leute, die ich mir so gewünscht habe. Manche kannte ich vorher nicht, die habe ich dann auf der Suche nach geeigneten Gästen kennengelernt. Roland Meyer de Voltaire zum Beispiel. Ich habe für das Lied ["Leben Lieben Lernen", d. Red.] einen bestimmten Sänger gesucht und als mir seine Musik präsentiert wurde, hat sie mir sofort gefallen. Er ist auch privat ein Supertyp. Wir kommen gut miteinander klar und harmonieren auch musikalisch sehr gut, können innerhalb von ein paar Stunden schon einige Entwürfe machen. Das ist natürlich eine gut Ausgangsbasis für die Zukunft.

Ich bin mit allen Künstlern, die drauf sind, sehr, sehr zufrieden. Ich freu mich natürlich wahnsinnig über das ASD-Feature. Für die, die es nicht wissen: Das sind Afrob und Samy Deluxe - eine der meist gefeierten Deutschrap-Combos, die es je gab, die seit langer Zeit nicht mehr da war, und von der die Fans des guten Hip Hop ein Comeback erwarten.

Da stellt sich natürlich die Frage, warum es gerade die hochkarätigen Features mit ASD und Marteria nicht auf die Standardversion, sondern nur auf die Deluxe Edition geschafft haben.

Bei der Standardversion handelt es sich um den echten Kern des Albums, die Geschichte, den roten Faden. Die Bonus Edition bietet zusätzliches Material, was aber eben auch hochwertig sein soll. Ich bin kein Freund davon, dass Leute Bonus-CDs anbieten, nur damit es eben welche gibt. Die sollten schon auch einen Anreiz bieten. Es ist auch ein Solosong von mir drauf, der für die richtige Version zu hart war (lacht). Nein, er hat eben nicht so sehr reingepasst.

Wobei ich auch finde, dass "Entgegen Der Norm" in Sachen Härte ein wenig heraussticht.

Ja, das stimmt schon. Obwohl, "Neue Schritte" ist ja auch etwas härter. Aber ja, "Entgegen Der Norm" ist schon der kompromissloseste Song, das sagt ja schon der Titel. Der macht schon klar, dass man nicht immer Mitschwimmen, sondern sich auch mal aus Überzeugung gegen etwas stellen sollte. Wenn's denn die richtige Überzeutung ist.

Befürchtest du nicht, dass es eine gewisse Fraktion an Hip Hop-Fans gibt, die sich mehr davon gewünscht hätte?

Doch, die gibt es bestimmt. Es gibt immer Fraktionen, denen man es nicht recht machen kann. Das hab ich auf jeden Fall nach dem vorab veröffentlichten "Auf Ewig"-Mixtape gemerkt. Letztlich war der Ansatz ja, eine Hommage abzugeben. Sachen zu feiern und wieder ins Bewusstsein zu rufen, die man früher vielleicht selber gefeiert hat und die wichtig für den deutschen Hip Hop waren.

Einige haben das aber, glaube ich, ziemlich falsch verstanden. Viele haben das zwar gefeiert, aber manche dachten, dass ich die Typen [Curse, RAG, Freundeskreis etc., d. Red.] alt aussehen lassen wollte. Die haben das so verstanden, dass ich versuche, mich mit denen zu vergleichen. Aber das war halt wie gesagt eine Hommage. Ich habe da keine Songkonzepte ausgepackt. Ich wollte einfach daran erinnern, was für eine coole Zeit das war. Nicht mehr und nicht weniger. Aber davon wird es in der Zukunft wahrscheinlich auch noch mehr Teile geben.

Sehr schön. Das Ganze hat ja ein wenig an Aphroes "90" erinnert.

Dabei habe ich davon erst danach etwas mitbekommen. Ich hatte Aphroe und RAG leider sowieso nicht wirklich auf dem Schirm, denn ich war nie ein großer Deutschrap-Hörer. Nicht weil er schlecht war, sondern weil ich einfach so viel amerikanischen Rap gehört hab'. Erst jetzt, als ich den RAGs "Ohne Gewähr"-Beat verwendet habe, konnte ich Aphroe und seine Skills wirklich für mich entdecken. Das "90"-Album konnte ich leider noch nicht hören, aber man hat mir das Konzept schon erklärt. Auf jeden Fall eine coole Sache.

Du wirst von allen Seiten als 'ewiges Talent' angekündigt.

Wie Alexander Zickler! (lacht) Den kennt schon keiner mehr, oder?

Doch, klar, den kennt man noch. Jedenfalls lastet auf deinem Debüt nach all den Jahren der Komplimente von allen Seiten sicherlich ein hoher Erwartungsdruck. Spürst du den selber auch?

Das stimmt. Also den Druck habe ich mir eigentlich schon in der Produktionsphase gemacht. Der kam auch nicht von außen, sondern von mir selber und von meinen hohen Ansprüchen. Jetzt bin ich in der Position, dass das Album fertig ist und ich warte, dass es rauskommt. Klar ist man da ein bisschen ... nervös würde ich nicht sagen, aber ich weiß einfach nicht, in welche Richtung es gehen wird.

Wie gesagt, es wird kein Ding, das jetzt direkt 'Boom' macht, obwohl ich - ohne jetzt angeben zu wollen - finde, dass die Musik echt gut ist. Jeder, der das bisher gehört hat, hat mir das eigentlich bestätigt. Man sollte erst mal was Vergleichbares finden. Aber vielleicht muss man auch nichts Vergleichbares suchen. Die Musik soll für sich stehen und ich würde mich freuen, wenn die Leute sie für sich entdecken und mehr daraus wird.

Keine plumpen Sätze und keine Fäkalsprache mehr

Lass uns noch über die lyrischen Inhalte der Platte sprechen. Zu welchem Anteil sind die denn autobiographisch?

Also 100 Prozent kann ich nicht sagen, dann wär' ich ja nackt. Aber ich habe auf jeden Fall nicht rumgelogen oder irgendwelche Sachen erzählt. Es ist schon sehr persönlich. Teilweise hab' ich mich auch ein bisschen rausgezogen. Man ist ja auch der Künstler, möchte auch für viele sprechen und nicht nur Exhibitionismus betreiben. Schaut mich an, habt alle Mitleid oder freut euch alle für mich - das war nicht mein Anliegen.

Ich wollte in erster Linie Emotionen teilen, nimm den Song "Loser". Klar steht nicht jeder um vier Uhr morgens auf, um zu arbeiten. Aber die meisten Leute kennen einfach den Schweinehund, den man jeden Morgen überwinden muss. Es ist mir wichtig, dass es in meiner Musik immer noch eine Ebene gibt, in die man sich hinein versetzen kann.

"Ich sage auf dieser Platte nur Dinge, für die ich mich niemals werde schämen müssen", zitiert dich der Pressetext. Hatte das zur Folge, dass du dir beim Schreiben mehr Gedanken machen musst?

Auf jeden Fall, vor allem bezüglich Vokabular. Ich wollte keine plumpen Sätze sagen oder Fäkalsprache benutzen, einfach nur, um sie benutzt zu haben. Wenn man es anders sagen kann, finde ich es mittlerweile cooler, das auch zu tun. Das hat sich ein bisschen geändert. Auf der "Monster"-EP war mir das eher egal, aber da hatte ich ja auch noch diese Haltung: Ihr könnt mich alle mal (lacht).

Ein sehr prägnantes Zitat auf deinem viel beachteten und gefeierten Gastpart auf "Hallo Welt!" lautet: "Rap ist (die) einzige Mucke, wo man das, was man sagt, auch verkörpern muss." Findest du es denn verwerflich, wenn andere Künstler als sogenannte Imagerapper Erfolg haben?

Also verwerflich nicht. Ich gönne jedem seinen Erfolg. Aber ich dachte immer, dass es darum geht. So habe ich Rap eben kennengelernt. Für mich war guter Rap halt auch immer authentisch. Es ging vor allem um einen eigenen Style und eine Message. Ich will aber niemanden kritisieren, jeder soll seins machen. Heutzutage kann alles stattfinden, Rap ohne Message ebenso wie Rap mit Message. Oder harter Rap neben softem Rap.

An den beiden Herrschaften, die gerade auf der Eins gelandet sind, hast du also auch nichts auszusetzen.

Wen meinste jetzt?

Kollegah & Farid Bang.

Ah, ja, die haben viel verkauft in der ersten Woche. Wie viel noch mal?

80.000.

Uiuiui. Ja, cool, die machen ja eher so Actionrap, oder? Also ich hab mich mit deren Images noch nicht so wirklich auseinandergesetzt. Klar, man kennt halt ein paar Videos, aber ich bin da noch nicht so tief drin. Bei Kollegah hab' ich auf jeden Fall schon Skills gehört, was den Umgang mit dem Wort betrifft. Daher kann ich den Jungs nur herzlichen Glückwunsch aussprechen.

Als Argument gegen das Vorurteil, er könne mit Straßenrap nichts anfangen, hat Max Herre in einem Mixery Raw Deluxe-Interview letztes Jahr ganz ausdrücklich auf den Streetrap-Hintergrund seines neuen Signings Megaloh hingewiesen. Siehst du dich denn heute noch in der Rolle des Straßenrappers, oder ist das Vergangenheit?

Gutes Argument, auf jeden Fall. Ich werde ja auch immer in diesen Straßentopf reingesteckt. Allein wenn ich reinkomme und die Leute sehen, wie ich angezogen bin. Das äußere Erscheinungsbild lässt sie immer vermuten, dass ich in den Topf gehöre. Und ich komme ja aus Moabit, aus einem gewissen Umfeld und hab' auch mal dementsprechende Texte gemacht. Aber letztendlich bin ich ein Mensch wie jeder andere, und man hat verschiedene Facetten. Max hat ja auch nicht nur das eine Gesicht. Jeder ist vielseitig. Mir ist es schon immer wichtig gewesen, die Musik zu machen, auf die ich gerade Bock hab'. Und die Möglichkeit habe ich bei Nesola bekommen.

Hörst du denn gerade deutschen Straßenrap?

Ich habe eigentlich nie viel Deutschrap gehört, eher Amis und Franzosen. Aber jetzt gibt es in Frankfurt mit den Azzlackz gerade eine interessante Bewegung. Das finde ich zum ersten Mal ganz cool. Ohne dass ich den anderen von früher jetzt ihre Credits absprechen will. Aber gerade das mit den ausländischen Wörtern finde ich sehr cool, denn die gehören einfach dazu. Das ist auf der Straße eben so.

Vielleicht kennst du den Film "Ein Prophet". Das ist ein französischer Gefängnisfilm. Die Person, die am Anfang das Opfer ist, triumphiert am Ende dadurch, dass sie so viele verschiedene Sprachen kann. Sehr geil, muss man sich reinziehen. Aber deshalb feier ich das so, vor allem Celo & Abdi. Ssios Ansatz, zu rappen, finde ich auch sehr lustig. Cool auch, dass er auf die alten Amibeats rappt. Das zeigt ja auch seine Liebe für diese Ära. Da geht auf jeden Fall einiges.

Welche Rolle spielen für dich eigentlich die vier Elemente des Hip Hop? Bist du auch damit aufgewachsen, oder spielte diese Vielschichtigkeit der Hip Hop-Kultur eher keine Rolle?

Also kurz bevor ich zu rappen anfing, habe ich auch mal versucht, zu malen. In der Schule auf'n Tisch. Das sah immer ziemlich scheiße aus (lacht). Das habe ich daher sehr früh eingestellt. Der Tänzer war ich auch nie. DJ zu sein, lag mir auch zu fern, dafür hätte ich mir auch erst mal Equipment holen müssen. Insofern war das Rappen schon immer da Hauptding. Wobei ich die anderen Sachen schon auch liebe, das "Dr. Cooper"-Video war eine coole Kooperation mit den 1UP-Jungs, so graffiti-mäßig.

Und wie sieht's mit der nächsten Platte aus? Wird die wieder so lange auf sich warten lassen?

Nee, auf keinen Fall, ich hör nicht auf. Ich bin im Kopf konzeptuell auch schon dran. Mein Leben bietet mir auch keine andere Möglichkeit. Geld für Urlaub werde ich jetzt eh nicht mehr haben und ich muss ja die ganze Zeit Promo für "Endlich Unendlich" machen. Es ist auf jeden Fall noch sehr viel geplant. Aber wie wir alle wissen, macht das Leben einem oft Striche durch die Rechnung. Es hängt auch sehr viel von euch ab. Ohne die Hörer ist der Künstler nichts.

Dann wünsche ich dir alles Gute und dass alles so verläuft, die du es dir vorstellst.

Dankeschön! Dass du mich zum Gespräch eingeladen hast, hat ja auf jeden Fall schon mal einen Teil dazu beigetragen.

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